Die Kälte in dir (German Edition)
Daten verloren sind, auch wenn der Rechner jetzt weg ist. Aber es ist trotzdem ärgerlich. Ich weiß gar nicht, ob wir heute überhaupt öffnen können.« Sie zeigte auf die Kabel, die sich, ihrer Anschlüsse beraubt, unter ihrer Schreibablage hervorschlängelten.
Kristina deutete auf die Aktenschränke. »Fehlen Unterlagen?«
»Um das rauszukriegen, müsste ich die Krankenblätter erst mit den EDV -Daten abgleichen. Ich könnte das auf Arthurs … ich meine, Dr. Lorenz’ Laptop einsehen.« Sie machte einen Schritt hinter der Theke hervor, bevor ihr einfiel, dass das Sprechzimmer noch durch zwei weitere Beamte belegt war. »Ist das jetzt eilig?«
Für mich ja
, dachte Kristina. Leider war der Täter schlau genug gewesen, alle Schränke aufzubrechen. Damit erübrigte sich die Chance, die alphabetisch sortierten Krankenblätter auf eine bestimmte Buchstabenfolge einschränken zu können.
»Es wäre gut, wenn Sie sich schnellstmöglich an den Datenabgleich machen. Vielleicht finden Sie bei der Gelegenheit doch noch einen Bruno Schwarz unter den Patienten«, raunte Kristina.
Ela Chiumenti bekam große Augen und schüttelte den Kopf.
»Tun Sie Ihr Bestes!«, verlangte Kristina und drehte sich zu Daniel um.
Er hockte vor der Eingangstür und begutachtete den zerstörten Schließzylinder.
»Er war nicht sonderlich darum bemüht, keine Spuren zu hinterlassen«, erklärte er, nachdem sie zu ihm getreten war.
»Vermutlich konnte er es nicht besser«, antwortete Kristina. »Demnach kein Einbruchsprofi, was meine Annahme bestärkt, dass es unser Täter gewesen sein könnte. Wenn er beabsichtigte Spuren zu beseitigen, dann wohl auch seine Krankenakte. Woraus sich folgern ließe, dass er bei Lorenz in Behandlung war.« Ehe sie weitersprechen konnte, vibrierte das Handy in ihrer Hosentasche.
»Hier ist Sonja. Wo steckst du? Decher sucht dich.«
»Kannst du ihn noch eine Stunde hinhalten?«
»Wie stellst du dir das vor? Was soll ich ihm sagen?«, wollte ihre Kollegin wissen.
»Sag ihm, ich habe einen Arzttermin!« Damit trennte Kristina die Verbindung. Sie drehte sich um. Hinter ihr standen die Streifenpolizisten.
»Der Doktor ist jetzt frei«, sagte der Alte lakonisch.
»Sagt Ihnen der Name Jakub Piecek etwas?«
Das Sonnenlicht fiel durch die Lamellenvorhänge und zerschnitt das Sprechzimmer in helle und dunkle Streifen.
Arthur Lorenz brauchte auch diesmal keine Denkpause. »Nicht, dass ich wüsste. Ständig kommen Sie mir mit neuen Namen … Ist das der Mörder von Frau Walz?« Verunsichert blickte er zu Daniel, der sich mit beiden Händen auf die Lehne des zweiten Besucherstuhls stützte.
Kristina ging nicht auf seine Frage ein. »Haben Sie Patienten, deren Stoffwechselstörung dazu führt, dass sie zu viel oder zu rasch Fett verbrennen?«, wollte sie stattdessen wissen.
»Sie wissen, dass ich Ihnen dazu nichts sagen kann«, ermahnte er sie aufs Neue. Nachdem er für eine Minute unbeholfen zwischen Tür und Behandlungsliege herumgestanden hatte, fand er auf seinen Platz hinter dem Schreibtisch zurück.
»Rein hypothetisch«, erwiderte Kristina und blinzelte gegen den blendenden Lichtstreifen an, der nun direkt über Lorenz’ Schädel fiel. »Nehmen wir an, ich leide an einer Schilddrüsenüberfunktion. Was passiert mit mir?«
»Das ist … ja, denkbar«, stammelte er. »Auch wenn ich nicht verstehe, wohin Ihre Frage führen soll.«
»Geben Sie mir einfach eine Diagnose, damit wäre mir womöglich schon gedient.«
»Der Stoffwechsel wäre im schlimmsten Fall abnorm beschleunigt.«
»Schlimmster Fall, das ist gut«, soufflierte Daniel in ihrem Rücken.
Wie es schien, wurde seine Bemerkung von Lorenz überhört, denn er fuhr unbeeindruckt fort. Er tauchte ein in das Element, in dem er sich heimisch fühlte, und erstmals machte er nicht den Eindruck, ein Problem damit zu haben, dass ihm die Polizei gegenübersaß.
»Die Folge wäre ein rascher Gewichtsverlust, der unter Umständen auch nicht mit erhöhter Nahrungsaufnahme kompensiert werden kann. Zu wenig Körpersubstanz bringt wiederum einen Mangel an Energieträgern mit sich. Wird von außen zu wenig Nahrung zugeführt oder kommt es krankheitsbedingt nicht dort an, wo es hin soll, um die Energieversorgung der Organe und des Gehirns zu gewähren, greift der Körper auf die eingelagerten Fettreserven zurück, bis diese verbraucht sind.«
»Und dann?«
»Der Glycosespiegel im Blut sinkt drastisch ab, die Leber beginnt sogenannte Ketonkörper zu
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