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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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haben. Und außerdem is das bestimmt turbowitzig, was die CSU so über Franz Josef Strauß zu berichten weiß.«
    »Wir danken dem großen König, dass er die Sonne erfunden hat, sonst wäre es immer so dunkel und kalt«, sage ich. »Da stehen die Preußen bestimmt Schlange …«
    Der Andrang vor der Landesvertretung ist dann aber doch überschaubar. Er besteht aus einem komischen Typ mit Hut und einem Känguru, die feststellen müssen, dass diese Ausstellung gar nicht für die Öffentlichkeit, sondern nur für die Presse inszeniert ist.
    »Wir müssen draußen bleiben«, sage ich und deute auf das gleichlautende Schild mit dem angeleinten Hund.
    »Ich will da rein«, sagt das Känguru und hüpft die Straße hoch. Zwei Türen weiter verramscht die Komische Oper ihren Kostümfundus. Das Känguru kommt die Treppen runtergehüpft, in Lederhosen, und reicht mir einen blau-weiß karierten Frack.
    Ding Dong.
    Krk …
    »Moin, Moin«, beginnt das Känguru. Ich halte ihm schnell den Mund zu.
    »Jo servus«, sog i. »Mir sans. Weng Termin mim Herrn Dings. Wio hoisst er nochma? Verdammter Sauproiß …«
    Der Türsummer brummt.
    Auf dem Weg zum Herrn Dings durchschreiten wir die Franz-Josef-Strauß-Ausstellung. Sie beginnt mit einem großen Transparent, auf dem steht:
    »Ein Volk, das diese wirtschaftlichen Leistungen vollbracht hat, hat ein Recht darauf, von Auschwitz nichts mehr hören zu wollen.« – Franz Josef Strauß, 13. September 1969 .
    »Des reicht mir eigentlich schon«, sage ich.
    Das Känguru schreitet aber weiter zur Tafel über Kindheit und NSDStB-Tage.
    »Kuck mal hier«, sage ich, »seine Pläne für die atomare Bewaffnung der Bundeswehr. Großes Kino!«
    Ich laufe weiter.
    »Oder hier: Wie sie damals den Spiegel gestürmt haben, weil der was Kritisches geschrieben hat«, sage ich. »Klasse. So was ist ja heute zum Glück nicht mehr nötig. Zumindest nicht beim Spiegel .«
    Die nächste Glasvitrine ist komplett leer. Auf dem Schild daneben steht: Diese Vitrine steht stellvertretend für die umfangreichen Dossiers des DDR-Geheimdienstes über FJS, die das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz unmittelbar nach dem Zusammenbruch der DDR erwarb und vernichtete, um das Andenken unseres ehemaligen Landesvaters zu schützen .
    Das Känguru steht seit längerem vor einem Bild des Münchner Franz-Josef-Strauß-Flughafens.
    »Es ist doch bezeichnend, was für Leute einem in diesem Land als Helden untergeschoben werden«, sagt es schließlich. »Was kommt als Nächstes? Das Jürgen-Möllemann-Mahnmal? Das Hans-Filbinger-Institut für Rechtswissenschaften? Die Axel-Springer-Gedächtniskapelle?«
    »Jetzt hör doch mal auf zu meckern!«, sage ich. »Ich finde, ein Volk, das diese fußballerischen Leistungen vollbracht hat, hat ein Recht darauf …«
    »Hallo. Wie kann ich Ihnen helfen?«, begrüßt uns plötzlich ein netter Mann in einem auffallend schlecht sitzenden Anzug. »Ich bin Herr Dings.«
    »Was genau müsste ein hübsches Känguru wie ich denn tun, um hier Hausverbot zu bekommen?«, fragt das Känguru.

Wir liegen bei fast dreißig Grad am Meer, und die Sonne brutzelt uns kross. Das Känguru hat zwei Wochen Urlaub springen lassen, da es mit den Klingeltönen ein Vermögen gemacht hat. Ich lasse Sand durch meine Finger rieseln und summe: »Dum Dum Dum, Dum Dum Dum, Dum Dum Dum. When she walks it’s like a Samba that swings so cool and sways so gently …«
    »Sag mal, der Vietnamkrieg war doch von ‘64 bis ‘75?«, frage ich einer spontanen Eingebung folgend.
    »Ja«, sagt das Känguru, welches mit einem Sombrero auf dem Kopf in einer Hängematte liegt und an einem Cocktail nippt. »Die heiße Phase jedenfalls.«
    »Ziemlich genau 33 Jahre her?«, sage ich. »Oder?«
    »Ja«, sagt das Känguru. »Braucht man keinen Taschenrechner für.«
    »Ich hab bei Wikipedia gelesen, dass Kängurus so circa fünfzehn Jahre alt werden«, sage ich.
    »Was willsten damit sagen?«, fragt das Känguru und richtet sich auf.
    »Nix«, sage ich. »Ich mein ja bloß.«
    »Du meinst ja bloß!«, schnaubt das Känguru. »Was willste denn damit andeuten?«
    »Nix. Nix. Vergiss es«, sage ich.
    »Wenn ich eins nicht leiden kann, dann Klugscheißer!«,redet sich das Känguru in Rage. »So Leute, die ham einmal in ihrem Leben ein Buch angefasst, einmal ham sie ins Internet gekuckt, und schon halten sie sich für superschlau!«
    »Nee, ist mir ja nur aufgefallen und …«, versuche ich einzuwenden, aber das Känguru ist nicht

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