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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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sich Ranken von Gwenn zu Marielle streckten, sich vorwärtsschlängelten und ineinander verwoben, bis sie eine dünne Leitung bildeten. Als die Leitung Marielle erreichte, heftete sie sich an eine Stelle in der Nähe ihres Herzens, wo ich das Weiße Feuer sehen konnte, das ich vor dem Angriff der Chorl in Marielles Inneres gepflanzt hatte.
    Marielle lächelte zufrieden. »Bildet einen Schild, Regentin.«
    »Wozu?«, fragte ich, zog jedoch bereits einen Schild vor mir hoch. Mir fiel auf, dass Eryn sich entfernt und das Feld Marielle und Gwenn überlassen hatte, die nunmehr miteinander verbundenen waren.
    »Damit ich Euch zeigen kann, wie es geht«, antwortete Marielle mit einem schiefen Lächeln.
    Mit dem Schild vor mir wartete ich …
    Und fühlte plötzlich, wie Marielle von der gegenüberliegenden Seite aus gegen diesen Schild drückte. Es war kein Angriff, keine scharfe Klinge und kein Kraftstoß, sondern ein großflächiger, sanfter Druck, der sich stetig verstärkte, bis ich spürte, wie ich unterbewusst dagegenhielt, um den Schild zu festigen, der einer Mauer glich, die von einer anderen Mauer gestützt wurde.
    »Das bin nur ich«, erklärte Marielle mit vor Anstrengung keuchender Stimme. »Jetzt nehmen wir Gwenn hinzu.«
    Noch bevor sie zu Ende gesprochen hatte, nahm ich wahr, wie von Gwenn aus Kraft durch die Leitung strömte …
    Dann stöhnte ich und taumelte rücklings, als sich der Druck auf meinen Schild verdoppelte und mich zurückdrängte.
    »Genug«, sagte Eryn.
    Gwenn ließ die Leitung sinken, und Marielle nahm den Druck von meinem Schild. Beide hatten zufriedene Mienen, wenngleich Gwenn mir noch ein wenig überschwänglicher erschien als Marielle. Die ältere Dienerin streckte die Hand aus und zerzauste Gwenn das Haar, eine unterbewusste Geste, die mir einen Stich im Herzen versetzte. Erick hatte mir am Siel oft so das Haar zerzaust.
    Ich hörte, wie hinter uns jemand schnaubte.
    Stirnrunzelnd drehte ich mich um und sah Ottul, die uns mit höhnischer Miene beobachtete. Sobald sie meinen Blick bemerkte, verpuffte das Hohnlächeln, und sie senkte den Kopf, als wollte sie das Reet am Rand des Teichs oder die kleinen Fische darin betrachten.
    »Für mich hat sich das ziemlich beträchtlich angefühlt«, meinte ich und drehte mich zurück. Gwenn wirkte geknickt und hatte den Blick auf Ottul gerichtet. »Warum glaubst du, dass die Chorl etwas anderes verwenden?«
    »Weil im Gegensatz zur Ochea und ihren Verbindungen keine Verdoppelung der Macht Einzelner mehr auftritt, wenn wir versuchen, mehr als zwei Begabte miteinander zu verknüpfen. Wenn bei den Chorl vier Frauen zusammenwirkten – die Ochea und drei ihrer Begabten –, entsprach die Kraft, die dabei entstand, ungefähr dem Achtfachen der Stärke einer Einzelnen. Wenn wir vier Begabte zusammenspannen, erhalten wir nur ungefähr die vierfache Kraft.«
    »Der Unterschied ist eher geometrisch als arithmetisch«, warf Marielle ein. »Wenn wir uns miteinander verbinden, addieren wir die einzelnen Kräfte nur. Wenn die Chorl eine Verbindung eingehen, multiplizieren sie dabei ihre Stärke.«
    »Also verwenden sie eine andere Art von Verbindung.« Ich versuchte, mir den Angriff auf die Außenmauern ins Gedächtnis zu rufen, wie ich ihn durch Eryns Augen miterlebt hatte. Das war die einzige Gelegenheit gewesen, bei der wir tatsächlich erlebt hatten, wie die Chorl ihre Kräfte bündelten, um die innerenTore zu zerstören. Auch für die Wachtürme der Bucht hatten sie ihre Macht vereint, doch diesen Angriff hatte niemand gesehen, nur seine Folgen. »Erinnerst du dich daran, gesehen zu haben, wie sie sich zusammengeschlossen haben, um die Tore aufzusprengen?«, fragte ich Eryn.
    »Nein.« In ihrem Tonfall schwang Bedauern mit. »Um eingehend darauf zu achten, war ich zu sehr abgelenkt von dem Versuch, die Tore zu verteidigen.«
    »Ich auch. Aber irgendwie haben sie Leitungen eingesetzt. Ich weiß noch, dass ich gesehen habe, wie sich die Leitungen bildeten. Allerdings ging es zu schnell, um Einzelheiten zu erkennen.«
    Wir schauten beide zu Ottul.
    »Sie weiß, wie es geht«, sagte Eryn, woraufhin Ottul sich umdrehte, als hätte sie gespürt, dass wir über sie redeten. »Das ist mittlerweile offensichtlich.«
    »Ja. Wir müssen uns nur etwas einfallen lassen, um sie dazu zu bringen, es uns zu sagen.«

    »Wie ich sehe, habt Ihr eine Chorl-Gefangene«, sagte jemand, als ich den Garten verließ, wo die Begabten weiterübten. Ottul saß nach wie vor am Teich und

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