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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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selbst klar geworden sein, dass ich einer von jenen Ermittlern war, die hinter dem Spatz her waren. Ob sie damit zu ihrem Vater ging oder ob er seine Tochter überwachen ließ und auf diesem Weg herausbekam, mit wem sie sich eingelassen hatte, kann ich dir nicht sagen.«
    »Er hat eure Beziehung für sich ausgenutzt«, stellte Kristina fest.
    Daniel sah ein, dass er die Sache nun abkürzen konnte. Es fühlte sich ohnehin mit jeder Minute unerträglicher an, darüber zu reden. »Nicht direkt. Sie fragte mich nicht etwa darüber aus, worin meine Tätigkeit bei der Polizei bestand. Sie verlangte auch nicht, dass ich Fahndungsergebnisse an sie weiterreichte. Aber natürlich war ich ab dem Zeitpunkt der Offenbarung befangen. Ich hätte zu meinem Chef gehen und mich von dieser Ermittlung befreien lassen müssen. Aber ich habe den Mund gehalten und weitergemacht. Ohne zu ahnen, dass die Kollegen mich längst im Visier hatten. Was auch Worobjow spitzbekam. Ich weiß bis heute nicht, wie. Plötzlich landete eine große Menge Geld auf meinem Konto, was für die Fahnder nur einen Schluss zuließ: Ich hatte dem Spatz Informationen verkauft. Es lief alles aus dem Ruder, und urplötzlich flog auch noch unser verdeckter Ermittler auf. Ich schwöre Stein und Bein, damit hatte ich nichts zu tun. Das Ende vom Lied war, dass Worobjow seinen Kopf aus der Schlinge zog, kurz bevor wir sie hätten zuziehen können. Darja verschwand aus meinem Leben, dafür stand die Staatsanwaltschaft vor der Tür. Ja, das war es im Großen und Ganzen.« Er sah sie erwartungsvoll an, aber Kristina schwieg.
    Ihr Blick ruhte auf dem Wasser, das die rote Farbe der untergehenden Sonne angenommen hatte.
    Daniel hatte seine Beichte abgelegt, aber Kristina konnte nicht diejenige sein, die ihm die Absolution erteilte. Sie hatte seine Wahrheit gehört, aber die Liebe machte ihn befangen.
    Sie wusste, dass man zuweilen alles tat, um einen Menschen festzuhalten, ohne den man nicht leben zu können glaubte. Selbst wenn man sich dabei schadete. Sie konnte ihn nicht verurteilen, von seiner Dummheit allerdings auch nicht freisprechen. Ein bisschen erinnerte seine Geschichte an ihre eigene. An die Enttäuschung, die ihr Herz so schwer gemacht hatte, als sie sich eingestehen musste, dass ihre Beziehung zu Kai gescheitert war.
    Kai. Sechs Jahre lang hatten sie sich gegenseitig ertragen. Dann war er davongeschlichen, in die Arme einer anderen Frau, die ihm weniger zusetzte. Kristina meinte sich zu erinnern, dass er sich genauso ausgedrückt hatte. Nur weil er nicht in der Lage war, einen ordentlichen Streit auszutragen. Besser wegrennen als sich anzuschreien, das war seine Devise gewesen. Jetzt konnte sie sich nicht einmal mehr an die Gründe erinnern, warum sie ständig auf Konfrontation aus gewesen war. Da war die Eifersucht. Nicht zuletzt, weil er für einiges keine Erklärung hatte. Unter anderem für die Telefonnummer von Miriam Wuppermann in seiner Anruferliste. Kristina hatte bislang nie den Mut gefunden, die Ärztin darauf anzusprechen. Stattdessen hielt sie sich mit Sticheleien auf, welche die Pathologin mitmachte. Vielleicht, weil doch etwas zwischen ihr und Kai gewesen war?
    Verdammt, es wäre besser, die Vergangenheit hinter sich zu lassen!
    Letztlich war die Trennung das Richtige gewesen. Ihr Befinden hatte sich danach gebessert. Das Gewicht, das auf ihrer Seele gelastet hatte, war zusammen mit ihrem Lebensgefährten verschwunden. Sie konnte wieder aufrecht gehen. Natürlich war da der Schmerz. Kristina war gekränkt und zuweilen ohne Boden unter den Füßen. Doch es gab diese Phasen, in denen sie glaubte, fliegen zu können, geleitet von der Gewissheit, dass es der einzig gangbare Weg gewesen war.
    Wenn sie ehrlich war, hatte sie bislang nie wirklich Gelegenheit gefunden zu hinterfragen, was zwischen ihnen schiefgelaufen war. Nach Albrecht Holles Schlaganfall war sie ununterbrochen im Dienst gewesen. Eine Tatsache, die sich bis hier und heute fortsetzte. Das hatte es nicht leichter gemacht, war so gesehen der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Damit war ihrer Beziehung jegliche noch vorhandene Grundlage entzogen worden.
    Sie hatte Kais Flucht nicht einmal richtig bemerkt, weil sie mit einem intensiven Fall betraut gewesen war. Wieder einmal. Ihr Lebensgefährte hatte unbemerkt sein Zeug packen und verschwinden können. Er hatte so lange geschwiegen, bis er eine eigene Wohnung gefunden hatte. In Hamburg. Weil er vergessen hatte zu erwähnen,

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