Die Kälte in dir (German Edition)
wissen.
»Alfred Hilger«, erklärte Nachtmann.
Der Hauptkommissar sah Kristina an, als wolle er von ihr wissen, ob ihr der Mann bekannt war. Kristina lief trotz der Hitze im Raum ein eisiger Schauder über den Rücken. Sie hatte zu ihrem Gespräch mit Alfred Hilger noch keinen Bericht verfasst. Der Mechaniker tauchte in den Ermittlungsakten lediglich mit Vornamen auf, weil Ilona Piecek ihn in ihrer Aussage erwähnt hatte.
Scheiße, wieso hatte sie das rausgezögert?
Weil Daniel den Mechaniker ausfindig gemacht hatte, war ihr bislang keine plausible Erklärung eingefallen, unter welchen Umständen es zu einer Befragung von Alfred Hilger gekommen war. Eine Vorladung des Werkstattbesitzers war nun unumgänglich und sie musste alles daran setzen, dieses Verhör selbst und ohne Decher durchzuführen. Es würde sie mächtig in Erklärungsnot bringen, wenn der Autoschrauber vor dem SoKo-Leiter damit herausrückte, dass sie ihn schon in die Mangel genommen hatte, ohne je ein Protokoll geschrieben zu haben.
»Mir fällt eben ein, Hilger hat mich Anfang der Woche genau aus diesem Grund angerufen«, redete Nachtmann weiter. »Er wollte ebenfalls wissen, ob ich den Mann kenne, der Jakub in jener Nacht geholfen hat.«
Ihre Blicke kreuzten sich erneut.
»Sie sind sicher, dass sie nur zu zweit waren? Könnte nicht noch eine dritte Person dabei gewesen sein?«, hakte Decher nach.
»Wie gesagt, ich habe nur Jakub und den anderen gesehen.«
Der Hauptkommissar biss sich auf die Unterlippe. »Haben Sie Ihrer Aussage noch etwas hinzuzufügen?«, fragte er den Lageristen.
Sonderlich ergiebig war die Unterhaltung in der Tat nicht. Kristinas Gewissheit wurde bestärkt, dass Jakub Piecek mit dem Architekten Bruno Schwarz in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auf dem Recyclinghof zugange gewesen war. Das belegten auch die sichergestellten Spuren.
Lutz Nachtmann rückte nah an das Mikro. Auf seinem Nasenrücken standen jetzt Schweißperlen. »Nageln Sie mich nicht fest, aber dieser andere Kerl, der im Mantel. Ich glaube, der hatte eine Knarre.«
14
Wieso hatte Schwarz eine Waffe?
Das ergab keinen Sinn, nachdem Kristina bislang davon ausgegangen war, dass der Architekt von Piecek gezwungen worden war, das Gelände des Wertstoffhofs zu betreten.
Hatte es sich bei dem Unbekannten im Mantel etwa nicht um Bruno Schwarz gehandelt?
Wer im Umfeld der Ermittlungen kam dann infrage? Hannes Achterberg? Oder hatte gerade eine neue, nicht einzuschätzende Figur das Spielbrett betreten? Eine für sie unbekannte Figur, die ihnen bislang noch nicht untergekommen war? Jemand, der beispielsweise auf Osswalds Liste stand.
Ein Rächer?
Alles in allem sammelte sich weiterhin ausreichend Diskussionsbedarf für die Sonderkommission an, doch Thorwald Decher eilte nach dem Verhör zum nächsten Termin, ohne zu verraten, was sich dahinter verbarg. Besprechung auf Abruf, ließ der LKA -Ermittler verlauten und war weg.
Auch gut!
Trotzdem musste Kristina Nachtmanns letzte Bemerkung mit jemandem erörtern. Da sie auch Sonja und Ralf nicht im Büro vorfand, suchte sie Sampos Refugium im Untergeschoss des Gebäudes auf.
Er brühte ihnen einen Kaffee auf und überließ ihr seinen Stuhl, während er sich gegen die Wand lehnte.
Sein Büro sah erstaunlich aufgeräumt aus, bedachte man den Berg von Arbeit, der in den letzten Tagen angefallen war. In der Regel trug er weiße T-Shirts zu seiner obligatorischen Jeans, deshalb fiel ihr das außergewöhnlich gemusterte Hemd sofort auf.
»Hast du noch was vor heute?«
Er ignorierte ihre Frage, lächelte nur und nippte an seinem Kaffee.
Soweit sie wusste, hatte er noch nie erwähnt, eine Beziehung zu führen. Demnach sollte sie ihm sein Date gönnen. Sie verspürte einen Anflug von Eifersucht. Ständig zog sie ihn damit auf, dass er Miriam Wuppermann den Hof machte, ohne es wirklich ernst zu meinen. Doch jetzt hatte sie plötzlich dieses Bild vor Augen: die beiden, vertraut an einem Pärchentisch in einem kleinen italienischen Restaurant, romantisch mit Kerzenlicht. Wie sie sich mit ausladenden Rotweinschwenkern zuprosteten und über die flackernde Flamme hinweg verliebt in die Augen sahen …
»Wie schaffst du es, diese Ordnung zu halten?«, fragte sie, um das Hirnkino abzustellen.
»Zu Hause wartet niemand auf mich«, antwortete Sampo, als wüsste er, worüber sie nachgedacht hatte.
Er konnte es nicht so böse gemeint haben, wie es bei ihr ankam. Ihm schien in dieser Sekunde nicht bewusst zu sein, dass
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