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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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spezielle Empfindungen entgegenbrachte.
    Die individuellen Reminiszenzen verharrten jeweils nur für ein oder zwei Sekunden im inneren Zentrum ihrer Aufmerksamkeit, aber der nahe Tod verzerrte die Zeit, und dadurch gewann Holly den Eindruck, daß sie viele Minuten lang über jene Menschen nachdachte. Sie erlebte nicht etwa eine filmartige Rückschau auf ihr Leben, sondern entsann sich an die Protagonisten darin was kaum einen Unterschied machte.
    Die DC-10 knackte und knarrte, heulte und kreischte, zitterte und bebte, und Hollys Blick blieb nach innen gerichtet. Trotzdem hörte sie Christine Dubrowek, die sich kurz vor der Landung an ihre Tochter wandte: »Ich hab’ dich lieb, Casey.«
    Holly begann zu weinen.
    Dreihundert Meter.
    Delbaugh zog das Steuer ein wenig nach hinten und richtete den Bug auf.
    Alles schien in Ordnung zu sein - wenn man die besonderen Umstände berücksichtigte.
    Ihr Anflugvektor bildete einen knappen Winkel zur Landebahn, aber vielleicht konnte Delbaugh die Maschine ausrichten, sobald sie auf dem Boden waren. Wenn nicht … Nun, dann rollten sie drei oder vier Kilometer weit über den Beton, bevor sie von der Piste abkamen und ein Feld erreichten, das den Eindruck erweckte, als habe man dort vor einigen Tagen Korn geerntet. Es handelte sich nicht gerade um ein wünschenswertes Ziel, aber bis dorthin hatte sich ihr Bewegungsmoment bestimmt stark reduziert. Vielleicht brach das Flugzeug trotzdem auseinander - es hing davon ab, über was für einen Boden die Räder des Fahrwerks rollten -, doch die Wahrscheinlichkeit dafür, daß der ganze Rumpf zerfetzt wurde, war recht gering.
    Zweihundert Meter.
    Keine Turbulenzen mehr.
    Die DC-10 schwebte wie eine Feder.
    »Na schön«, brummte Anilow, und Delbaugh sagte gleichzeitig: »Ruhig, ruhig.« Beide Piloten dachten: Es sieht gut aus; wir schaffen es.
    Hundert Meter.
    Der Bug noch immer oben.
    Perfekt.
    Landung und …
    DOING!
    Ein lautes Quietschen der Reifen untermalte dieses seltsame Geräusch. Delbaugh entsann sich an die Warnung des Fremden. »Schub auf Nummer eins!« stieß er hervor und riß das Steuer nach links. Yankowski erinnerte sich ebenfalls und zögerte nicht, den entsprechenden Gashebel zu betätigen - obwohl er die Prophezeiungen für Unsinn gehalten hatte. Die rechte Tragfläche kippte nach unten - >Jim< behielt erneut recht -, aber das rechtzeitige Ausgleichmanöver sorgte dafür, daß sie sich sofort wieder nach oben neigte. Es bestand die Gefahr einer Überkompensation, und deshalb gab Delbaugh einen neuen Schubbefehl, während er noch immer versuchte, die Maschine nach links zu drücken. Sie rollten, rollten über die Runway, das Flugzeug zitterte, und Delbaugh ordnete die Schubumkehr an, weil angesichts ihrer hohen Geschwindigkeit nach wie vor eine Katastrophe drohte, sie rollten und rollten, nicht in einer geraden Linie auf der Landebahn, sondern in einem leichten Winkel, allmählich wurden sie langsamer, aber sie rollten noch immer … Die rechte Tragfläche kippte erneut, begleitet von einem metallischen Kreischen, als müder Stahl Probleme im Tragflächenstutzen, dort, wo er am Rumpf befestigt ist, hatte der Fremde gesagt - den enormen Belastungen erlag. Sie rollten und rollten, aber Delbaugh konnte nichts gegen die breiter und länger werdenden Risse im Stutzen unternehmen; es war ihm nicht möglich, nach draußen zu klettern und die verdammten Nieten festzuhalten. Sie rollten und rollten, und die Geschwindigkeit verringerte sich, aber die rechte Tragfläche schwang wie in Zeitlupe dem Boden entgegen, reagierte nicht mehr auf die Gegenmaßnahmen, nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Spitze vom Boden, o Gott, die Tragfläche …
    Holly spürte, wie sich das Flugzeug noch weiter nach rechts neigte. Sie hielt den Atem an oder glaubte es zumindest -, und gleichzeitig schnappte sie verzweifelt nach Luft.
    Das Knacken und Kreischen überlasteten Metalls dröhnte seit einigen Minuten durch den Rumpf, doch jetzt wurde es plötzlich lauter. Noch weiter nach rechts. Ein kanonenartiges Donnern ertönte, die Maschine erbebte heftiger als jemals zuvor. Das Fahrwerk gab nach.
    Sie rollten nicht mehr, sondern rutschten über die Landebahn. Die Passagiere wurden in ihren Sitzen hin und her geworfen. Dann drehte sich die DC-10; Hollys Puls raste, und tief in ihrem Innern verkrampfte sich etwas. Sie fühlte sich wie in einem riesigen Karussell, aber es machte überhaupt keinen Spaß. Der Gurt kam einer scharfen Klinge an ihrer Taille

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