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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Sie folgen uns seit dem Morgengrauen.«
    »Es sind Chorl«, sagte Bullick, senkte das Fernrohr und reichte es an Avrell weiter.
    »Haben sie sich genähert?«
    Bullick schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich halten sie Abstand, weil wir fünf Schiffe sind.«
    »Können wir sie abschütteln?«, wollte Avrell wissen. Er hatte das Fernrohr an sich genommen und hielt es sich ans Auge.
    »Nein. Nicht mit unserem derzeitigen Gewicht und bei diesem Wind. Die drei Chorl-Schiffe könnten es vielleicht, aber nicht die beiden Handelsschiffe.«
    Ich schaute hinauf zu den Segeln. Zwar konnte ich keinen Unterschied in ihrer Anordnung zwischen jetzt und vorher erkennen, doch es fühlte sich an, als kreuzte das Schiff langsamer.
    »Vielleicht bekommen wir doch noch Gelegenheit, die Änderungen am Schiff auf die Probe zu stellen«, meinte Keven.
    Bullick grunzte; dann rief er einen Befehl, woraufhin Männer zu beiden Seiten unter Deck eilten.
    »Was für Änderungen?«, fragte ich.
    »Seit dem Vorfall mit der Jungfer und dem Angriff auf Amenkor haben wir versucht, zusätzliche Verteidigungseinrichtungen an den Handelsschiffen anzubringen«, erklärte Keven.
    »Selbst wenn sie beschließen, uns anzugreifen«, sagte Bullick,»wird es Stunden dauern, bis sie uns einholen. Wir brauchen sie nicht mehr vom Deck aus zu beobachten.«
    Es war eine klare Entlassung, dennoch rührte sich niemand. Avrell gab das Fernrohr an Keven weiter, als die Besatzungsmitglieder wieder an Deck auftauchten. Sie trugen Eimer, Taue, Enterhaken und ein paar große Truhen.
    William wandte sich mir zu. »Und wir waren fast außerhalb der Seestraße …«
    Ich befahl Marielle und Trielle, sich unter Deck zu begeben, und trug ihnen auf, Heddan und Gwenn ebenfalls dort zu lassen. Dann bemühte ich mich, nicht im Weg zu stehen, und beobachtete, wie die Eimer hinuntergesenkt, mit Meerwasser gefüllt und für den Fall eines Feuers an Deck bereitgestellt wurden. Weitere Truhen wurden gebracht, aus denen Kriegsbeile, Äxte und Schwerter, Dolche und Armbrüste zum Vorschein kamen. Bullick verschwand für fünfzehn Minuten und kehrte mit einer formelleren Kapitänsuniform bekleidet zurück, einschließlich eines um die Mitte gegürteten Schwerts in einer Scheide. Auch Keven, William, Avrell und die Gardisten bewaffneten sich. Zwischen den Schiffen wurden Zeichen gegeben. Seit die Chorl-Schiffe gesichtet worden waren, hatte die Formation sich so geändert, dass die beiden Handelsschiffe dicht zusammen in der Mitte segelten und von den drei kleineren Verteidigungsschiffen umgeben wurden. Mittlerweile konnte ich einzelne Personen auf den Decks der anderen Schiffe ausmachen, doch um die Gesichter zu erkennen, waren sie zu weit weg.
    Mittags berichtete Bullick: »Sie holen auf. Ich schätze, in drei Stunden haben sie zu uns aufgeschlossen.«
    Anspannung senkte sich über das Schiff.
    Ich begab mich unter Deck und fand Marielle, Trielle, Heddan und Gwenn vor Ottuls Kabine vor. In Ericks Kabine sammelte Isaiah mit ernster Miene Ausrüstungsgegenstände zusammen. Als ich eintrat, schaute er auf.
    »Kapitän Bullick hat mich ersucht, mich in den Besatzungsunterkünfteneinzurichten«, erklärte er. »Er rechnet mit Verwundeten.«
    »Natürlich.« Ich trat neben Erick. Hinter mir sammelte Isaiah weiter seine Ausrüstung zusammen.
    Ericks Gesicht wirkte verhärmt. Die Blässe und Verhärmtheit seiner Züge erschien mir deutlicher als noch vor wenigen Wochen. Die Haut um die eingesunkenen Augen hatte sich fast schwarz verfärbt, und sein Atem ging in langen, zittrigen Zügen.
    »Sein Zustand verschlechtert sich schneller, als ich erwartet hatte«, sagte Isaiah, der plötzlich neben mir erschien. Ich zuckte zusammen. »Die Unbilden der Seereise fordern ihren Tribut. Wir müssen ihn nach Venitte bringen.«
    »Ich versuche es«, gab ich zurück. Allerdings war ich nicht mehr sicher, ob wir es rechtzeitig schaffen konnten.
    Ich blieb bei Erick, bis Isaiah fertig war, wagte aber nicht, mein Bewusstsein zu ihm zu entsenden. Wenn die Chorl angriffen, würde ich meine Kraft brauchen. Schließlich beauftragte ich ein Besatzungsmitglied, über Erick zu wachen, und kehrte zu Ottuls Kabine zurück.
    »Gwenn«, sagte ich und kauerte mich neben sie. In ihren Augen konnte ich ablesen, dass sie Mühe hatte, ihre Angst im Zaum zu halten. Trielle hielt sie schützend fest. »Gwenn, ich brauche Marielle, Trielle und Heddan an Deck, falls die Chorl-Schiffe Begabte an Bord haben. Ich möchte, dass du

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