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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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Kriminaltechniker mit der grau melierten Stoppelfrisur.
    Er deutete den Fluss hoch bis zur ersten Fußgängerbrücke auf Höhe der Rundsporthalle, die am anderen Ufer durch die Bäume zu sehen war. Die Rems hatte Carola Walz etwa zweihundert Meter mit sich genommen, bevor sich ihr toter Körper im seichten Wasser unter einer Wurzel verfangen hatte, die ufernah unter der Oberfläche ins Flussbett ragte. Das dichte Buschwerk, das dort wuchs, hatte offenbar verhindert, dass man sie früher entdeckte. Erst dem Angler, der vor Sonnenaufgang direkt dort an der Wasserkante seine Köder ausgeworfen hatte, war das Schimmern der weißen Bluse auf dem algenreichen Grund aufgefallen.
    Kristina folgte Holger zur Brücke und durch dorniges Gestrüpp die steile Böschung hinab. Selbst für sie nicht einfach. Hier verbarg dichter Pflanzenbewuchs den Tatort, der direkt im Schatten des Brückenpfeilers lag. Eine Stelle, die in der Tat von keiner Uferseite eingesehen werden konnte.
    Bevor der Täter sie getötet hatte, musste er Carola Walz dort hingelockt haben. Nur wie? Wäre sie mit einem Wildfremden durch die Büsche gestiegen? Ihre Überlegung, dass das Opfer seinen Mörder gekannt hatte, wurde greifbarer.
    Sampo krabbelte auf der nackten Erde unter der Fußgängerbrücke herum und kratzte Bodenproben vom morastigen Untergrund, den die Sonne selbst im Hochsommer nie zu erreichen schien und deshalb nicht ausgetrocknet hatte. Er sah bedrückt aus, als er zu ihr aufblickte.
    Das hier geht uns allen an die Nieren.
    »Wie habt ihr die Stelle so schnell gefunden?«, fragte sie ihn.
    »Gleich dort oben wohnt ein Kollege von der Hundestaffel. Ich war so frei, ihn rauszuklingeln. Der Hund war ohnehin schon wach und sein Besitzer ließ sich überzeugen«, erklärte der Forensiker und wies mit seinem Kopf in Richtung der Häuserzeile, die sich in etwa dreißig Metern Entfernung entlang des Remsufers erstreckte. »Der Hund brauchte keine fünf Minuten, um die Stelle hier zu finden. Wegen des feuchten Untergrunds sind die Blutspuren frisch geblieben.« Sampo richtete sich auf und verstaute das Glasröhrchen mit der blutgetränkten Erde in seinem Laborkoffer.
    »Irgendwas, das auf den Täter schließen lässt?«
    Er deutete die Böschung hoch. »Anzunehmen, dass wir Faserspuren an dem Gestrüpp finden werden. Da kommt keiner durch, ohne an den Dornen hängen zu bleiben. Wenn du mir jemanden bringst, dem ich sie zuordnen kann, hast du deinen Täter.« Danach holte er ein Tütchen aus dem Koffer und reichte es ihr.
    Kristina kippte den Inhalt auf ihre Hand und warf ihm einen fragenden Blick zu.
    »Den trug sie bei sich. In einem Stoffbeutelchen um ihren Hals. Könnte zu einem Schließfach passen«, schlug Sampo vor.
    Das war allerdings ungewöhnlich. Was besaß Carola Walz Wertvolles, das sie in einem Schließfach aufbewahrte? Es musste etwas sein, das die Frau vor ihrer Mutter hatte verbergen wollen.
    Hatte das jüngste Mordopfer ebenso ein Geheimnis gehabt wie Egon Osswald, der Todesanzeigen an einer Kellerwand sammelte?
    Miriam Wuppermann kam über die Wiese auf sie zu, grüßte mit einem knappen Nicken und stellte ihren Untersuchungskoffer neben die Leiche. Sie trug ein Kleid im Safarilook, das einen Blick auf ihre gebräunten Beine erlaubte. Kristina schluckte den Neid herunter, dafür war die Situation unpassender denn je.
    Der dritte Mordfall innerhalb von fünf Tagen. Es lag nahe, dass sie die Sache bald ans Landeskriminalamt abgeben mussten, wenn sich nicht unverzüglich ein Fahndungserfolg einstellte.
    »Eindeutig dieselben Verletzungen wie bei Egon Osswald«, sagte die Pathologin nach wenigen Minuten und ohne Kristina anzusehen. Stattdessen zeigte sie auf die zerfetzte Bauchhöhle der Frau. »Die Verstümmlung deutet ebenfalls auf die Entnahme von Viszeralfett hin.«
    »Das ist doch …« Kristina wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Dr. Wuppermann trat neben sie. »Todeszeitpunkt, mit Vorbehalt, gestern zwischen elf und vierzehn Uhr, aller Wahrscheinlichkeit nach durch Verbluten. Es ging schnell. Dem Opfer wurde die Hauptschlagader auf Höhe des Magens durchtrennt. Auf den ersten Blick lassen die Verletzungen darauf schließen, dass es derselbe Täter war. Nur das Messer war diesmal schärfer.«
    »Er hatte es dabei, das heißt, er war vorbereitet. Nicht wie bei Osswald im Garten. Dort griff er sich, was zur Verfügung stand.«
    »Sieht so aus, als hätte er Gefallen daran gefunden«, fügte die Ärztin an.
    Es war dunkel. Jeder

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