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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Vollkommen undurchdringliche Schwärze wich dunklem Grau aus dahintreibendem Rauch, in dem rotes Glühen pulsierte. Es ging von Flammen aus, die im Qualm verborgen blieben und deren Licht sich an Millionen von Aschepartikeln widerspiegelte. Das Feuer konnte jederzeit neue Nahrung finden, ihm jäh entgegenwogen und ihn bis auf die Knochen verbrennen.
    Er schaffte es nicht.
    Keine atembare Luft.
    Tödliche Glut auf allen Seiten.
    Ja, er würde verbrennen wie eine lebende Talgkerze. In einer Vision, die nicht etwa auf den Einfluß der höheren Macht zurückging, sondern aus Entsetzen und Grauen wuchs, beobachtete Jim, wie er resigniert auf die Knie sank. Das Kind in den Armen. Ein Teil der Flammen …
    Ein Windstoß traf ihn. Irgend etwas saugte den Rauch nach links.
    Ironheart sah Tageslicht, kühl und grau, leicht vom schrecklichen Flackern des brennenden Treibstoffs zu unterscheiden.
    Die Angst davor, im letzten Augenblick einer Stichflamme zum Opfer zu fallen, verlieh ihm neue Kraft. Er eilte in das Sicherheit verheißende Grau und fiel aus dem Flugzeug. Es wartete keine Treppe auf ihn, auch keine Notrutsche, nur Erde. Glücklicherweise hatte man dort erst vor kurzer Zeit Getreide geerntet und die Stoppeln untergepflügt. Der bestellte Boden war hart genug, um Jim die Luft aus den Lungen zu pressen, aber er brach sich nichts.
    Er drückte Casey weiterhin an sich und rang nach Atem. Nach einer Weile rollte er auf die Knie, stand auf und hielt das Kind in den Armen, als er von der DC-10 forttaumelte und die Korona aus Hitze verließ, die von dem Flugzeug ausstrahlte.
    Einige Überlebende liefen fort, als gebe es an Bord der Maschine eine große Ladung Dynamit, die jeden Augenblick explodieren und halb Iowa zerstören konnte. Andere wanderten ziellos umher, offensichtlich unter schwerem Schock. Jim sah auch mehrere Passagiere, die auf dem Boden lagen - zu schwach, um aufzustehen verletzt - vielleicht tot.
    Dankbar atmete Jim die frische Luft und hustete sich letzte Qualmreste aus den Lungen, während er nach Christine Dubrowek Ausschau hielt. Er drehte den Kopf hin und her, rief ihren Namen, bekam jedoch keine Antwort. Befand sie sich noch immer im Flugzeug? Ironheart dachte plötzlich daran, daß er im Gang vielleicht nicht nur über Dinge hinweggestolpert war, sondern auch über gefallene Menschen.
    Casey schien zu ahnen, was ihm durch den Kopf ging. Sie ließ das weiße T-Shirt mit den Palmen fallen, keuchte einige Male, klammerte sich an Jim fest und rief ebenfalls nach ihrer Mutter. Die ängstliche Stimme des Mädchens schien anzudeuten, daß es das Schlimmste erwartete.
    Ironheart hatte einen ersten Hauch von Triumph gespürt, aber jetzt klirrte neue Furcht in ihm, wie Eiswürfel in einem hohen Glas. Der warme Augusttag schien vor ihm zurückzuweichen, und auch die Hitze des brennenden Flugzeugs ließ nach. Arktische Kälte kroch heran.
    »Steve?«
    Zuerst reagierte er nicht auf diesen Namen.
    »Steve?«
    Dann fiel ihm ein, daß er sich als Steve Harkman vorgestellt hatte - ein Rätsel, das sowohl die Dubroweks als auch den echten Steve Harkman für den Rest ihres Lebens begleiten würde -, und er wandte sich der Stimme zu. Christine taumelte über den bestellten Acker, Rußflecken auf der Kleidung und im Gesicht, ohne Schuhe, die Arme nach Casey ausgestreckt.
    Jim überließ ihr das Mädchen.
    Mutter und Kind umarmten sich glücklich.
    Christine weinte und blickte über Caseys Schulter. »Danke. Danke dafür, daß Sie meine Tochter gerettet haben. Mein Gott, Steve, dafür kann ich Ihnen gar nicht genug danken.«
    Er wollte keinen Dank. Er wollte Holly Thorne, lebend und unverletzt.
    »Haben Sie Holly gesehen?« fragte er besorgt.
    »Ja. Sie hörte ein Kind, das um Hilfe rief, und sie dachte, es sei vielleicht Casey.« Christine bebte am ganzen Leib und sah sich wie gehetzt um. Sie schien zu glauben, daß sie noch nicht alles überstanden hatten, daß sich jeden Augenblick die Erd öffnen, heiße Lava spucken und ein neues Kapitel des Alptraums beginnen konnte. »Wieso wurden wir getrennt? Ich bin Ihnen gefolgt, fand mich plötzlich draußen wieder, und Sie … waren nicht in der Nähe.«
    »Holly«, sagte Jim ungeduldig. »Wohin ging sie?«
    »Sie wollte wieder nach hinten, um Casey zu holen, aber dann begriff sie, daß die Stimme des Kindes von weiter vorn kam.« Christine hob eine Handtasche und fuhr fort: »Sie nahm ihre Tasche mit, ohne es zu merken, gab sie mir schließlich und kehrte zurück - sie wußte,

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