Die Kaempferin
mich im Fluss über die Kriegsbeute hinaus, entsandte mein Bewusstsein jedoch nicht völlig und löste mich nicht von meinem Körper …
Mit einer nüchternen Zielstrebigkeit, die ich von Westen und Erick gelernt hatte, und einer Gnadenlosigkeit, die ich mir am Siel angeeignet hatte, hieb ich der ersten Begabten mit einem Klingenwirbel über die Kehle.
Sie hatte keinen Schild hochgezogen. Blut spritzte, als sie rücklings auf das Deck kippte, die Arme hochgerissen. Die Chorl-Krieger rings um sie wichen erschreckt zurück, dann brüllten sie vor Zorn.
Ich hatte mich bereits der zweiten Chorl-Begabten zugewandt und den Klingenwirbel für einen weiteren Schnitt vorbereitet. Aber die Begabte war vorgewarnt und hielt einen Schild rings um sich, eine Barriere, die unter der Sicht beinahe zu glitzern schien. Ihr Gesicht verzog sich vor blankem Hass. Mit ausgestrecktem Arm packte sie den Fluss und schleuderte Feuer in Richtung der Kriegsbeute .
Ich stieß einen Fluch aus und errichtete ebenfalls einen Schild, allerdings ein bisschen zu langsam. Das Feuer explodierte über den Rand des Schildes und prasselte auf Catrells Schiff hinunter. Die Gardisten und Besatzungsmitglieder sprangen zu den Eimern mit Meerwasser, als Flammen über das Deck züngelten und eines der Segel in Brand setzten. Binnen weniger Atemzüge waren die Flammen gelöscht, da mein Schild die Chorl-Begabte davon abhielt, sie zu lenken, wie die Begabten der Chorl es auf der Jungfer getan hatten. Dadurch konnte das Feuer sich nichtausbreiten und Opfer suchen. Doch ihre Wut steigerte sich, und sie schleuderte einen Feuerball nach dem anderen gegen meinen Schild.
»Keven«, sagte ich und hörte die Anstrengung in meiner Stimme. Ich war nicht daran gewöhnt, aus solcher Ferne auf den Fluss einzuwirken. Jede Begegnung am Siel hatte aus nächster Nähe stattgefunden, jedes Gefecht mit den Chorl in Amenkor hatte sich auf die Tore oder einen einzelnen Raum beschränkt. Eine solche Entfernung war Neuland für mich. Die Mühe, die es mich kostete, mich zu Catrells Schiff zu strecken, schmerzte regelrecht.
»Ja, Regentin.«
»Sieh zu, ob du Bullick dazu bringen kannst, die Schiffe näher zusammenzuführen. Dadurch würde es einfacher, sie gegen die Begabten der Chorl zu verteidigen. Und versucht, einige der Begabten mit Armbrüsten auszuschalten!«
»Das übernehme ich«, rief William und setzte sich sofort zu Bullick in Bewegung.
Ich spürte, wie die Trotzig unter meinen Füßen erzitterte, und fragte mich, wie es Marielle und Trielle ergehen mochte, wagte jedoch nicht, zu ihnen zu schauen. Ich spürte die Machtströme im Fluss hinter mir und nahm die Hitze wahr, als Feuer an Schilden explodierte, wodurch ich wusste, dass Bestand hatte, was immer Marielle und Trielle taten. Weiter hinten konnte ich fühlen, dass auch Heddans Schild hielt.
Vorne steuerte das zweite Chorl-Schiff – jenes, dessen Begabte ich getötet hatte – auf die Kriegsbeute zu. Ich knurrte tief in der Kehle. Während ich den Schild aufrechterhielt, um die unablässigen Angriffe der Begabten abzuwehren, formte ich den Fluss zu einem Speer und schleuderte ihn. Gleich darauf ließ ich einen weiteren folgen. Die Anstrengung trieb mir den Schweiß auf die Stirn.
Der erste Speer traf. Holz splitterte aus der Seite des Schiffes. Chorl brüllten, als ihnen Späne in die Gesichter spritzten. Derzweite Speer riss ein Loch in den Rumpf des Schiffes, deutlich über der Wasserlinie.
Doch das Schiff geriet nicht ins Stocken. Stattdessen schwenkte es längs auf der Steuerbordseite neben die Kriegsbeute . Chorl standen an der Reling, hielten Enterhaken und Taue zum Verzurren der beiden Schiffe bereit und hatten ihre Schwerter erhoben. Sie brüllten über die Meereskluft zwischen den beiden Schiffen hinweg. Die Gardisten auf der Kriegsbeute brüllten kampfeslustig zurück. Mehrere Armbrustpfeile wurden abgeschossen; Chorl fielen unter dem Hagel. Ich erblickte auf dem Deck Catrell, der mit dem Steuermann redete und wild mit den Armen deutete. Anspannung sprach aus den Furchen in seinem Gesicht …
Plötzlich wirbelte das Rad in den Händen des Steuermanns. Die Kriegsbeute schlingerte nach links, weg von dem längsseits drohenden Schiff.
Und geradewegs hinein in das Schiff mit der Chorl-Begabten.
Die beiden Kähne prallten mit einem entsetzlichen Knirschen und Krachen von Holz zusammen. Auf beiden Schiffen wurden schreiende Männer auf die Decks geschleudert. Ächzend schabten die beiden Schiffe
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