Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

zum nördlichen Tabernakel-Orakel, welches mir befahl, Huschnipotz, den hübschen Troll, aufzusuchen. Der sandte mich zu Doreen Mifasolati, der Tochter des Schwagers des Königs des Waldes der fiesen Feen, die mich ausschickte …«
»Ja, ja. Ist ja gut«, sagte das namenlose Schattengewächs.
»Du musst noch weiter! Finde das Bürgerbüro, Raum A38.«
    Aus Die unendliche Schnitzeljagd von Michael Ohnende
    Leider haben wir uns ausgerechnet in die Überwachungszentrale geflüchtet. An der Wand vor uns hängen zwei Dutzend Monitore. Darauf können wir alle Räume der Schule sehen. Überall streifen uniformierte Pinguine umher, auf der Suche nach uns. Zu unserem Glück sind die beiden Plätze vor den Monitoren gerade nicht besetzt.
    »Was tun wir denn jetzt?«, frage ich. »Wer auch immer hier arbeitet, kommt bestimmt bald zurück!«
    »Ich weiß nicht weiter«, sagt das Känguru.
    »Was?«, frage ich ungläubig.
    »Ich weiß nicht weiter.«
    »Aber, aber … Ausgerechnet jetzt?«
    »Zum Glück habe ich das hier«, sagt das Känguru und zieht etwas aus seinem Beutel. »Als ich noch viel kleiner war, hat mir meine Mutti dieses Buch mit sieben Riegeln gegeben.«
    »Du meinst mit sieben Siegeln.«
    »Nein. Riegel. Sieben Schokoriegel. Einer mit Karamell, einer mit Erdnüssen, einer mit Keks, einer mit Kokos, einer mit Milchcreme, einer mit Müsli und … weiß ich nicht mehr … ist auch egal … die Riegel tun auch gar nichts zur Sache, die durfte ich sofort essen, aber zu dem Buch hat mir meine Mutti gesagt: ›Wenn du jemals nicht weiterweißt, öffne dieses Buch hier.‹«
    »Und du hast da noch nie reingekuckt?«
    »Wieso sollte ich?«, fragt das Känguru. »Bisher habe ich immer weitergewusst.«
    »Ich hätte das Buch wahrscheinlich noch am selben Tag geöffnet«, sage ich und nehme dem Känguru den Wälzer mit der ledernen Buchschließe aus den Pfoten.
    »Es ist ein Ratgeber?«, frage ich ungläubig.
    Das Werk heißt: Was tun, wenn man nicht mehr weiterweiß.
    »Gib her«, sagt das Känguru und öffnet die Schließe. Der Ratgeber ist innen hohl. Übrigens auch ein häufiges Phänomen. Im Hohlraum liegt eine verzierte Schachtel. In der Schachtel ruht ein altes Medaillon. Das Känguru klappt das Medaillon auf. Darin liegt eine winzige Matrjoschka.
    »Deine Mama hatte Sinn für Humor, was?«
    Das Känguru öffnet die Matrjoschka. Darin liegt ein winzig kleiner versiegelter Brief. Das Känguru erbricht das Siegel.
    »Eine Schatzkarte?«, frage ich.
    »So was Ähnliches«, sagt das Känguru und zeigt mir den kleinen Zettel. »Koordinaten.«
    »Und wohin schicken uns diese Koordinaten?«
    Das Känguru zieht einen Globus aus seinem Beutel, dreht ihn ein bisschen und zeigt mit seiner Pfote auf eine große Landmasse im Meer.
    »Australien«, sagt es.
    »Na klar.«
    »Meine Vergangenheit holt mich ein.«
    »Was?«, frage ich. »Inwiefern?«
    »Keine Ahnung. Ich wollte das nur schon immer mal sagen, und eine bessere Gelegenheit wird sich mir nicht mehr bieten.«
    »Aber wie sollen wir nach Australien kommen?«, frage ich. »Wie können wir von dieser Insel entfliehen? Wir sind von Feinden umzingelt! Wir stecken in einer aussichtslosen Klemme!«
    Plötzlich klopft es an der Tür.
    Klopf, klopf, klopf.
    »Das ist das Zeichen!«, ruft das Känguru, springt auf und will die Tür öffnen.
    »Moment!«, sage ich. »Ich bin da. Du bist da. Alle beide sind wir da.«
    Das Känguru macht große Augen.
    »Pst!«, flüstert es. Dann reißt es die Tür auf. Davor steht ein uniformierter Pinguin. Blitzschnell zieht ihn das Känguru zu uns herein, und ich schließe die Tür wieder.
    »Woher kennst du das Zeichen?«, schreit das Känguru und nimmt den Pinguin in den Schwitzkasten.
    » KhLh Dh6FN «, röchelt der Pinguin.
    »Er lügt!«, schreit das Känguru. »Du lügst!«
    » SOhK jlhML .«
    Das Känguru hält dem Pinguin das Passfoto des Pinguins unter den Schnabel.
    »KENNST DU DIESEN PINGUIN!«, brüllt es.
    »Was soll das denn bringen?«, frage ich.
    »Ich weiß nicht, ich bin aufgeregt!«, sagt das Känguru.
    » nu £ NL Ny Ê OO «, sagt der Pinguin.
    »Hör auf zu lügen!«, schreit das Känguru.
    »Was hat er denn gesagt?«, frage ich.
    »Keine Ahnung«, sagt das Känguru. »Sprech ich Pinguinsprache?«
    » NONONONNN …«
    »Lass ihn doch mal los. Er bekommt ja gar keine Luft mehr.«
    Das Känguru lässt den Pinguin los. Der schnappt erleichtert nach Luft.
    »Vielen Dank!«, sagt der Pinguin zu mir. »Vielen Dank. Ihr kennt mich