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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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NEIN!«, rufe ich. »KÜNSTLER! Nichts Geringeres als einen modernen Don Quijote habe ich verfasst! ABER NEIN! Louie, der lustige Leguan. Das ist natürlich relevanter. Das ist natürlich …«
    Das Känguru schlägt mir mit der Wendy auf den Kopf.
    »Halt die Klappe, Knappe!«
    Der Applaus verebbt zum letzten Mal.
    »Ahahamuhmuhmuh«, sagt Julia Müller. »Glauben Sie mir, das war der schönste Moment meiner professionellen Karriere.«
    »Du dumme Kuh!«, rufe ich.
    »So bringen Sie ihn doch zum Schweigen«, fleht mein Agent das Känguru an.
    »Muh! Muh! Muh!«, rufe ich. »Die Kuh, die lach…«
    Das Känguru stopft mir ein Sahnetörtchen in den Mund: »Halt mal kurz.«

Ich sitze an meinem Schreibtisch und hinterlasse anonym beleidigende Kommentare auf Julia Müllers Webseite. Das Känguru kommt in mein Zimmer und stört mich.
    »Habe ich dir eigentlich schon von meiner neuesten Geschäftsidee erzählt?«, fragt es.
    Ich blicke vom Computer auf.
    »Machst du mal bitte das Licht an und die Tür zu?«, frage ich.
    Das Känguru macht das Licht an und will die Tür zumachen.
    »Nein, nein«, sage ich. »Von der anderen Seite.«
    »Sehr relevant …«
    »Ernsthaft«, sage ich, »Ich muss was Wichtiges erledigen. Erzähl’s mir später.«
    Das Känguru verschwindet vor sich hin meckernd.
    Eine Minute später kommt es wieder zur Tür herein.
    »Stört es dich, wenn ich hier in deinem Zimmer ein bisschen Posaune spiele?«, fragt es und zieht eine Posaune aus seinem Beutel. »Das Wohnzimmer hat so eine furchtbare Akkustik.«
    »I wo!«, sage ich. »Wen würde es beim Arbeiten stören, wenn jemand direkt neben ihm ein so liebliches Instrument wie Posaune spielt.«
    »Ich kann es aber noch nicht besonders gut«, sagt das Känguru.
    »Macht doch nichts«, sage ich. »Gerade bei Musikinstrumenten ist es ja immer für alle Außenstehenden ein Vergnügen, dem Lernprozess beizuwohnen.«
    Das Känguru setzt die Posaune an und erzeugt ein apokalyptisches Pfeifen.
    »Es stört mich!«, rufe ich.
    »Soll ich dir mal meine neue Geschäftsidee erzählen?«
    »Raus.«
    Das Känguru verschwindet und beginnt direkt vor meiner Tür die Ode an die Freude auf seiner Posaune zu üben.
    »Das ist fürchterlich!«, rufe ich. »Hör auf damit.«
    »In deinem Zimmer würde es besser klingen«, ruft das Känguru, ist dann aber überraschenderweise still.
    Kurze Zeit später bekomme ich eine E-Mail mit einem Youtube-Link. Das Känguru kommt zur Tür herein.
    »Klick mal den Link an!«
    »Okay«, sage ich. »Ich gebe auf. Was ist deine neue Geschäftsidee?«
    »Ich verkaufe.« Das Känguru macht eine Aufgepasst-Geste und danach eine kleine Pause. »Ruhe. Ich verkaufe Ruhe.«
    »Und wie ich sehe, schreckst du nicht davor zurück, nötigenfalls die Nachfrage zu kreieren.«
    »Natürlich nicht«, sagt das Känguru. »Ich nehme dir etwas Lebenswichtiges weg, um es dir danach zu verkaufen. Das nennt man Kapitalismus. Ich hoffe, du lernst etwas dabei.«
    »Lass mich in Ruhe.«
    »Gerne«, sagt das Känguru. »Aber das kostet. Klick mal den Link an.«
    Ich starte das Video.
    Ein Känguru in weißem Arztkittel schlendert über einen äußerst billig am Computer eingefügten Strand, dazu ertönt seichte Werbespotmusik.
    »Sind Sie müde, gestresst, nervös, gereizt?«, fragt das Känguru. »Müssen Sie immer erreichbar sein? Ist Freizeit für Sie ein Fremdwort? Haben Sie genug von der modernen Leistungsdruckgesellschaft? Ich als Zahnarztgattin empfehle Ihnen: Ruhe.«
    Aus dem Off ertönt eine Stimme: »RuheTM ist ein Produkt aus dem Hause Kangaroo Business Ideas. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Anwalt oder Unternehmensberater.«
    »RuheTM«, sage ich.
    »Jup«, sagt das Känguru. »Willst du welche haben?«
    »Ja, bitte«, antworte ich genervt.
    »Nur 69 Cent pro Minute.«
    »Gibt’s auch ’ne Flatrate?«
    »Nein«, sagt das Känguru. »Andere Frage: Wo würdest du dich verstecken, wenn du ein Pinguin wärst?«
    »Keine Ahnung«, sage ich. »Am Südpol?«
    Das Känguru schüttelt den Kopf. Es zeigt mir einen Flyer.
    »Exerzitien für ausgebrannte Manager«, lese ich.
    »Die verkaufen auch Ruhe«, sagt das Känguru.
    »Ein Kloster?«
    »Wo wird ein Pinguin unsichtbar?«, fragt das Känguru. »Unter Nonnen.«
    »Hm«, sage ich. »Ich verkaufe übrigens auch etwas. Hatte gerade eine Geschäftsidee.«
    »Ach ja?«, fragt das Känguru. »Was verkaufst du denn?«
    »Ich verkaufe Gewaltfreiheit«, sage ich. »Die Tarife ähneln den

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