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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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nickte beiden zu und sah, wie Heddan sich auf die Unterlippe biss. Trielle war älter, ungefähr so alt wie ich. Mit angespannter Miene beobachtete sie jede Bewegung Ottuls. Alle hatten davon gehört, wie schwierig es gewesen war, die Chorl gefangen zu nehmen und festzuhalten.
    Keven wartete draußen. »Seid Ihr sicher, dass das eine gute Idee ist?«, fragte er, als wir uns auf dem Gang in Bewegung setzten,umgeben von Gardisten, gefolgt von den beiden Begabten. Ottul hielt sich dicht bei Marielle. Sie versuchte, alles auf einmal zu sehen, und verrenkte sich beinahe den Hals, um zwischen den Männern vor ihr und neben ihr hindurchzuspähen, während sie sich gleichzeitig bemühte, außer Sicht zu bleiben.
    »Keine Ahnung«, gab ich zurück. »Aber sie arbeitet nicht mehr mit uns, und ich muss wissen, was Erick widerfahren ist. Sie ist nutzlos für uns, solange sie in diesem Raum eingesperrt ist.«
    »Wenn Ihr meint.«
    Ich warf Keven einen verdrossenen Blick zu. »Wir bringen sie in die Gärten, wo die Begabten üben. Wenn sie uns dort entwischen kann …« Ich ließ den Gedanken unvollendet und hörte, wie Keven zustimmend brummte.
    Als wir die Gärten erreichten, hatte Eryn die Begabten in Paare eingeteilt und über die Pfade zwischen den frisch erblühten Bäumen, Sträuchern und Frühlingsblumen verteilt. Sie bewegte sich zwischen ihnen umher, erteilte Befehle oder bereinigte Fehler. Eryn sah, wie wir am Eingang zum Garten innehielten, kam jedoch nicht gleich zu uns herüber.
    Während wir warteten, gab Keven den Gardisten ein Zeichen, worauf sie in sämtliche Richtungen ausschwärmten.
    Ottul bemerkte es kaum. Sie hatte die Augen zu Schlitzen verengt, kaum dass sie die Begabten erblickt hatte. Ihr Rücken hatte sich versteift. Aufmerksam beobachtete sie die Übungen.
    Schließlich löste Eryn sich vom letzten Paar und kam an meine Seite. »Keven hat mir ausrichten lassen, dass du kommst. Ich lasse die Mädchen das Hochziehen und Bearbeiten von Schilden üben, weil …« Ihr Blick wanderte zu Ottul. »Was hast du mit ihr vor?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Lassen wir sie zusehen. Es hat keinen Sinn mehr, sie in dem Zimmer zu behalten. Wenn wir wollen, dass sie mit uns zusammenarbeitet, müssen wir sie früher oder später herauslassen. Setzen wir sie in die Nähe desTeichs. Trielle und Heddan können sie bewachen. Dann zeigst du mir, welche Fortschritte du gemacht hast.«
    Ich verschaffte mir Ottuls Aufmerksamkeit, führte sie zu einem kleinen Teich, an dessen Ufer eine Steinbank stand, und zwang sie, mir in die Augen zu schauen. »Bleib hier.«
    Als sie mir mürrisch zunickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, traten Eryn, Marielle und ich von ihr weg und überließen es Trielle und Heddan, sie zu bewachen.
    »Wir hatten noch nicht viel Erfolg damit, die Kräfte der Begabten zu verknüpfen«, erklärte Eryn. »Bisher ist es mir nur gelungen, ein paar von ihnen miteinander zu verbinden und sie ihre Kräfte hin und her übertragen zu lassen.«
    »Und?«, hakte ich nach.
    Eryn zuckte mit den Schultern. »Obwohl sie einander unterstützen und ihre Macht gegenseitig stärken, wächst sie immer noch nicht in dem Maße an, wie die Ochea und die Chorl-Begabten es vorgeführt haben. Ich glaube auch nicht, dass es klappt, wenn sie eine Verbindung eingehen.«
    »Zeig mir, was du gemacht hast.«
    »Gwenn.«
    Eine der Begabten, die dabei war, einen verflochtenen Schild mit einer anderen Dienerin zu bauen, hielt inne, ließ die Strömungen des Flusses zurück in ihre natürlichen Pfade fließen und trat vor.
    »Regentin. Eryn«, sagte Gwenn und senkte den Kopf. Sie war jung, höchstens zehn Jahre alt, und strotzte nur so vor Kraft.
    »Die Regentin möchte sehen, wie du und Marielle versuchen, eine Verbindung einzugehen. So, wie ihr es bei den Übungen gemacht habt.«
    Gwenn stöhnte auf, doch Marielle packte sie am Ellbogen, kniete sich vor sie hin, legte ihr die Hände auf die Schultern und flüsterte ihr etwas zu – zu leise, als dass ich es hätte verstehen können. Gwenn schaute mit geweiteten Augen zu mir. Entsetzen stand in ihrem rundlichen Gesicht geschrieben. Dannsenkte sie den Blick, faltete vor sich die Hände, starrte auf den Boden, schloss die Augen und atmete kurz ein.
    Zufrieden erhob sich Marielle, trat von ihr weg und schloss ebenfalls die Augen.
    Im Fluss gerieten die Strömungen zwischen den beiden in Unruhe, als hätte jemand hineingefasst und sie mit den Händen umgerührt. Dann spürte ich, wie

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