Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
Vom Netzwerk:
»Können wir eine kleine Pause machen?«
    »Auf gar keinen Fall«, sagt das Känguru. »Wir müssen den Pinguin finden.«
    Ich lasse meinen Blick umherschweifen.
    »Da! Der Pinguin!«, rufe ich plötzlich. »Ich habe ihn gesehen! Schnell!«
    »Wo? Wo?«, ruft das Känguru aufgeregt.
    »Er ist in diesen Massagesalon hineingewatschelt!«
    »Was? Wie?«, ruft das Känguru.
    »Schnell! Schnell!«, sage ich. »In den Massagesalon!«
    Nachdem wir uns in dem Laden umgesehen haben, sagt das Känguru: »Hier ist überhaupt kein Pinguin.«
    »Dabei war ich mir so sicher«, sage ich. »Aber, was meinst du, wo wir schon mal hier sind, könnten wir uns doch massieren lassen?«
    »Aha. Daher weht der Wind. Ich hoffe, du meinst massieren im Sinne von massieren.«
    »Natürlich! Für was hältst du mich?«, frage ich. »Für einen VW-Betriebsrat?«
    V I E R Z I G M I N U T E N S P Ä T E R
    »Wer hätte gedacht, dass in so einem zierlichen Geschöpf so viel Kraft steckt«, sage ich.
    »Ich fühle mich, als wäre ich zwischen zwei Horden Hooligans geraten«, sagt das Känguru.
    »Die massieren anders als bei uns.«
    »Mir tut alles weh.«
    »Ich finde, sie hätten eine Warnung …«
    »Ich habe überall blaue Flecken«, sagt das Känguru. »Hier, hier, hier. Kuck!«
    »… in den Reiseführer drucken sollen.«
    »Das Mädchen hat mich verprügelt«, sagt das Känguru. »Ich habe ihr drei Dollar gegeben und sie hat mich verprügelt. Das ist eigentlich gar keine schlechte Geschäftsidee. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich diese Dienstleistung auch anbieten.«
    »Was machen wir jetzt?«, frage ich.
    »Ich glaube, sie hat mir die Schulter ausgekugelt.«
    »Ich könnte einen Happen Essen vertragen.«
    »Ist sie auch auf dir herumgelaufen?«, fragt das Känguru. »Sie ist meine Wirbelsäule auf und ab gelaufen, und auf der Höhe des Rückgrats hat sie angefangen zu hüpfen.«
    »Da! Der Pinguin!«, rufe ich. »Schnell! Ich habe ihn gesehen!«
    »Wo? Wo?«, ruft das Känguru aufgeregt.
    »Er sitzt in dieser Eisdiele!«
    »Ja, ja. Netter Versuch.«
    »Nein!«, sage ich. »Kuck doch! Er sitzt wirklich in dieser Eisdiele.«
    Das Känguru dreht sich um und starrt durch die Scheibe den Pinguin an.
    »Was machen wir jetzt?«, frage ich.
    »Keine Ahnung«, sagt das Känguru.
    »Keine Ahnung?«
    »Ich habe mir immer den Kopf zerbrochen, wie wir ihn erwischen können. An das ›Was dann‹ habe ich bisher keinen Gedanken verschwendet.«
    Schweigend beobachten wir, wie der Pinguin Kugel für Kugel sein Eis aufisst. Dann steht er auf und geht.
    »Wir könnten ihm hinterherlaufen«, sage ich nach einer Weile.
    »Gute Idee!«, sagt das Känguru. »Vielleicht führt er uns zu seiner Fabrik.«
    »O nein«, sage ich. »Er geht auf die andere Straßenseite!«
    Problemlos gleitet der Pinguin durch die Mopedflut. Das Känguru hüpft hinterher. Plötzlich biegt in einer irren Geschwindigkeit ein Geldtransporter um die Ecke und hält direkt auf das Känguru zu. Durch einen geschickten Sprung kann es allerdings noch problemlos ausweichen. 12
    12 Hier finde ich den Cliffhanger eher nicht so gelungen. Bitte ändern. (Anm. des Lektors)

In Arbeitskleidung stehen wir mit anderen Arbeitern dicht gedrängt an unserem Arbeitsplatz am Fließband und arbeiten. Das ist so monoton, wie es klingt. Ich stanze ein Loch in eine Plexiglasscheibe, und das Känguru drückt ein Scharnier in das Loch. 13
    13 Das wäre auch ein guter Titel für einen John-Grisham-Roman.
(Anm. des Kängurus)
    Ich wische mir den Schweiß von der Stirn.
    »Ich finde«, sage ich, »eine Firma, die Klimaanlagen herstellt, hätte ruhig in der Fabrik, in der die Klimaanlagen hergestellt werden, ein paar Klimaanlagen installieren können.«
    Plötzlich gibt mir das Känguru einen Stups.
    »Da ist er wieder«, sagt es und deutet unauffällig auf eine Stahlbrücke, welche hoch über den Fließbändern hängt. Die Kontrolleure dort stehen stramm, und ihre Reihen entlang watschelt der Pinguin. Ohne einen Blick nach unten zu werfen, verschwindet er in sein Büro.
    »Kennst du den alten russischen Witz von dem Arbeiter aus der Staubsaugerfabrik?«, fragt das Känguru.
    »Was’n für ’ne Staubsaugerfabrik?«, frage ich, von der monotonen Arbeit schon sehr genervt. Ich beginne damit, zur Abwechslung immer zwei Löcher in die Plexiglasscheibe zu stanzen.
    »Also pass auf«, sagt das Känguru. »Da ist so ein Typ, der arbeitet in einer Staubsaugerfabrik. Nun denkt er: So ein Staubsauger wär doch ein gutes

Weitere Kostenlose Bücher