Die Kaempferin
Gesichtshaut und ließ mir den Schweiß in einem Rinnsal vom Kinn tropfen. Die Ränge, die kurz zuvor im Begriff gewesen waren zusammenzubrechen, zögerten.
Dann spürte ich, wie der Fluss sich in das Zögern hinein zu einem scharfen Splitter aus Kraft formte und wie jene dolchartige Macht entfesselt wurde.
Gwenn.
Ein Schrei der Wut und der Schmerzen erhob sich von der Streitmacht der Chorl, als der Dolch zustieß. Die Macht, die das Feuer über unseren Köpfen nährte, geriet ins Wanken, als eine der Leitungen durchtrennt wurde.
Bevor jemand etwas tun konnte, schnellten zwei weitere Dolche in die Reihen der Chorl, sowohl von Gwenn als auch von Ottul. Wieder gellten Schmerzensschreie.
Die Begabten der Chorl konnten sich nicht mehr verteidigen. Sie hatten ihre ganze Kraft in das Feuer fließen lassen.
Der Druck der Flammen ließ nach. Eine Begabte zog ihre Leitung zurück, um ihre Macht für einen Schild zu verwenden. Eine andere hielt ihre Verbindung verzweifelt aufrecht, doch ein weiterer von Gwenns Dolchen traf sie in die Kehle.
Das ungeheure Gewicht des Feuers über uns nahm merklich ab. Die Flammen flackerten, als die Kraft, die sie nährte, sich zurückzog, um sich neu zu formieren.
Doch sie zog sich nicht schnell genug zurück.
Ich rappelte mich auf, schob meinen Schild nach oben, neigte ihn …
Und sandte das zurückweichende Feuer – seiner Kraft beraubt,da die Macht, die es gelenkt hatte, sich auflöste – wie einen Schauer auf die Chorl-Krieger.
Sofort gellten markerschütternde Schreie über den Platz, als die Flammen von oben herabregneten. Die Hälfte der Chorl-Krieger wurde davon erfasst, da die Verhältnisse zu beengt und dicht gedrängt waren, um zurückzuweichen und zu fliehen. Die Krieger waren zwischen dem Gebäude und den Streitkräften Venittes gefangen.
Der widerwärtige Gestank verbrannten Fleisches und verkohlter, aufplatzender Haut schoss in den Fluss und trieb mich einen Schritt zurück, als mir ein Luftstoß des verzehrenden Feuers ins Gesicht wehte. Öliger Rauch kräuselte sich empor, und die Front der Chorl brach zusammen.
Die Venitter und die Bande zögerten einen Herzschlag lang, zwei … dann stürmten sie in die zerfallende Linie.
»Die Tür!«, brüllte Erick.
Ich wirbelte herum und erblickte auf Anhieb den offenen Eingang zu den Ratskammern und den vergleichsweise freien Pfad dorthin, den das Feuer geräumt hatte.
»Baill!«, rief ich, doch er hatte es bereits gesehen. Mit beängstigender Zielsicherheit stach er dem Chorl-Krieger, gegen den er gerade kämpfte, ins Herz, stieß den Leichnam von seiner Klinge und brüllte: »Warren! Patch!« Er nickte in Richtung der Tür.
Die beiden Männer, die er gerufen hatte, stießen schrille Pfiffe aus, und plötzlich waren Erick und ich von zwanzig blutigen, schwitzenden Kämpfern umgeben, allesamt Mitglieder der Bande, alle mit gezückten Schwertern. Einige wiesen offenkundige Kratzer und Wunden auf, aber keiner war ernsthaft verletzt.
»Regentin«, sagte Baill kurz angebunden.
»Los.«
Die Männer stürmten durch die Lücke. Erick und ich folgten ihnen, stiegen über verkohlte Leichname hinweg, von denen einigenoch glommen. Wir liefen vorbei an den letzten verzweifelten Kämpfen zwischen den Venittern und den Chorl, vorbei an den gefallenen Körpern zweier Chorl-Begabter, die grünen Kleider schwarz vor Blut, wo Gwenns Dolche sie getroffen hatten.
Dann betraten wir die prunkvolle Vorhalle und die riesige innere Kammer. Verwundete und tote Chorl säumten die Wände. Ohne zu fragen und mit flinken Bewegungen schnitten Baill und die Mitglieder seiner Bande den noch Lebenden die Kehlen durch. Einige versuchten noch, die Schwerter zu heben, waren jedoch zu schwer verwundet für eine Gegenwehr.
»Wohin?«, fragte Baill, während er seine Klinge am bunten Hemd eines der toten Chorl abwischte.
Ich nickte in Richtung der inneren Türen. Sie waren geschlossen worden, aber ich konnte die Macht des Thrones bereits spüren, konnte seine Präsenz fühlen und ein leises Flüstern hören, ein Zischen aufgeregter Stimmen, das an das Rascheln von Laub über Kopfsteinpflaster erinnerte.
Ich schauderte.
Die Bande formierte sich zu beiden Seiten der Türen. Erick blieb mit verkniffener Miene bei mir. Seine Hand umklammerte seinen Sucherdolch so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Ich versuchte, seinen Blick einzufangen, doch seine Aufmerksamkeit galt allein den Türen und der inneren Kammer dahinter.
Auf Baills Nicken hin
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