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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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Beispiel.«
    »Gerne«, sagt das Känguru und überlegt kurz. »Das erotische Abfeiern von Germany’s next Topmodel macht mich furchtbar attraktiv.«
    »Mich auch. Wenn ich was erotisch abfeiern will, kucke ich mir lieber 70er-Jahre-Ironiefilme an.«
    »Und?«, fragt das Känguru.
    »Was?«
    »Ist witziger, oder?«
    »Ja«, sage ich. »Aber ich befürchte, deine Gesprächspartner werden oft lange über deinen Sätzen rätseln.«
    »Das ist doch nicht mein Ekzem!«, sagt das Känguru, beschleunigt seinen Personal Transporter und biegt um eine Ecke. Gleich darauf fährt es in genau entgegengesetzter Richtung wieder hinter der Ecke hervor, verfolgt von einer ganzen Gruppe attraktiver Touristen auf Segway Personal Transportern. Einer aus der Gruppe läuft. Er ist der Schnellste.
    Fasziniert kucke ich allen hinterher.
    »Alter«, ruft mir Otto-Von, der vor seiner Bude steht, lachend zu, » The Fast And The Furious 7 , oder was?«

»Köpfchen in das Wasser,
    Schwänzchen in die Höh.«
    CIA-Verhörmethode
    Wir stehen im Dunkeln draußen vor einem 5-Sterne-Tagungshotel.
    Das Känguru trägt einen schwarzen Frack mit weißer Weste und roter Fliege, einen weißen Schnauzbart und einen Spazierstock mit einem silbernen Knauf. Es holt einen schwarzen Zylinder aus seinem Beutel und setzt ihn sich auf den Kopf.
    »Wie sehe ich aus?«, fragt es.
    »Total unauffällig«, sage ich.
    »Fast unsichtbar.«
    »Fast unsichtbar«, sage ich.
    Wie zufällig rempelt es einen Mann an, der gerade sein silberfarbenes Oldtimer-Cabriolet geparkt hat. Das Känguru entschuldigt sich überschwänglich, und kurz darauf sehe ich einen Autoschlüssel in seiner Pfote.
    Vor dem Eingang des Hotels steht ein etwas dickerer Gast und beschimpft den Portier. Selten habe ich einen so überheblichen Menschen gesehen wie diesen da in seinem etwas zu kleinen Anzug. Der Portier eilt davon.
    Das Känguru hüpft auf den Gast zu und reicht ihm den Autoschlüssel.
    »Page«, sagt es in überheblichem Tonfall mit alter, kratziger Stimme. »Fahren Sie bitte meinen 1932er Ford Roadster dort auf einen sicheren Stellplatz. Aber schön vorsichtig. Wenn Sie da einen Kratzer reinmachen, dann haben Sie ein ganzes Jahr umsonst gearbeitet.«
    »Äh … verzeihen Sie«, sagt der Mann perplex und will den Schlüssel zurückgeben, »hier liegt eine Verwe…«
    »Ich will kein Wort hören!«, schneidet ihm das Känguru das Wort ab. »Ich denke, meine Anweisungen waren klar genug. Sie werden hier nicht bezahlt, um Widerworte zu geben. Schlimm genug, wie Sie aussehen. Ich bezahle hier 890 Euro die Nacht und muss mich dann mit einem aus der Form gelaufenen Muffin streiten, den jemand mit Hang zum Fremdschämen in einen viel zu kleinen Anzug gezwängt hat. Ruhe! Kein Wort mehr! Ich will knackige junge Männer in Uniform.«
    »Was fällt Ihnen ein, ich bin …«
    »Was fällt Ihnen ein!«, ruft das Känguru. »Ich weiß, wer Sie sind! Ein kleiner Wurm! Ein Zwerg, der den Aufstand probt, aber ich habe schon Streiks in Taiwan niederprügeln lassen, da hat Ihr Vater hier noch nicht mal Teller gewaschen!«
    »Ich … ich bin fassungslos«, ruft der Mann. »Jetzt nehmen Sie den Schlüssel …«
    Das Känguru steckt sich die Pfoten in die Ohren, ruft »Lalala, lalala« und verschwindet in die Hotellobby.
    Selten habe ich einen so ratlosen Menschen gesehen wie diesen da, mit dem Schlüssel in der Hand. Ich gehe freundlich auf ihn zu, reiche ihm einen kleinen Zettel mit Zahlen und sage: »Mein Gepäck bitte.«
    Wie verabredet, treffe ich das Känguru gleich darauf im Tagungssaal »Jürgen W. Möllemann«. Dort steigt gerade die Aktionärsversammlung des Tiefkühlkostkonzernes cofrost* . Am Buffet gibt es sehr leckere, frisch zubereitete Speisen. Ich frage mich, ob das außer mir noch jemand witzig findet.
    »Los, ausschwärmen«, sagt das Känguru. »Das Spiel heißt: Finde den Pinguin.«
    Nachdem ich eine halbe Stunde erfolglos den falschen Vogel gesucht habe, treffe ich zumindest das Känguru wieder. Es steht immer noch am Buffet. Ein kleiner dicker Mann mit Fistelstimme redet auf es ein.
    »Unsere Interessenvertreter in Brüssel sind sich mit der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit weitestgehend einig, dass die Lieferung und Zubereitung von frischem Gemüse an Flughäfen aus Hygienegründen bald untersagt werden könnte. Das wäre ein großer Tag für die Tiefkühlkostindustrie.«
    Das Känguru zieht ein Bündel Monopolygeld aus seinem Beutel und wedelt sich damit Luft

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