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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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behalten.«
    Ich ließ den Blick ein letztes Mal über alle Anwesenden schweifen und suchte nach Unterstützung, nach einem Verbündeten.
    Ich fand keinen.
    Selbst ohne den Thron war ich in der Stadt gefangen.
    »Also gut«, stieß ich hervor.
    Keven kehrte an seinen Platz hinter mir zurück. Betretene Stille setzte ein.
    »Regentin«, ergriff schließlich Westen das Wort. »Was das Schiff angeht …«
    Ich warf ihm einen unheilvollen Blick zu. »Was?«
    Westen lächelte. Er war unempfindlich gegen meine dolchscharfen Blicke, zumal er sie bei unseren Kampfübungen schon oft gesehen hatte. »Ich finde, dass Catrell hierbleiben sollte. Er wird gebraucht, um die Gardisten auszubilden. Ich hingegen bin entbehrlich.«
    Ich blickte Westen nachdenklich an. Sucher waren weitaus bessere Kundschafter als Gardisten; außerdem konnte man sie vor Ort auch für andere Zwecke einsetzen.
    »Also gut«, willigte ich ein, und etwas in meinem Tonfall musste sich verändert haben, denn alle entspannten sich plötzlich. »Wie viele Sucher können wir erübrigen?«
    »Genug.«
    Ich nickte. »Catrell, arbeitet mit Westen zusammen. Gebt mir Bescheid, sobald das Schiff in See stechen kann.«

    »Ihr wollt also von uns – von uns vieren –, dass wir Euch helfen, eine Mauer um die ganze Stadt herum zu bauen, ist das richtig?«
    Ich spürte, wie ich angesichts des triefenden Hohns in Illum Foresteads Stimme die Zähne zusammenbiss, aber ich drängte meinen Zorn zurück. Ich konnte mich noch gut erinnern, wie Forestead am Kai in einer feierlichen Zeremonie zu einem vollwertigen Meister erhoben wurde. Borund hatte ihm zu diesem Anlass die hellgelbe Jacke mit der dunkelroten Stickerei überreicht, die er nun trug.
    Aber ich erinnerte mich nicht an diesen unverhohlenen Hochmut.
    Ich sank im Audienzsaal auf meinen Sitz zurück und wünschte mir, ich hätte alle vier neuen Händler dazu aufgerufen, mir ihre Aufwartung im Thronsaal zu machen. Selbst in beschädigtem Zustand hätte der Thron mir mehr Gewicht verliehen als Avrell und Keven, die an meiner Seite waren. Ich spürte Avrells Zorn über Illums Unverschämtheit als pulsierende Dunkelheit im Fluss.
    »Allerdings, das ist richtig«, antwortete ich Illum mit mühsam unterdrücktem Zorn.
    Illum schnaubte. »Und was hätten wir von einer solchen Mauer?«
    »Schutz«, sagte ich, bevor jemand anders etwas erwidern konnte. »Eure Vermögenswerte wären gegen weitere Angriffe geschützt, hätten wir eine Mauer um die Stadt. Die Lagerhäuser sind vor einem Angriff vom Meer aus bereits sicher, allerdings liegen sie außerhalb der derzeitigen Mauern. Für einen Angriff vom Land aus sind sie anfällig.«
    Illum lachte auf. »Ich kann meine Besitztümer sehr gut selbst schützen, wenn es sein muss. Was sonst habt Ihr mir zu bieten?«
    »Oh, jetzt hör aber auf, Illum«, stieß Walter plötzlich hervor. »Falls du es vergessen hast, dies ist die Regentin von Amenkor!Sie hat die Chorl aus der Stadt vertrieben. Ohne sie hättest du gar keine Besitztümer zum Beschützen. Du wärst nicht mal Händler!«
    »Höchstwahrscheinlich«, fügte Avrell verkniffen hinzu, »wärt Ihr sogar tot.«
    Stille senkte sich herab. Doch ich konnte sehen – konnte spüren –, dass Illum nicht lange schweigen würde.
    »Wenn Ihr helft, die Mittel für den Bau einer Mauer aufzubringen – einer Mauer, die den östlichen Bereich der Stadt sowie den Siel umschließt –, gebe ich Euch einen Teil des Landes innerhalb der Mauer.«
    Das sicherte mir die Aufmerksamkeit aller vier Händler.
    Avrell trat vor und breitete eine Karte auf dem Tisch des Audienzsaals aus. »Unsere Baumeister haben sich das umliegende Land genau angeschaut und sind zu dem Schluss gelangt, dass der beste Platz für den Bau der Mauer hier ist. Drei Tore sollen aus der Stadt führen – eines für die Hauptstraße im Osten, zwei weitere hier und hier. Die Mauer würde an dieser Stelle über der südlichen Felswand an die bereits bestehenden Palastmauern anschließen und sich bis zur Mauer am südlichen Landvorsprung erstrecken, der hinaus zum Wachturm im Hafenbecken führt.«
    »Was ist mit dem Fluss?«, erkundigte sich Jack Trevain. Für gewöhnlich verhielt er sich ruhig und ließ die anderen für ihn reden, doch sobald die Karte ausgebreitet war, beugte er sich aufmerksam vor.
    »Abgesehen von den Toren wäre der Fluss der verwundbarste Teil der Mauer. Wir haben vor, die Mauer über den Fluss zu spannen, und zwar mit einem Metalltor, das bei einem Angriff ins

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