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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Hafen herüber und trug den Gestank von Rauch heran.
    Dann ertönte in der Ferne ein Horn – ein lang gezogener, dumpfer Laut.
    Vor mir spannte Sorrenti die Schultern an.
    Das erste Horn verstummte, doch sogleich erklang ein zweites, dann noch eines, aus zwei verschiedenen Bereichen der Stadt.
    Sorrenti wirbelte zu mir herum. Ein Ausdruck der Hoffnung milderte die Härte seiner Züge. »Fürst March, Daeriun und Fürstin Tormaul. Sie sind außerhalb des Walls. Daeriun ist unterwegs zu den Toren. Fürst March und Fürstin Tormaul halten auf die nördlichen Viertel zu.«
    »Was ist mit den Toren?«
    »Schwer zu sagen«, murmelte Erick. »Von hier sieht es so aus, als wären sie eingenommen. Nur noch eine kleine StreitmachtVenittes scheint noch zu versuchen, den Feind zurückzuhalten.«
    »Aber Daeriun wird in seinem Heer einige von Venittes Begabten haben. Wenn er die Tore erreicht …«
    Ich ließ den Blick über die Männer rings um uns schweifen; dann stieß ich einen leisen Fluch aus. Wir hatten kaum fünfzig Mann, selbst wenn ich Marielles Truppe und die Bürger mitzählte, die sich uns angeschlossen hatten. Und etliche davon waren verwundet. Catrell und die restlichen Streitkräfte Amenkors würden bei Daeriun und Fürst March sein. Und Kapitän Bullick und dessen Besatzung waren im Hafen beschäftigt.
    »Wir wissen, dass Fürstin Casari tot ist«, sagte ich. »Was ist mit den anderen Ratsmitgliedern?«
    Einer der Gardisten meldete sich zu Wort. »Fürst Aurowan ist ebenfalls tot. Ich war in seinem Gefolge. Wir sind bei seinem Leichnam geblieben, bis wir die Kampfhandlungen hörten.«
    »Fürst Boradarn hat es auch erwischt«, verkündete jemand anders. »Er wurde getötet, als wir den Platz erreichten.«
    »Damit sind bis jetzt drei Ratsmitglieder verloren«, stellte Sorrenti grimmig fest. »Vielleicht noch mehr.«
    »Ich habe gesehen, wie Fürst Dussain von seinen Männern in die Sicherheit eines Hauses getragen wurde«, vermeldete einer der Feiernden, der sich ein Schwert geschnappt und sich uns angeschlossen hatte. »Er war verwundet, aber er lebte.«
    Sorrenti nickte. Ich konnte die Anspannung und Unentschlossenheit in seinen Zügen sehen.
    Ich trat einen Schritt vor und sagte abermals: »Der Thron.«
    Finster begegnete Sorrenti meinem Blick. »Die Chorl haben die Tore des Walls bereits in ihre Gewalt gebracht. Wie sollen wir da mit weniger als fünfzig Mann durchbrechen?«
    Sein spöttischer Tonfall ließ meinen Zorn auflodern, doch ich erwiderte ruhig: »Ich habe nicht vor, die Haupttore zu erstürmen. Die soll Daeriun zurückerobern. Wir müssen lediglich zu den Ratskammern und zum Thron gelangen.«
    Verwirrt legte Sorrenti die Stirn in Falten.
    »Der Wall hat mehr als ein Tor«, fügte ich hinzu.
    Sorrentis Augen weiteten sich in plötzlichem Verstehen.
    »Das Tor in der Gosse!«

    Sorrenti versammelte sämtliche Gardisten und Protektoren, schritt die Ränge rasch ab, besah sich die Wunden der Männer und befahl einigen, zurückzubleiben, um diejenigen zu beschützen, die zu schwer verletzt waren, als dass sie uns hätten begleiten können. Die ganze Zeit über ertönten im Norden Hörner, verzerrt vom böigen Wind und vermischt mit dem hohlen Zischen der Feuerbälle im Hafen. Einmal erstarrten Sorrenti und Brandan und drehten die Köpfe nach Norden. Doch schon einen Atemzug später blickten sie einander an, und Sorrenti wandte sich wieder dem Ordnen der Männer zu. Brandan schaute zu mir hinüber und beantwortete meine unausgesprochene Frage kurz und knapp: »Die Begabten Venittes haben sich dem Angriff angeschlossen.«
    Bevor ich etwas erwidern konnte, zuckten Blitze aus dem Himmel in die Gebäude nördlich, gefolgt von Donnerkrachen. Aus dieser Entfernung – und ohne das Knistern und Kribbeln auf meiner Haut, ohne den metallischen Geruch, der mich zum Niesen brachte – waren die lodernden Blitze beinahe schön.
    »Am Haupttor des Walls herrscht immer noch Ruhe«, bemerkte Brandan. »Daeriun hat das Tor offenbar noch nicht erreicht.«
    Schließlich war die Gruppe bereit.
    »Wir müssen uns rasch bewegen«, erklärte Sorrenti dem kleinen Trupp, der den Weg beschreiten würde und insgesamt aus höchstens dreißig Leuten bestand. »Entfernt euch nicht von der Gruppe. Wir gehen durch die Gosse. Wenn ihr dort von uns getrennt werdet, wenn ihr euch dort verirrt …«
    Er ließ den Satz unausgesprochen, und die Leute aus Venitte blickten einander unruhig an. Ich roch schale Angst im Fluss und blickte zu

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