Die Känguru Chroniken
nimmer!«, rufe ich. »Da kann man ja schon eine gewisse Präsdes Präsdes Prädeti Vorherbestimmung deinerseits hin zum Sozialismus … Hat doch Liebknecht immer gesagt.«
»Honecker«, sagt das Gespenst.
E R I N N E R U N G S L Ü C K E
»… und dann wählt ihr alle paar Jahre und nicht nur, dass ihr Leute wählt, die offensichtlich wider eure Interessen handeln,diese Leute werden dafür auch noch wiedergewählt«, krächzt das Känguru. »Ihr seid sooo dumm.«
»Gar nich dumm«, sage ich, »höchstens ungebildet. Die Menschen kennen Abstimmungen eben nur aus dem Fernsehen. Aus Big Brother und so. Die stehen in den Wahlkabinen und denken, sie dürften jemanden rauswählen.«
»Das klingt erstaunlich glaubwürdig!«, ruft das Gespenst. »Noch’n Muffin?«
»Oder für die Dschungelprüfung nominieren«, sage ich. »Ich war auch mal im Dschungel …«, murmelt das Känguru entrückt.
»Und da müssen die eklige Sachen machen«, sage ich zerstreut, während ich an einem brennenden Waffelröllchen ziehe. »Sich von Spinnen bekrabbeln lassen. Känguruhoden essen. 9 «
»Känguruhoden?«, fährt das Känguru aus seiner Trance empor. Es beugt sich vornüber. »Ich glaub, ich muss kotzen …«
E R I N N E R U N G S L Ü C K E
»Was die Natur ihren Geschöpfen nich alles mitgegeben hat«, sagt das Känguru. »Giftzähne, Echolot, meterlange Hälse, Kiemen, Panzer, kräftige Sprungbeine, Beutel. Wer konnte denn ahnen, dass ausgerechnet der Daumen das Mittel der Wahl ist, um die Welt zu beherrschen …«, sagt das Känguru.
»Gib her. Ich mach schon«, sage ich und nehme mich der Nachschubfabrikation an.
»Ich wollte euch noch was vorlesen aus den Tagebüchern von Kurt Cobain«, sagt das Känguru.
»Boah nee! Bitte nich«, sagen das Gespenst und ich gleichzeitig.
E R I N N E R U N G S L Ü C K E
Wir sprechen mit dem Gespenst des Kommunismus über das Wetter und das Fernsehprogramm. Das Gespenst erzählt, dass es ein Angebot, ins Dschungelcamp zu gehen, nach einigem Nachdenken abgelehnt hat. Das Känguru gibt einige kryptische Sätze über seine Zeit im Dschungel von sich.
»Ich werde verfolgt«, sagt das Gespenst plötzlich. »Gehetzt werde ich!«
»Von wem denn?«, fragt das Känguru erschrocken.
»Vom Papst und vom Zar!«, stöhnt das Gespenst, »von Metternich und Guizot, von französischen Radikalen und deutschen Polizisten. Ich hab’s zufällig in einem kleinen roten Büchlein gelesen. Das gab’s in ’ner Restpostenbuchhandlung für 1,95.«
»Aha! Das Manifest!«, konstatiert das Känguru altklug.
»Ach«, sage ich, »der Metternich und der Zar, die sind doch schon längst tot. Und der Guizot, wer auch immer des war …«
»François Pierre Guillaume Guizot war zur Zeit der Februarrevolution 1848 Chef des französischen Kabinetts«, punktet das Känguru mit seinem Trivial-Pursuit-Wissen.
»Scheißegal«, sage ich. »Auf jeden Fall ist der auch schon tot.«
»Aber die deutschen Polizisten!«, wirft das Känguru ein.
»Und der Papst!«, sagt das Gespenst. »Der lebt auch noch.«
»Ja, der Papst …«, sagt das Känguru leise.
»Ihr seid doch komplett paranoid!«, sage ich.
»Just because you’re paranoid. Don’t mean they’re not after you«, sagt das Känguru. »Nirvana!«
»Alter!«, fluche ich. »Was verdammt noch mal hat das jetzt schon wieder mit Nirvana zu tun?«
»Nevermind, siebter Song, ungefähr so bei anderthalb Minuten. Mach mal rein.«
E R I N N E R U N G S L Ü C K E
Das Känguru schenkt noch ’ne Runde Wodka aus. Das Gespenst hat sich ins Bad verzogen. Ihm geht’s richtig dreckig. Der Fürst Bismarck ist ihm nicht gut bekommen, und der Gorbatschow hat es völlig fertig gemacht.
»Nastrowje!«, ruft das Känguru.
»Wehe, wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe!«, sage ich und trinke.
»Nevermind.«
Ich sitze mit Jürgen, dem Haustier meiner Cousine, die zwei Wochen im Urlaub ist, auf dem Boden vor der Couch und starre auf die Stelle, wo früher der Fernseher stand. Plötzlich poltert das Känguru zur Tür herein. Es schleppt einen unglaublich großen, braunen Kasten mit sich und knallt ihn auf den Tisch, wo früher der Fernseher stand.
»Tada!«, sagt das Känguru und wischt sich keuchend den Schweiß von der Stirn.
»Was’n des?«, frage ich.
»Nach was sieht’s denn aus?«, fragt das Känguru.
»Entweder isses ein Block aus der Cheops-Pyramide oder ein Relikt aus den Kindertagen der Television …«, sage ich.
»Das is’n Fernseher«, sagt
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