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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Venitte?«, wollte Sorrenti wissen.
    Fürstin Casari schnaubte. »Sie wollen den Hafen in ihre Gewalt bringen, was sonst.«
    Ich suchte Sorrentis Blick und bannte ihn einige Herzschläge lang. Dann dämmerte Verstehen auf seinem Gesicht. Seine Augen weiteten sich leicht, ehe er sie zu Schlitzen verengte und die Lippen zusammenpresste, während sein Körper sich versteifte.
    Plötzlich wurde Fürstin Casari die Stille bewusst, die auf ihre Äußerung gefolgt war, und sie runzelte die Stirn. »Warum sonst sollten die Chorl herkommen, wenn nicht des Hafens wegen, um die Handelsrouten an der Küste zu beherrschen?«, fragte sie. Als Sorrenti ihr keine Beachtung schenkte, fügte sie hinzu: »Fürst Sorrenti?«
    Den Blick noch immer auf mich geheftet, sagte Sorrenti leise: »Es ist nicht allgemein bekannt. Niemand außer Fürst March und den höchstrangigen Begabten weiß davon.«
    »Seid Ihr sicher?«, gab ich zurück. »Ich glaube, dass die Chorl davon wissen. Deshalb kommen sie her. Deshalb bin ich hergekommen.«
    Sorrenti schien sich rechtfertigen zu wollen; dann jedoch zerbröckelte das Verlangen nach Verleugnung in seinem Gesicht, und seine Züge wirkten besorgt.
    »Fürst Sorrenti«, ergriff Fürstin Casari mit eindringlicher Stimme das Wort. »Wovon redet Ihr?«
    »Es betrifft nicht Euch.«
    »Ich bin Mitglied des Rates der Acht! Alles in Venitte betrifft mich! Wie könnt Ihr es wagen, mich …«
    »Elina!«
    Fürstin Casari verstummte. Härte sprach aus ihren Augen; ihre Gesichtsmuskeln zuckten.
    Ich erstarrte. Im Fluss spürte ich unter der Anspannung zwischen den beiden etwas. Sie kannten einander, und zwar sehr persönlich. So persönlich, dass Sorrenti Fürstin Casaris Vornamen benutzte und dass sie einander ohne Worte verstanden. Und während offensichtlich war, dass die beiden keine Freundschaft mehr verband, musste dem irgendwann in der Vergangenheit so gewesen sein. Tatsächlich musste es sich sogar um etwas Bedeutungsvolles gehandelt haben.
    »Ich werde Fürst March in Kenntnis setzen«, sagte Sorrenti mit ruhiger, aber deutlich warnender Stimme. »Wenn er befindet, die Ratsmitglieder sollten eingeweiht werden, werde ich unverzüglich mit Euch darüber sprechen, aber nicht eher.«
    Einen Augenblick verharrte Elina Casari wie erstarrt; dann zwang sie sich erkennbar dazu, die Anspannung zu lösen. »Also gut«, murmelte sie und wandte sich ab.
    Der Rest des Treffens verlief steif und förmlich. Sorrenti zeigte mir im Vorbeifahren verschiedene Anwesen unter dem Mosaik der roten Ziegeldächer auf den Felswänden; Fürstin Casari stand etwas abseits. Als wir die Mündung des nördlichen Kanals erreichten, wendete das Schiff, kehrte um und kreuzte am Fuß der südlichen Felswände entlang, nachdem es die Spitze der riesigen Insel passiert hatte, die die beiden Kanäle voneinander trennte. Ein mächtiger, aus grauem Granit erbauter Turm erhob sich vom Gipfel der Inselspitze.
    Als wir die Docks erreichten, ging Fürstin Casari als Erste von Bord, stieg mit ihrem Gefolge sogleich in eine Kutsche und fuhr in Richtung Oberstadt davon.
    »Sie ist nicht glücklich«, stellte Avrell nüchtern fest.
    Sorrenti schüttelte den Kopf. »Sie wird sich unverzüglich an Fürst March wenden. Sie weiß gerne Bescheid über alles, was in Venitte vor sich geht. Geheimnisse mag sie nicht.« Er wandtesich an mich. »Und die Existenz des Thrones ist ein sorgsam gehütetes Geheimnis. Deshalb war ich an dem Abend, als Ihr eingetroffen seid, so wütend. Brandan hat mir erzählt, Ihr hättet ihn in Amenkor über den Thron befragt. Ich dachte, Ihr wärt hier, um das Geheimnis aus unerfindlichen Gründen zu lüften.« Kurz hielt er inne; dann fragte er geradeheraus: »Woher habt Ihr vom Thron gewusst, Regentin?«
    »Ich wusste nicht davon.« Als seine Züge sich verfinsterten, fügte ich hinzu: »Jedenfalls nicht mit Gewissheit. Doch seit der Geisterthron zerstört wurde, habe ich Träume … Erinnerungen der Sieben, auf die ich nicht zugegriffen habe, als sie noch Bestandteil des Geisterthrons waren … Erinnerungen, die ich nicht haben sollte. Eryn, die vorherige Regentin, und ich dachten, dass vielleicht eine Verbindung zum Steinthron bestehen könnte, dass er vielleicht doch nicht verloren gegangen ist. Allerdings hatte ich keine Ahnung, dass der Steinthron noch verwendet wird, bis Ihr ihn eingesetzt habt, um Erick zu heilen.«
    Sorrenti nickte. »Das erklärt eine Menge. Seit Ihr die Stadt betreten habt, sind die Sieben …

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