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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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haben sie sich auf einen einzigen Sturmangriff verlassen, der vom Meer her erfolgte.«
    »Und sie haben nicht mit so viel Widerstand gerechnet«, fügte Erick hinzu. »Sie haben nicht erwartet, dass du vorbereitet bist.«
    Ich drehte mich zu Sorrenti um. Das klamme Gefühl in meiner Brust verstärkte sich. Ich verspürte das bohrende Verlangen, etwas zu tun , etwas zu unternehmen. »Sie greifen von drei Seiten an. Sie wollen euch mit den Streitkräften aus dem Norden und den Schiffen aus dem Westen beschäftigen, während die wahre Bedrohung von Haqtl und den Priestern ausgeht, die den Thron an sich zu reißen versuchen.«
    Als die Erkenntnis in Sorrentis Bewusstsein sickerte, spannten sich seine Züge. Seine zusammengepressten Lippen bildeten eine schmale Linie, seine Schultern strafften sich.
    »Für den Hafen können wir nichts tun«, sagte er. »Die Kanäle werden von Schiffen bewacht. Sie werden die Chorl aufhalten müssen. Und an den Toren des Walls oder im Norden können wir auch nicht helfen. Dort würden wir nicht rechtzeitig ankommen. Diese Aufgabe müssen wir Daeriun und Fürst March überlassen, falls sie noch leben.« Er schaute zu Erick. »Aber hier können wir etwas unternehmen.«
    Erick nickte.
    »Wir müssen zu den Ratskammern«, sagte ich nachdrücklich.»Haqtl wird sich geradewegs zum Thron begeben. Wenn er ihn erreicht und berührt …«
    Sorrenti legte die Stirn in Falten. »Uns sind die Hände gebunden, solange wir nicht von hier wegkommen. Und das schaffen wir nur, wenn wir die Chorl vertreiben und uns einen Weg durch die Menschenmassen bahnen.« Als ich ihm nicht sofort beipflichtete, fügte er hinzu: »Um den Thron herum sind Schutzvorrichtungen angebracht. Haqtl wird Zeit brauchen, um sie zu überwinden. Er kann nicht einfach hineinmarschieren und bis zum Thron vordringen.«
    »Aber falls Haqtl den Thron vor uns erreicht und ihn berührt, müsst Ihr gegen ihn kämpfen, Sorrenti. Kämpft gegen ihn, solange Ihr könnt. Und wenn es sein muss …«
    Mit einer jähen Geste schnitt er mir das Wort ab. »Ich weiß. Die Sieben haben es mir bereits gesagt.«
    Damit wandte er sich seinen Gardisten zu, trat zum Befehlshaber des Protektorats und erteilte Befehle.
    »Wir haben nicht genug Männer, um die Chorl hier zu besiegen«, sagte Erick leise. »Es sind über hundert.«
    »Aber ich habe keine Begabten oder Priester unter ihnen gesehen«, gab ich zurück. »Und wir haben Marielle, Heddan, Gwenn und mich. Und Brandan Vard. Und vielleicht auch Ottul.«
    Erick schüttelte den Kopf, entgegnete aber nichts.
    Zorn loderte in mir auf, erlosch aber gleich wieder. Erick hatte die Begabten in Amenkor nicht kämpfen gesehen, hatte nicht aus nächster Nähe miterlebt, wozu sie imstande waren. Und er hatte nicht gesehen, wie Brandan gegen die Chorl-Schiffe kämpfte, als sie uns auf dem Meer angriffen.
    Wir setzten uns in Bewegung und wühlten uns durch die brodelnden Menschenmassen, die vor dem Tod zu flüchten versuchten. Die Gardisten bildeten einen Keil und pflügten Sorrenti, Brandan, Erick und mir einen Weg durch das Gedränge bis zur Mitte des Platzes. Unterwegs zog ich meinen Dolch, tauchte tiefer in den Fluss, streckte mich vorwärts …
    Und spürte weit rechts eine Strömung.
    Aus Marielles Richtung.
    »Marielle und die anderen kämpfen bereits gegen die Chorl!«, rief ich Erick zu, deutete nach rechts und versuchte, mir über die anschwellenden Schreie Gehör zu verschaffen, während wir uns dem Gemetzel näherten. Erick nickte. Die Menge drängte wilder und verzweifelter gegen den Keil, doch die Gardisten hielten so entschlossen dagegen, dass sie Scharen von Festbesuchern zu Boden stießen, in deren Gesichter Panik trat, ehe sie stürzten. Einen Augenblick verdoppelte sich die Dichte der Menschenmasse; der Geruch von Schweiß und Blut wurde überwältigend.
    Dann brach der Keil der Gardisten fast bis zu den Reihen der Chorl durch.
    Ein schrilles Kreischen durchschnitt die Luft und ließ mich schaudern, obwohl ich dieses Geräusch wohl an die hundert Mal auf der Jungfer und in den Straßen von Amenkor gehört hatte. Einen Lidschlag lang sah ich Erick zögern und mit einem Ausdruck nackten Grauens vor dem Geräusch zurückschrecken, als er sich an die Folterungen erinnerte, die er hatte durchstehen müssen …
    Dann erschien die nüchterne, abwägende Maske eines Suchers auf seinem Gesicht.
    Die gemischte Gruppe der Gardisten Amenkors und der Protektoren Venittes brandete mit einem wortlosen Schlachtruf

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