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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Haldersleben? Überhaupt, warum war Elisabeth nicht in Bornheim bei den Mädchen?
    Ludwig Haldersleben schaute sie an, als könnte er die Gedanken erraten, die in ihrem Kopf wild durcheinanderwirbelten. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und schloss ihn wieder.
    Johanna nickte ihm aufmunternd zu.
    »Wir … nun … Also, wir haben uns verlobt«, erklärte er schließlich feierlich und griff nach Elisabeths Hand.
    »Was?«, riefen beide Frauen wie aus einem Mund.
    »Ja, meine Liebe, ich hatte noch keine Gelegenheit, es dir zu sagen, aber ich möchte dich heiraten. Und Johanna wird Trauzeugin. Würden Sie das für uns tun, Frau Nachbarin?«
    »Ludwig, du bist ja verrückt!«, rief Elisabeth nach einem kurzen Schreckensmoment lachend und fiel dem Kartenmacher um den Hals. »Ich bin doch schon verheiratet, hast du das vergessen?«
    Johanna war sprachlos. Elisabeth und Ludwig Haldersleben ein Paar!? Wer hätte das gedacht! Sie hatte wohl tatsächlich die Zweisamkeit der Verliebten gestört. Deshalb hatte es so lange gedauert, bis der Kartenmacher ihr die Tür aufgemacht hatte, deshalb war er anfangs so verhalten gewesen.
    »Nein, ich bin überhaupt nicht verrückt«, erklärte er nun beschwingt und gab Elisabeth vor Johannas Augen einen Kuss auf den Mund. »So klar im Kopf wie jetzt war ich selten in meinem Leben. Ich liebe dich, Elisabeth, und möchte den Rest meiner Tage mit dir verbringen. Ganz einfach. Und jetzt lasst uns darauf anstoßen!« Er drehte sich zu Johanna um. »Und natürlich auf Ihre Heimkehr, Johanna. Willkommen zu Hause!«, fügte er herzlich hinzu. »Ich bin sehr froh, dass Sie wieder da sind!«
    Elisabeth, Ludwig Haldersleben und sie hatten jeder eine Tasse Kaffee und ein Glas Apfelbrand vor sich stehen, als Johanna sich endlich traute, die Frage zu stellen, die ihr die ganze Zeit schon auf der Seele gebrannt hatte.
    »Aber nun sag mir endlich, wo die Mädchen sind, Elisabeth!«, bat sie die Freundin und nahm einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse.
    »Tja, das ist eine lange Geschichte«, begann diese unbeholfen. »Nachdem du abgereist warst, lief ja erst mal alles sehr gut. Wir waren zusammen in Bornheim, bei deinem Bruder. Das weißt du ja noch, oder?«
    Fragend sah sie Johanna an.
    »Natürlich weiß ich das noch!«
    Johanna wurde zunehmend ungeduldiger. Wenn sie nicht gewusst hätte, dass die Freundin in ihrer umständlichen Art immer so lange brauchte, um auf den Punkt zu kommen, hätte sie gedacht, sie wollte sie extra auf die Folter spannen.
    »Mach es bitte kurz und erzähl mir einfach, wo alle sind, Eli sabeth! Fang mit dem Ausgang der Geschichte an, nicht mit dem Anfang, bitte!«
    Sie sah, wie Elisabeth kurz überlegte. Ludwig Haldersleben räusperte sich, als wollte er ihr beispringen, falls es notwendig werden sollte.
    »Also, alles lief gut. Wir wohnten auf dem Hof von deinem Bruder, und ich habe genäht, damit wir uns etwas dazuverdienen konnten. Ich wollte Simon schließlich nicht auf der Tasche liegen, er hat es ja selbst schwer genug mit den ganzen Gören.«
    Sie schüttelte den Kopf, als würde sie nicht verstehen, wie jemand zehn Kinder in die Welt setzen konnte. Johanna musste ihr im Stillen recht geben, auch sie hatte ihren Bruder und seine Frau nie verstanden. Trotzdem wollte sie jetzt endlich wissen, was mit ihren eigenen Kindern war.
    »Elisabeth, bitte …«
    »Ja, und die Mädchen haben mir ein bisschen geholfen. Und auf dem Feld gearbeitet haben sie auch. Zweimal in der Woche habe ich sie zu den Halderslebens begleitet, damit Cornelia sie weiter unterrichten konnte.«
    Sie strahlte den Kartenmacher an, der ihr Lächeln zärtlich erwiderte.
    »Dabei sind Ludwig und ich uns allmählich nähergekommen. Ich musste ja irgendetwas tun, während die Kinder bei Cornelia waren …«, erklärte sie. »Aus lauter Langeweile habe ich angefangen, die Coffeemühle aufzuräumen, aber dann hat Ludwig mich dabei erwischt, wie ich ganz alleine die schweren Bretter von den zertrümmerten Bänken und Tischen rausgetragen habe. Und als echter Kavalier ist er mir natürlich sofort zur Seite gesprungen. Na ja, so haben wir beide eben alles in Ordnung gebracht.« Sie kicherte wie ein junges Mädchen. »Und dann, eines Tages … Eines Tages hat er mich dann …«
    Johanna wollte nicht unhöflich erscheinen, schließlich hatte sie gerade erfahren, wem sie die Beseitigung des Durcheinanders in ihrem Kaffeehaus zu verdanken hatte, aber so langsam drohte ihr nun doch der Geduldsfaden zu

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