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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Gesicht wieder ausdruckslos wurde.
    Der Vormarsch der Chorl kam vollends zum Erliegen, und die Gardisten rings um uns packten die Gelegenheit beim Schopf und attackierten.
    Ich drängte mit ihnen vor und wütete mit dem Dolch in den Reihen der Feinde. Blut verschmierte mir die Hände und das Gesicht, vermischte sich mit Schweiß. Rauch brannte mir in der Nase, als weitere Feuerbälle über das Schlachtfeld zischten, weitere Blitze aus dem klaren Himmel herabzuckten. Ihr metallischer Geschmack vermischte sich mit dem von Asche und Kohle. Ich ließ mich in die Strömung des Kampfes sinken, in die Wirbel des Flusses, und spürte das Pulsieren von Marielle, Heddan und Gwenn, als die beiden Streitkräfte einander metzelten. Die Zeit schien stillzustehen, als ich mich in dem Takt verlor …
    Bis mich jemand an der Schulter berührte. Meine Nasenflügel blähten sich, als ich zu einem Todesstoß ansetzte. Ich wirbelte herum, ohne nachzudenken, hob den Dolch …
    Und roch im letzten Augenblick Sorrenti, den trockenen Staub von uraltem Papier. Die Mühe, die es mich kostete, meine Bewegung zu bremsen, jagte ein Zucken durch meine Eingeweide, meine Schulter und meinen Oberarm. Der Dolch verharrte einen Fingerbreit von Sorrentis Hals entfernt. Er erstarrte.
    »Ich bin es, Varis«, sagte er. Die Hand, mit der er mich berührt hatte, war noch ausgestreckt; nun jedoch zog er sie langsam zurück. »Es ist vorbei.«
    Ich ließ den Blick schweifen und sah, dass die Gardisten und das Protektorat sich zusammenscharten. Einige pressten ihre Hände auf Wunden; andere stützten Kameraden. Alle waren blutüberströmt. Brandan umklammerte mit einer Hand eine Verletzung an seinem Unterarm. Marielle führte den Rest meines Gefolges näher zum gegenüberliegenden Rand des Platzes.Avrell und William gingen hinter ihr, gefolgt von den anderen. Marielles Züge waren verkniffen, ihre Kleider fleckig vor Blut und Schweiß. Die Sonne stand fast unmittelbar über uns am Himmel, und auf dem Platz befanden sich keine Feiernden mehr.
    Fast keine. Einige der Männer, die zwischen den Toten hindurch auf uns zuwankten, waren keine Gardisten, sondern Venitter, die ihre Masken beiseitegeschleudert und in das Gefecht eingegriffen hatten.
    Ich wandte mich wieder Sorrenti zu und zog den Dolch vorsichtig zurück.
    Sorrenti seufzte, hob eine Hand und rieb sich an der Stelle den Hals, an der mein Dolch ihn getroffen hätte. Seine Finger hinterließen einen Blutfleck. Das Blut eines anderen.
    Hinter ihm grinste Erick.
    Bevor Sorrenti etwas sagen konnte, ertönte ein lauter Knall aus dem Hafen.
    Alle wirbelten herum.
    Im tiefblauen Wasser, das im Sonnenlicht glitzerte, kämpften, verhüllt von Rauchwolken, Schiffe gegeneinander. Mindestens zwei brannten; ihre Segel glichen Flammenwänden. Noch während wir sie beobachteten, schoss eine Feuersäule von einem Chorl-Schiff empor und zerschmetterte den Mast eines von Venittes Handelsschiffen. Ein Mann fiel mit lodernder Kleidung aus der Takelage.
    »Ist das die Trotzig ?«, fragte Erick und trat neben mich. Jede Spur von Genugtuung war aus seiner Stimme verschwunden. Ich spürte, wie sich die Gardisten und die Bürger Venittes hinter uns scharten und eine Reihe grimmiger Gesichter bildeten.
    Ich nickte. »Und die drei umgebauten Chorl-Schiffe, die wir mitgebracht haben.«
    »Ich glaube, ich erkenne auch die Verlässlich . Ich kann mir nicht vorstellen, dass Tristan sich eine Seeschlacht entgehen lassen würde.«
    Ich schaute zu Sorrenti. »Der Thron.«
    Der Fürst begegnete meinem Blick; dann drehte er sich zum Wall und den Toren um.
    Rauch stieg in dichten Wolken aus der nördlichen Stadt empor. Krachend stürzte ein Gebäude ein. Glut und Funken stoben empor wie ein Schwarm verrückter roter Stechmücken.
    Ein Stück näher war der Wall durchbrochen worden. Schartiger weißer Stein gleißte im Sonnenlicht, wo sich zuvor die Tore befunden hatten. Auf den Überresten erblickte ich Männer, die immer noch kämpften und Steine, Kessel mit Öl und Feuer auf die Gegner unter ihnen schleuderten. Ich hörte die Kampfgeräusche, die durch die Straßen bis zum Steingarten drangen, leise, aber unverkennbar. Doch der Wall war durchbrochen worden.
    Der Anblick jagte einen Schauder der Verzweiflung durch die Venitter auf dem Platz – einen Schauder, den ich im Fluss spürte. Schultern sackten herab, Gesichter erstarrten vor Entsetzen, Schwerter wurden gesenkt.
    Einen Augenblick herrschte Stille auf dem Platz. Eine Brise wehte vom

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