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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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gegeneinander, während der Steuermann mit dem Ruder kämpfte; dann lösten sie sich voneinander.
    Auf dem Chorl-Schiff taumelte die Begabte. Der Hagel ihrer Feuerbälle geriet ins Stocken. Ich nutzte die Gelegenheit, hieb ihr mit Wucht über den Arm und hörte einen gellenden Schrei, als ich Blut schmeckte, zäh und kupfrig. Mit tödlicher Schnelligkeit stieß ich erneut zu, prallte jedoch gegen einen Schild.
    Und dann erzitterte die Trotzig erst richtig. Ich hörte ein Seufzen, spürte, wie das Schiff die Fahrt mit einer Übelkeit erregenden Bewegung verlangsamte, und schaute nach oben.
    Die Segel erschlafften mit einem klatschenden Laut. Männer kletterten in die Wanten, um sie enger zu ziehen.
    »Die verfluchten Dreckskerle haben uns den Wind gestohlen«, rief jemand in der Nähe.
    Ich schaute nach Steuerbord zu den vier anderen Chorl-Schiffen. Drei waren zum Angriff übergegangen und kamen von der Seite heran. Eines näherte sich der Preis und war jeden Moment bereit zum Entern. Die beiden anderen fuhren parallel zur Trotzig .
    Das vierte Schiff hatte sich absichtlich ein wenig zurückfallen lassen und luvwärts beigedreht, wodurch seine Segel uns abschirmten – und uns den Wind stahlen.
    Ich wirbelte nach Backbord und sah, wie Tristans Schiff und die Plünderung hart nach Steuerbord drehten, wodurch sie dicht zur Preis und zu den Chorl-Schiffen in der Nähe des Bugs gelangten, um Heddan zu helfen. Ohne Vorwarnung zuckte ein Blitz aus reinweißem Licht von der Verlässlich , zischte über den Rumpf eines der Chorl-Schiffe und hinterließ eine Spur verkohlten Holzes. Ich hatte nicht gesehen, wie der Blitz sich im Fluss gebildet hatte. Ich hatte nicht einmal gespürt, wie die Kraft sich gebündelt hatte.
    Weil sie von Brandan stammte. Ich konnte ihn am Bug des Schiffes sehen, wo er mit erhobenen Händen stand, während der Wind an seinen Kleidern und seinem Haar zerrte. Mit verkniffenen Zügen stand er da, duckte sich, verengte die Augen …
    Und ließ einen weiteren Strahl über das Meer zucken, der gleißend weißes Licht auf die schwarzen Wellen warf. Diesmal jedoch schrammte er über einen erhobenen Schild.
    Feuer explodierte, wodurch ich die Aufmerksamkeit jäh von Brandan und der Verlässlich abwandte. Die Flammen wallten empor und tosten über die Takelage der Trotzig . Hitze strömte durch Marielles und Trielles Schild herab. Ich hörte eine der beiden aufschreien und erkannte, dass sie mindestens zwei Begabte der Chorl abwehrten. Im Nachhall der Flammen wandte ich mich wieder den Schiffen hinter uns zu.
    Und schnappte nach Luft.
    Wir mochten den Wind eingebüßt haben – nicht aber die Kriegsbeute und die beiden Chorl-Schiffe.
    Sie waren unmittelbar hinter uns.
    »Keven!«, schrie ich. Als er herumwirbelte, drehte das Chorl-Schiff mit der Begabten an Bord scharf nach links bei und entfernte sich von Catrells Schiff. Es trieb so dicht an der Steuerbordseite der Trotzig entlang, dass einige Chorl Enterhaken warfen, obwohl sie zum Entern viel zu schnell fuhren. Die Metallhaken landeten klirrend auf dem Deck und schabten Furchen in die Bohlen. Gardisten und Seeleute sprangen zur Seite, ehe die Haken die Reling erfassten und das dicke Holz vom Schiff rissen. Ein Haken verfing sich in der Wade eines Matrosen, zog ihn mit einem Ruck von den Beinen und schleifte den brüllenden Mann über Deck, bevor er sich befreien konnte.
    Am Bug des Chorl-Schiffes hatte sich die Begabte aufgerichtet. Blut färbte den linken Ärmel ihres Kleides schwarz und tropfte von ihren Fingern aufs Deck. Finster starrte sie herüber, als ihr Schiff vorbeiglitt. Keven stellte sich neben mich, hob eine Armbrust und schoss mit einer flüssigen Bewegung. Der Rückstoß ließ seinen Arm zucken.
    Der Pfeil zerschmetterte am Schild der Chorl-Begabten. Metallsplitter spritzten rings um sie her und bohrten sich in die Leiber der Krieger in ihrer Nähe. Die Wucht des Aufpralls stieß sie zurück. Ich hörte, wie sie vor Schmerz jämmerlich keuchte, als sie sich vornüberkrümmte.
    Keven stieß einen Fluch aus.
    Auf der Steuerbordseite schabte derweil Catrells Schiff die Farbe vom Rumpf der Trotzig , gefangen zwischen Bullicks Schiff auf der einen und den angreifenden Chorl auf der anderen Seite. Beide Schiffe waren zwischen der Trotzig und den zwei anderen Chorl-Schiffen eingezwängt. An der Reling von Catrells Schiff hatten Gardisten aus Amenkor Stellung bezogen und hackten auf die ersten Taue ein, die vom Chorl-Schiff ausgeworfen wurden.

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