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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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getötet, wenn die Chorl im Steingarten oder am Haupttor waren?«
    Baill, der neben Erick stand, zuckte mit den Schultern. »Spielt das eine Rolle? Auf jeden Fall jemand mit einer Streitmacht innerhalb des Walls.«
    »Demasque!«, stieß ich voller Wut hervor, obwohl ich keinen handfesten Grund hatte, zu glauben, was ich sagte. »Und Fürstin Parmati.«
    Niemand erwiderte etwas, doch als ein donnergleiches Tosen vom Haupttor herüberhallte, gefolgt von Schlachtrufen, versteiften sich die Gardisten.
    »Wohin gehen wir jetzt?«, fragte Brandan.
    Ich straffte die Schultern. »Zu den Ratskammern.«
    Alle Blicke richteten sich auf das gewaltige Gebäude und das Gefecht, das auf dem Hof tobte, wo eine Masse von Männern wimmelte, die sich auf diese Entfernung nicht voneinander unterscheiden ließen.
    »Dann los«, sagte Baill.
    Ich hörte seine grimmige Entschlossenheit, spürte seine Erwartung des bevorstehenden Kampfs im Fluss. Sie roch nach altem Blut, nach Schweiß und seltsamerweise nach frischer Erde und Lehm.
    Erick rief Befehle, die auf Baills Nicken hin von dessen Leutnants wiederholt wurden.
    Dann eilten wir los.
    Niemand sagte etwas. Jeder richtete den Blick auf das Gefecht vor den Ratskammern. Zum Sprechen war keine Zeit. Alle konnten sehen, dass sich auf dem Platz vor dem Gebäude Gardisten Venittes, Protektoren sowie die Männer eines Fürsten oder einer Fürstin tummelten – welches Fürsten oder welcher Fürstin, vermochte ich nicht zu sagen, und es spielte auch keine Rolle. Es zählte allein, dass die Türen zu den Ratskammern von den Chorl verteidigt wurden, die den Bereich davor verstopften, wie üblich in bunter Kleidung, mit wilden Gesichtern, Tätowierungen, die sich im Sonnenlicht deutlich abzeichneten, und leuchtend blauer Haut. Sie kämpften mit wilder Inbrunst und ohne Gnade, und im Gegensatz zu ihrem Angriff auf Amenkor vergleichsweise leise – ohne Schlachtrufe, ohne Geheul. Weil sie keine Aufmerksamkeit auf diesen Kampf, auf dieses Gefecht lenken wollten. Die wahre Schlacht. Atlatik und die Streitkräfte außerhalb des Walls – jene, die im Norden angriffen, und jene im Hafen – dienten bloß zur Ablenkung.
    Die wirkliche Bedrohung war Haqtl.
    Wenn er den Thron übernähme, übernähme er zugleich die Stadt.
    Und als wir uns näherten, als die Schreie und das Grunzen der Männer lauter und deutlicher wurden, als das Klirren der Schwerter und Rüstungen durchdringender wurde, als das Becken in der Mitte des Platzes in Sicht geriet und ich sah, dass es von Blut besudelt und voll von verstümmelten Leichen war, da erkannte ich, dass es schwieriger als vermutet würde, in die Ratskammern zu gelangen.
    Denn im Fluss sammelte sich Macht, und Feuer erblühte. Männer kreischten, als sie von der Tür zurückstoben. Jene, die dem Gebäude am nächsten gewesen waren, krümmten sich, als sie von Flammen umhüllt wurden.
    Ich stieß einen Fluch aus, beschleunigte meine Schritte und bemerkte, wie Erick und Baill sich mir schattengleich anpassten.
    »Was ist?«, fragte Erick. Seine Stimme klang angespannt vor Anstrengung.
    Ich schüttelte den Kopf. »Haqtl hat Begabte.«
    »Natürlich hat er die«, gab Baill ein wenig herablassend zurück. »Sie haben dabei geholfen, die Tore zu durchbrechen.«
    Ich nickte und hätte meine eigene Dummheit verflucht, hätte meine Aufmerksamkeit nicht allein der Tür, den Chorl, dem Hin- und Herwogen des Gefechts gegolten.
    Mittlerweile hatten wir beinahe das hintere Ende der Streitkräfte Venittes erreicht. Leichen übersäten die Straße, die zertrampelten Gärten und das Gelände ringsum.
    Unsere Männer rückten zusammen.
    »Geradewegs zum Eingang«, rief ich und verengte die Augen zu Schlitzen. »Koste es, was es wolle.«
    Ich spürte Ericks und Baills stillschweigendes Einverständnis. Sofort tauchte ich in den Fluss, bündelte ihn vor mir zu einer Keilform und dachte daran, was Baill am Tor der Gosse gesagt hatte.
    Es würde blutig werden.
    Dann erreichten wir den Schauplatz der Kampfhandlungen. Ich trieb den Keil im Fluss vorwärts, stieß die Männer Venittes beiseite und hörte, wie sie aufschrien, als das Gebilde der Kraft, das ich geschaffen hatte, sie von hinten erfasste und vorwärtsschob.
    Meine Leute stürmten in die entstandene Öffnung, während die Venitter links und rechts wankten oder weggestoßen wurden.
    Binnen weniger Herzschläge sah ich mich einem der blauhäutigen Chorl-Krieger gegenüber.
    Ich hatte den Dolch bereits gezogen, ohne dass ich mich

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