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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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redete, der einen Dreispitz und einen Degen trug. Ach, wenn Marcello doch wieder mitkommen würde! Aber diesmal musste sie die gefährliche Reise ganz alleine antreten. Nur Gül wäre dabei. Ausgerechnet! Sie würde ihr wohl kaum gut zureden, wenn sie wegen ihrer Furcht vor Wasser eine Angstattacke bekam. Zumindest taten ihre Freunde alles, damit sie bequem reisen konnte …
    Vier Matrosen hievten unter den wachsamen Augen von Fatma eine an Seilen befestigte Truhe an Deck. Was konnte Zehra Sultan ihr alles mitgegeben haben? Als Johanna sah, dass die nächste Truhe noch viel größer war, blieb ihr vor Staunen der Mund offen stehen. Wie sollte sie dieses Gepäck um Himmels willen von Genua nach Frankfurt befördern?
    »Vergiss nie, dass du die Kaffeemeisterin des Sultans bist«, hatte Zehra ihr zum Abschied im Topkapi-Serail mit feierlicher Stimme gesagt und sie auf beide Wangen geküsst. »Und meine«, hatte sie kichernd hinzugefügt. »Mach uns Ehre! Lass dich nicht unterkriegen von deinen Feinden! Schreib, wie es dir ergangen ist! Wie es deinen Töchtern geht. Und wie das Geschäft läuft. Wir kommen nächstes Jahr vorbei, wenn wir wieder den Hadsch machen. Die Route wird dem Sultan vielleicht nicht gefallen, aber das bringen wir ihm schon irgendwie bei. Was hältst du davon, wenn wir die Donau hochfahren, Mama?«, fragte sie an Emine Hanim gewandt.
    Die alte Frau hatte zufrieden genickt. Ein unternehmungslustiges Funkeln war in ihre Augen getreten. Was mochte sie nun schon wieder aushecken?, hatte Johanna sich kurz gefragt. Sie hatte nicht vergessen, dass die alte Venezianerin Gül gegen sie aufgestachelt hatte. Dass die ungarische Sklavin ihren Status im Harem verbessern und Aglaias Nachfolge hatte antreten wollen, hatte sie ja noch nachvollziehen können. Aber warum Emine sich da eingemischt hatte, war ihr unbegreiflich geblieben. »Ich hab’s dir doch gesagt, ein einziges Schlangennest!«, war Aglaias Kommentar dazu gewesen.
    Johanna hatte aufgehört zu zählen, die wievielte Truhe nun auf die Sirena verladen wurde. Eine weitere, tief im Wasser liegende Schaluppe nahm bereits Kurs auf ihr Schiff.
    Gül zupfte unter den feurigen Augen der Matrosen nervös an ihrem Schleier herum, obwohl nur ihre Augen und Hände zu sehen waren. Sie war wie ein Packesel beladen. Zehra hatte darauf bestanden, dass Johanna kein Gepäckstück selber trug.
    »Du bist die Kaffeemeisterin des Sultans, es ist nicht deine Aufgabe, Gepäck zu schleppen. Denk an deine Position!«, hatte sie in strengem Tonfall angeordnet. Und Johannas Versuche, die Begleitung der Ungarin abzulehnen, hatte sie mit den Worten abgewehrt: »Natürlich will Gül mit! Sie möchte das mit dem Salz doch wiedergutmachen und dir dienen! Ach, wie gerne würde ich selbst mitkommen! Aber du weißt ja, wie das ist! Die Pflicht ruft uns nach Mekka.« Mit einem maliziösen kleinen Lächeln hatte sie ergänzt: »Wir nehmen Gül nächstes Jahr wieder mit, wenn sie sich bei dir bewährt hat. Und wenn nicht – wir haben hier noch ganz andere Methoden, wie wir mit Intrigantinnen umgehen.« Gül hatte danebengestanden und so getan, als hätte sie nichts gehört. Was Johanna einmal mehr gezeigt hatte, wie undurchschaubar ihre neue Dienerin war.
    Um den Arm hatte die Ungarin einen Korb gehängt, in dem mehrere Blumentöpfe mit Pflanzen platziert waren. In einer Hand hielt sie ein Instrument aus Holz mit einem langen Hals und einem kürbisartigen Bauch. Und einen langen Bogen.
    »Das ist eine Kabak-Kemane«, hatte die Schwester des Sultans gesagt, »eine türkische Fiedel. Du hast ja von deinem Geiger erzählt – vielleicht stellst du ihn doch wieder ein, und dann kann er auf diesem Instrument etwas Türkisches spielen, während ihr Kaffee trinkt und an uns denkt … Und das« – sie hatte auf den Korb an Güls Arm gezeigt – »sind Kaffeesträucher. Ob sie bei dir wachsen, ist eine andere Frage. Sie brauchen es warm. Aber versuchen kannst du es ja mal. Sie wurden mir aus Abessinien mitgebracht. Und ein paar Tulpen habe ich dir auch mitgegeben. Sieh mal, die erste blüht schon!«
    »Danke für alles, Hoheit, çok teşekkürler «, hatte Johanna nur immer wieder gestammelt.
    Als Letztes hatte ihr noch der Abschied von der alten Aglaia bevorgestanden. Die Armenierin hatte sich in der Küche versteckt, weil sie nicht wollte, dass die anderen Frauen ihre Tränen sahen. Die beiden Kücheneunuchen hatten sich taktvoll zurückgezogen.
    »Yuhanissa«, hatte sie immer wieder gemurmelt

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