Die Kälte in dir (German Edition)
Allem Anschein nach ist er ein verschlagener Kleinkrimineller, es geht ihm darum, Geld zu ergaunern. Hat die Habgier ihn so weit getrieben?«
Piecek passte auch für Daniel nicht unbedingt ins Profil. »Wenn er nicht der Mörder ist, warum ist er dann untergetaucht?«
»Falls er Osswald und Schwarz tatsächlich erpresst hat, hat er allen Grund sich zu verstecken. Immerhin sind beide tot«, antwortete Kristina.
Sie erreichten die Innenstadt und bogen fünf Minuten später in die Straße ein, in der sich Arthur Lorenz’ Praxis befand. Vor dem Gebäude parkte ein Streifenwagen.
Adrenalin schoss in Kristinas Blutbahn. Wenn zutraf, was sie eben mit Daniel diskutiert hatte, dann beseitigte der Mörder Menschen, die ihn kannten.
Waren sie zu spät, und der Spezialist für Stoffwechselerkrankungen war bereits das nächste Opfer?
Rennend legten sie im Treppenhaus die drei Stockwerke zurück und drängten durch die Eingangstür. Vor dem Empfangstresen standen zwei Uniformierte, die sich überrascht nach ihnen umdrehten.
Kristina zeigte ihren Dienstausweis vor. »Was ist passiert?«, fragte sie nach Luft japsend.
»Wir hatten einen Einbruch«, antwortete die ebenso verwirrt dreinblickende Sprechstundenhilfe hinter der Theke, bevor die Stuttgarter Kollegen reagieren konnten.
Die Erleichterung darüber, nicht einen weiteren Toten vorzufinden, brachte Kristinas Puls wieder runter.
»Was macht die Waiblinger Kripo hier, wenn ich fragen darf?«, wollte der ältere der Polizisten wissen.
Für wenige Augenblicke galt die Aufmerksamkeit Daniels Pflaster und dem grüngelb verfärbten Auge darunter. Automatisch griff er sich an die Stirn, als wolle er die Blessuren verstecken.
»Wir suchen einen ärztlichen Rat«, erklärte Kristina knapp, nicht gewillt, den Grund ihres Besuchs näher zu erläutern. »Wurde denn etwas gestohlen?«, wandte sie sich an die dunkelhaarige Arzthelferin, die Daniel am Vortag versorgt hatte.
Der ältere der beiden Streifenpolizisten hob mahnend den Finger, doch die Sprechstundenhilfe quasselte bereits drauf los. »Das können wir noch nicht sagen. Der Medikamentenschrank ist jedenfalls nicht aufgebrochen worden.«
»Ich glaube nicht, dass das die Kollegen aus dem Remstal etwas angeht«, fiel ihr der Uniformierte ins Wort und lächelte schmallippig. »Wo sie doch nur eine fachliche Auskunft einholen möchten. Natürlich erst, nachdem wir mit Dr. Lorenz gesprochen und ein Protokoll aufgenommen haben.«
Die Dunkelhaarige wirkte mit einem Mal überfordert und hätte wohl gern Nummern vergeben und die geballte Exekutive ins Wartezimmer geschickt, um die aufgeheizte Situation vom Tisch zu haben. Stattdessen erschien Arthur Lorenz in der Tür seines Behandlungszimmers. Die vielen Leute vor der Empfangstheke schienen ihm nicht zu behagen. Sichtlich nervös nestelte er in bekannter Manier in den Taschen seines Ärztekittels herum.
Er bemerkte Kristina und wurde noch ein Stück käsiger. »Sie schon wieder?«
»Nicht wegen des Einbruchs«, klärte sie ihn auf. »Die Herren hier sind vor mir dran.«
Der ältere Uniformierte rückte seine Mütze zurecht. »Na, dann wollen wir mal!«
Dr. Lorenz verschwand mit den Polizisten im Behandlungszimmer. Kristina trat an die Empfangstheke und bemühte sich um ein freundliches Lächeln für die Arzthelferin. Die junge Frau sah ihr beunruhigt entgegen.
»Woran hat der Einbrecher sich zu schaffen gemacht?«
»Sind Sie jetzt doch zuständig?«, fragte sie vorsichtig.
»Wie heißen Sie?«
Sie blickte zur Tür des Behandlungszimmers, die ihr Chef eben hinter sich geschlossen hatte, als müsse sie um Erlaubnis bitten, sich vorstellen zu dürfen. »Ela Chiumenti«, antwortete sie schließlich.
»Gut, Frau Chiumenti. Wie mein Kollege bereits gestern erwähnte, ermitteln wir in einem Mordfall, weshalb Sie mir bitte überlassen, ob ich zuständig bin oder nicht. Und jetzt beantworten Sie bitte meine Frage.«
»Ich dachte halt …«
»Es sieht hier nicht aus, als hätte jemand etwas durchwühlt. Wie haben Sie den Einbruch bemerkt?«
Sie deutete zur Eingangstür. »Das Schloss ist kaputt. Außerdem wurden die Karteikartenschränke aufgebrochen, und unser Computer fehlt.«
Kristina umrundete den Tresen und betrachtete die Schubladen. Die Schließvorrichtung war an allen drei Schränken gewaltsam ausgehebelt worden. »Die Patientenakten?«
»Ja. Wir haben das meiste zum Glück schon digitalisiert. Die Unterlagen sind zentral auf einem Server gespeichert, weshalb keine
Weitere Kostenlose Bücher