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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Laden.
    Es kam.
    Jim lehnte sich an den Ford und dachte: Ich fürchte Corbett Handahl, weil er mehr über mein Leben in New Svenborg weiß als ich.
    Bumm-Bumm-BUMM.
    Es war da.
    Handahl sah Jim verwundert nach.
    »Ich glaube, er ist nie darüber hinweggekommen, was mit seinen Eltern geschah - und mit Lena«, sagte Holly.
    Der Apotheker nickte. »Kein Wunder bei einer so schrecklichen Sache. Er war ein netter Junge; es brach ihm das Herz.« Bevor Holly Gelegenheit bekam, sich nach Lena zu erkundigen, fügte Handahl hinzu: »Wollen Sie mit ihm im Farmhaus wohnen?«
    »Nein. Wir bleiben nur einige Tage hier.«
    »Es geht mich eigentlich nichts an, aber ich finde es schade, daß soviel Land brachliegt.«
    »Nun, Jim ist kein Farmer«, entgegnete Holly. »Und da sich niemand für das Anwesen interessiert…«
    »Wie bitte? Junge Dame, die Leute stünden Schlange, wenn Jim bereit wäre, die Farm zu verkaufen.«
    Holly blinzelte.
    »Auf dem Gelände gibt es einen guten artesischen Brunnen«, erklärte Handahl. »Man hat also immer Wasser, in einem County, in dem es häufig daran mangelt.« Der Apotheker lehnte sich an den granitenen Tresen und verschränkte die Arme. »Und damit noch nicht genug. Wenn der alte Mühlteich voll ist, übt die Wassermasse einen solchen Druck auf die Quelle aus, daß sich der Zustrom verringert. Aber wenn man zu pumpen beginnt, um Getreide zu bewässern, verstärkt sich der Zustrom wieder. Auf diese Weise bleibt der Teich praktisch immer gefüllt, wie der magische Krug im Märchen.« Er neigte den Kopf zur Seite und musterte Holly. »Hat Jim Ihnen gesagt, er fände keinen Käufer für die Farm?«
    »Nun, ich nahm an …«
    »Tja, vielleicht ist er sentimental geworden«, brummte Handahl. »Vielleicht will er die Farm nicht verkaufen, weil er zu viele Erinnerungen damit verbindet.«
    »Möglich«, entgegnete Holly. »Aber sicher sind es nicht nur gute.«
    »Das stimmt wahrscheinlich.«
    »Zum Beispiel der Tod seiner Großmutter«, sagte Holly und versuchte, wieder auf das eigentliche Thema zurückzukommen. »Sie starb …«
    Ein rasselndes Geräusch unterbrach sie. Mehrere Flaschen mit Shampoo, Haarspray, Vitaminen und bunten Tabletten wackelten in den Regalen.
    »Ein Erdbeben«, sagte Handahl und blickte besorgt zur Decke hoch, als fürchte er, sie könne jeden Augenblick einstürzen.
    Die Behälter in den Regalen erzitterten noch stärker, und Holly wußte, daß sie nicht von einem Erdbeben bewegt wurden. Das Rasseln vermittelte ihr eine Warnung: Sie sollte Handahl keine weiteren Fragen stellen.
    Bumm-Bumm-BUMM, Bumm-Bumm-BUMM.
    Die gemütliche Welt der Apotheke brach auseinander. Einige Flaschen fielen, jagten wie Geschosse heran. Holly duckte sich, hob die Arme über den Kopf. Mehrere kleine Behälter sausten dicht über sie hinweg und trafen Handahl. Die Vitrine mit dem Luftbefeuchter hinter der Kasse vibrierte, und Holly ließ sich instinktiv zu Boden fallen. Es krachte laut, und einen Sekundenbruchteil später regnete es Glassplitter; sie schnitten dort durch die Luft, wo Holly eben noch gestanden hatte. Rasch stand sie wieder auf und eilte zum Ausgang. Hinter ihr stürzte die schwere Kasse vom Tresen, verfehlte sie nur um wenige Zentimeter und ersparte ihr dadurch ein gebrochenes Rückgrat. Bevor sich die Wände verwandelten, bevor sie zu pulsieren begannen und ein entsetzliches Monstrum gebaren, erreichte Holly die Tür, floh am Zeitungsstand vorbei auf die Straße und ließ Handahl in einem Chaos zurück, das er noch immer für die Folgen eines Erdbebens hielt.
    Der dreifache Herzschlag pochte nun aus dem Bürgersteig unter ihren Füßen.
    Jim lehnte am Wagen und zitterte am ganzen Leib. Sein aschfahles Gesicht zeigte den Ausdruck eines Mannes, der dicht vor einem Abgrund stand, in die dunkle Tiefe starrte und versuchte, den Mut zum Sprung zu finden. Er reagierte nicht, als Holly seinen Namen nannte, schien fast bereit zu sein, vor der finsteren Macht zu kapitulieren, die er seit vielen Jahren unterdrückt - und gleichzeitig genährt hatte. Jetzt brach sie hervor.
    Holly riß ihn vom Wagen fort, schlang die Arme um ihn, schmiegte sich an ihn, wiederholte immer wieder seinen Namen, rechnete damit, daß der Gehsteig neben ihr explodierte und ein gräßliches Etwas nach oben sprang, daß ein alp traumhaftes und reales Monstrum Greifklauen, Tentakel und Krallen nach ihr ausstreckte … Aber der dreifache Herzschlag verklang. Nach einer Weile hob Jim ebenfalls die Arme und drückte sie an

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