Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

schütze euch durch Unwissenheit.«
    Ein Partyboy kommt um die Ecke und stellt sich hinter uns in die Kloschlange. Ich beginne Gimme! Gimme! Gimme! A Man After Midnight zu pfeifen.
    »Hey!«, sagt der Junge. »Und was studiert ihr so?«
    »Ich studiere nicht«, lallt das Känguru. »Ich arbeite.«
    »Das ist ja total irre«, sagt der Typ. »So jemanden hab ich in Berlin noch nie getroffen!«

»Wer kämpft, kann verlieren.
    Wer nicht kämpft, hat schon verloren.«
    Optimus Prime
    Das Känguru liegt mit dem Kopf nach unten im Sessel und betrachtet nachdenklich die Dia-Show auf dem digitalen Bilderrahmen des Pinguins. Der Pinguin unter Wasser vor einem Korallenriff im Neoprenanzug mit Maske und Sauerstoffflasche. Der Pinguin mit Sektglas und Shorts auf einer Jacht. Der Pinguin schüttelt die Hand eines anderen Anzugträgers. Der Pinguin auf Skiern im Schneeanzug mit Schal und Pudelmütze. Der Pinguin im ehemaligen Rügenwalde vor der größten Teewurst der Welt.
    »Was hast du jetzt vor?«, frage ich.
    »Ich muss nur Leute finden, die mit ihm zusammenarbeiten, und dann werde ich ihnen schon die Wahrheit über den bösartig-totalitären Weltbeherrschungsplan des Pinguins entlocken. Nicht umsonst habe ich lange Zeit ein Detektivbüro geleitet. Meine Verhörmethoden sind äußerst zuverlässig.«
    »So? Wie willst du vorgehen?«, frage ich.
    »Ich habe vor, die Leute einfach auf die brutalstmögliche Weise abzulenken, und werde ihnen dann, wenn sie völlig unvorbereitet sind, ihre Deckung unten ist, ein Bild des Pinguins unter die Nase halten und gebieterisch brüllen: ›KENNEN SIE DIESEN PINGUIN?!?‹«
    »Aha«, sage ich. »Und was machen wir, bis du jemanden zum Befragen gefunden hast?«
    »Wir könnten Transformers kucken«, sagt das Känguru und zieht eine selbstgebrannte DVD aus seinem Beutel.
    » Transformers ?«, frage ich skeptisch. »Ist der Film nicht totale Scheiße?«
    »Davon gehe ich aus.«
    »Warum willst du ihn dann kucken?«
    »War ein Riesenhit. Der Film interessiert mich aus einer soziologischen Perspektive.«
    »Hm«, sage ich. »Ehrlich gesagt würde ich fast noch lieber Die Wunderhure lesen.«
    »Wir könnten den Film in doppelter Geschwindigkeit kucken«, schlägt das Känguru vor.
    »Das klingt vernünftig«, sage ich.
    »In meinem letzten Versteck habe ich Cowboys vs. Aliens in anderthalbfacher Geschwindigkeit angekuckt«, sagt das Känguru. »Das hat dem Film wirklich sehr gut getan. Erst dadurch hat sich Daniel Craig in annähernd normaler Geschwindigkeit bewegt.«
    Ich schalte den Beamer an und lege die DVD in den Player. Wir machen es uns bequem, und ich starte Transformers in doppelter Geschwindigkeit.
    Es explodiert sehr vieles sehr schnell.
    »Stopp!«, ruft das Känguru nach kurzer Zeit.
    Ich stoppe.
    »Also, es gibt gute Roboter, und es gibt böse«, sagt es.
    »Ja.«
    »Aber die bösen greifen einen US-Militärstützpunkt an? Das verstehe ich nicht ganz.«
    »Vielleicht ergibt alles mehr Sinn, wenn wir die Geschwindigkeit nochmals verdoppeln«, sage ich.
    »Das klingt vernünftig.«
    Ich drücke auf die Fernbedienung.
    Viele unsympathische Menschen plappern sehr, sehr schnell sehr, sehr viel.
    »Langweilig!«, ruft das Känguru. »Schneller!«
    Ich drücke auf die Fernbedienung. Da verwandeln sich viele Roboter sehr, sehr, sehr schnell in Autos und wieder in Roboter.
    »Schneller!«, ruft das Känguru.
    Ich erhöhe die Geschwindigkeit. Abartiger Lärm ist die Folge. Lichtblitze, Photonenstöße und EMP-Blasts schießen durch das Wohnzimmer. ++++++++++++++ Versehentlich habe ich wohl ein Transwarp-Portal nach Cybertron geöffnet. Ich bekomme Zuckungen. ++++++ ++++++ Die Fernbedienung rutscht mir aus der Hand. Ich krümme mich vor Schmerzen, bin aber unfähig, meine Augen zu schließen. +++++++++++++++ »So was benutzt die CIA bestimmt als audiovisuelle Folter«, ++++++++++++ ruft das Känguru verzweifelt +++++++++ und versucht vergeblich, seinen Kopf in +++++++++++++++++ seinen Beutel zu stecken. Wenn ich mir meine Augen zuhalte, habe ich keine Hände mehr für meine Ohren. Wenn ich mir die Ohren zuhalte … ++++++++++++ »Man bräuchte vier Pfoten«, ruft das Känguru. Ich bekomme sehr, sehr, sehr, sehr schnell sehr, sehr, sehr, sehr starke Kopfschmerzen. +++++++++++++++++++++ +++++++++++++ Das Känguru purzelt vom Sessel. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
    Ich schlage meinen Kopf ++++++++++++++
    immer wieder gegen +++++++++++++++
    die Raufasertapete. ++++++++++++++++
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