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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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21: »Die Buchse der Pandora«

    …und der Titan Epimetheus (altgriech.: der Nachherbedenkende) nahm, uneingedenk der Warnungen seines Bruders Prometheus (der Vorherbedenkende), Pandora in seinem Heime auf. Kaum aber war Pandora herinnen, schloss sie des Titanen Notebook an ihre Buchse an, und sogleich entflogen der Buchse unzählige Übel und verbreiteten sich in Windeseile (100 Mbit/s) über die Erde …

Einsam hüpft das Känguru vor dem Reichstag auf und ab und hin und her. In seinen Pfoten hält es ein Schild, auf dem in großen Lettern geschrieben steht: »Ihr dient dem Volk und nicht der INSM 8 . (Deshalb macht euch darauf gefasst, wegen Insubordination belangt zu werden.)« Dabei skandiert es: »Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!« Wie so oft stehe ich nur dumm daneben. Als ich gerade beschließe, mich ein paar Meter weiter weg zu stellen, um im Fall der Fälle einfach so tun zu können, als wäre ich Tourist, kommen auch schon zwei Polizisten auf mich zu.
    »Ist das Ihr Känguru?«, fragt der Kleine mit dem Schnauzer.
    »Pssst!«, sage ich beschwörend. »Nicht so laut! Sie wissen ja nicht, wie sehr es diese Frage hasst.«
    »Ich frug: Ist das Ihr Känguru?«, wird der Polizist lauter.
    »Nicht!«, setze ich an. »Es ist sein eigener Herr …«
    Zu spät. Das Känguru hüpft herbei und zieht den beiden das Schild über die Birne. Dabei wollten die Polizisten doch nur wissen, was Insubordination bedeutet.
    Tags drauf sitze ich über dem fünfundzwanzigbändigen Kompendium Deutsches Steuerrecht – stark gekürzt und büffle. Ich wurde in einem Eilverfahren zu zwanzig Stunden Staatsbürgerkunde verurteilt, weil ich meine Sorgfaltspflicht als Tierhalter vernachlässigt hätte. Das hat das Känguru natürlich erst richtig auf die Palme gebracht, und es hat vor Gericht so lange gestänkert, bis ich, wegen erneuter Vernachlässigung meiner Sorgfaltspflicht als Tierhalter, zu weiteren 20 Stunden verurteilt wurde. Ich konnte es beruhigen, aber es besteht darauf, morgen mit in den Unterricht zu kommen.
    »Hast du schon gelernt?«, frage ich.
    »Ich weiß Bescheid«, sagt das Känguru nur.
    Am nächsten Tag fragt die Lehrerin:
    »Nun, Delinquenten! Ab welcher Steuerklasse kann ich meine Steuererklärung nicht mehr auf einem Bierdeckel machen?«
    Alle melden sich sogleich, außer dem Känguru, welches gelangweilt zum Fenster hinaus blickt.
    »Ich frage …«, der Arm der Lehrerin schwebt bedrohlich über der Klasse, »… das KÄNGURU!«
    »Ich brauche nicht zu wissen, welche Regeln sich der Kapitalismus gegeben hat«, sagt das Känguru. »Unser Ziel muss nach wie vor in der völligen Überwindung desselbigen liegen.«
    Zustimmendes Gejohle aus den hinteren Reihen.
    Da springt das Känguru auf den Tisch und brüllt in Richtung Überwachungskamera:
    »Ihr könnt mir meine Freiheit nehmen, ihr könnt mir mein Leben nehmen, aber niemals meine Überzeugungen!«
    Wie immer endet es damit, dass das Känguru allen den RAF-Song von WIZO beibringt. Wo bin ich da nur reingeraten?Als wir wieder in eine Zelle gesteckt werden, denk ich laut: »Heißt es frug oder fragte?«
    »Was?«, sagt das Känguru.
    »Heißt es frug oder fragte?«, frage ich. »Der Polizist sagte: ›Ich frug: Ist das Ihr Känguru?‹«
    »Ich brauche nicht wissen, welche Regeln die Hoheiten der deutschen Sprache gegeben haben«, schimpft es. »Unser Ziel muss stattdessen in der Überwindung …«
    »Ja, ja. Ist ja gut«, sage ich. »War ja nur ’ne Fruge.«

Runter …
    und hoch …
    »Was machst’n da?«, fragt das Känguru.
    Runter …
    und hoch …
    »Ich spiel Jo-Jo«, sage ich.
    »Jo-Jo«, sagt das Känguru. »Soso.«
    Runter …
    und hoch …

»Ich hab bei ’ner Lesung Peter-Jürgen Boock getroffen«, sage ich. »Weißte? Aus der zweiten Generation der RAF.«
    »Der den Raketenwerfer gebaut hat?«, fachsimpelt das Känguru.
    »Genau der.«
    »Cool«, sagt das Känguru. »Und haste ein Autogramm geholt?«
    »Ja. Zwei Stück.«
    »Willste tauschen?«
    »Was gibste denn dafür?«
    »Ein Stefan Wisniewski.«
    »Nee. Hab ich schon. Ich will zwei Baader und eine Mohnhaupt«, sage ich.
    »Ich geb dir ein Baader und zwei Hogefeld.«
    »Hm. Ich weiß nich.«
    »Ich leg noch ein Mahler obendrauf.«
    »Nee. Den will ich nicht haben. Schmeiß weg«, sage ich.
    »Okay. Ich geb dir ein Baader, zwei Hogefeld und steck den Mahler in den Schredder.«
    »Na gut«, sage ich.
    Wir tauschen die Karten aus.
    »Die dritte Generation hab ich

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