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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sein Taschengeld für alle Science-fiction- und Gruselgeschichten aus, die ich ihm besorgen konnte. Nun, damals kamen zwei Dollar in der Woche einem kleinen Vermögen gleich. Immerhin kosteten normale Taschenbücher nur fünfundvierzig oder fünfzig Cents.«
    Klaustrophobie senkte sich auf Jim herab, so dicht wie ein schweres Leichentuch. Die Apotheke erschien ihm schrecklich klein, bot kaum mehr genug Platz, und er verspürte nur noch den Wunsch, sie so schnell wie möglich zu verlassen.
    Er kommt, dachte er in einem Anflug von Panik. Er kommt.
    »Vielleicht lag es an seinen Eltern, daß ihn in erster Linie solche Sachen faszinierten«, sagte Handahl.
    »Wie meinen Sie das?« Dünne Falten bildeten sich in Hollys Stirn.
    »Ich kannte Jamie - Jims Vater - nicht besonders gut, aber an der Oberschule war ich nur eine Klasse unter ihm. Nichts für ungut, Jim, aber dein Vater hatte einige exotische Interessen. Nun, inzwischen hat sich die Welt geändert, und wahrscheinlich wirkten sie heute nicht mehr so ausgefallen wie damals in den fünfziger Jahren.«
    »Exotische Interessen?« wiederholte Holly neugierig.
    Jim sah sich in der Apotheke um und überlegte, aus welcher Richtung der Feind kommen, welcher Fluchtweg offen bleiben würde. Innerlich schwankte er zwischen einer akzeptierenden Haltung gegenüber Hollys Theorie und strikter Ablehnung. Derzeit war er völlig sicher, daß sie sich irrte. Es handelte sich nicht um eine Kraft, die aus seinem Innern stammte. Der Feind stellte ein separates, unabhängiges Wesen dar, ebenso wie der Freund. Er brachte Unheil und Verderben, während der Freund Gutes bewirkte. Und schlimmer noch: Er konnte jeden beliebigen Ort aufsuchen, sich jederzeit manifestieren. Er kam nun. Jim wußte, daß er kam - um sie alle zu töten.
    »Nun«, sagte Handahl, »als Kind kam Jamie hierher - damals kümmerte sich mein Vater um den Laden - und kaufte die Pulp-Magazine, deren Titelseiten Roboter, Ungeheuer und halbnackte Frauen zeigten. Häufig sprach er davon, daß wir eines Tages Menschen zum Mond schicken würden, und deshalb hielten ihn viele Leute für ein wenig sonderbar. Aber er hat recht behalten. Es wunderte mich nicht, als ich hörte, daß er seinen Job als Buchhalter aufgab, eine Frau aus dem Showbusineß heiratete und sich seinen Lebensunterhalt mit einer Psycho-Nummer verdiente.«
    »Psycho-Nummer?« Holly sah Jim an. »Ich dachte, dein Vater hätte bei Warner Brothers gearbeitet und deine Mutter sei Schauspielerin gewesen.«
    »Ja«, erwiderte er halblaut. »Das stimmt auch - bis sie ihre Nummer entwickelten.«
    Er hatte sie fast vergessen, und das verwirrte ihn. Wie konnte man so eine Nummer vergessen? Er besaß alle Fotos von den Gastspielreisen; viele davon hingen an den Wänden in seinem Haus. Er sah sie jeden Tag, ohne sich daran zu erinnern, daß sie zwischen den einzelnen Vorstellungen entstanden waren.
    Er kam. Es dauerte jetzt nicht mehr lange.
    Der Feind befand sich in unmittelbarer Nähe.
    Jim wollte Holly warnen, brachte jedoch keinen Ton hervor.
    Irgend etwas schien Lippen und Zunge gelähmt zu haben.
    Das finstere Wesen kam.
    Und es verhinderte, daß er Holly warnte. Es wollte sie überraschen.
    Handahl rückte die letzten Schachteln zurecht. »Was mit ihnen geschah … Eine Tragödie, eine echte Tragödie. Jim, als du damals hierhergekommen bist, um bei deinen Großeltern zu wohnen, warst du verschlossen und in dich gekehrt. Niemand bekam ein Wort aus dir heraus.«
    Hollys Aufmerksamkeit galt vor allen Dingen Jim. Offenbar ahnte sie seine Verzweiflung.
    »Im zweiten Jahr, nach Lenas Tod, stand es noch schlechter um ihn«, fuhr Handahl fort. »Er hatte ganz und gar die Sprache verloren, schien für den Rest seines Lebens stumm bleiben zu wollen. Erinnerst du dich, Jim?«
    Holly hob erstaunt die Brauen. »Deine Großmutter starb im zweiten Jahr, als du elf warst?«
    Ich habe ihr gesagt, daß sie seit fünf Jahren tot ist, dachte Jim. Warum fünf Jahre, wenn die Wahrheit vierundzwanzig lautet?
    Das Wesen kam.
    Er spürte es.
    Es näherte sich.
    Der Feind.
    »Entschuldigt bitte«, sagte er. »Ich muß nach draußen, um frische Luft zu schnappen.« Hastig verließ er die Apotheke, blieb am Wagen stehen und keuchte.
    Als er zurückblickte, stellte er fest, daß Holly ihm nicht gefolgt war. Durch das Schaufenster beobachtete er, wie sie sich weiterhin mit Handahl unterhielt.
    Es kam.
    Hör auf, Holly, fuhr es Jim durch den Sinn. Sprich nicht mehr mit ihm. Flieh aus dem

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