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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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stellen …«
    Doch Johanna hörte ihn schon nicht mehr. Mit beiden Händen packte sie die Stofffülle ihrer Röcke, raffte hoch, was sie erwischen konnte, und stürmte genauso undamenhaft wie Lili aus dem Raum.

28. KAPITEL
    W oher weißt du das?«
    Gottfried Hoffmann betrachtete sein Gegenüber misstrauisch. Er hatte die Hände tief in den Westentaschen vergraben, aber Martin Münch vermutete, dass er die Fäuste geballt hatte, so angespannt wirkte die Gestalt des Apfelweinwirts auf ihn.
    »Ännchen hat sie vorgestern auf der Straße getroffen«, versicherte er seinem Kollegen. »Erst hat sie Elisabeth kaum wiedererkannt. Sie hätte so frisch ausgesehen, hat sie erzählt, mit ihrem bunten Trachtenrock und den roten Bändern an ihrer Haube. Sie hat die ganze Zeit gekichert und über beide Backen gestrahlt. Irgendwie gar nicht wie eine erwachsene Frau, eher wie ein junges Mädchen.«
    Jockel Lauer hatte bei Martin Münchs Beschreibung ein kurzes Meckern ausgestoßen.
    »Diese Weiber!«, brummte er abfällig. »Ich sag’s ja, wenn die mal länger keinen Mann zwischen den Beinen haben, werden die komisch!«
    »Du hältst dein Maul, verstanden?«
    Gottfried Hoffmann versetzte dem Schnapsbrenner einen unsanften Stoß in die Rippen.
    »Sie hat Ännchen erzählt, dass die Bergerin ihr Kaffeehaus wie der aufmachen wird«, fuhr Martin Münch fort, als wäre nichts gewesen. »In ein paar Tagen schon. Nach dem Prozess.«
    Er nahm das Küchentuch wieder zur Hand, das er weggelegt hatte, um die Vordertür zu seiner Apfelweinschänke zu verbarrikadieren, nachdem die letzten Gäste endlich gegangen waren. Er hatte die lange Eisenstange zum Querverriegeln schon in der Hand gehabt, den einen der beiden hölzernen Läden bereits vorgezogen – als er vom hinteren Ende der Paradiesgasse den kleinen Trupp auf sich zusteuern sah, bestehend aus Gottfried Hoff mann, Jockel Lauer und dem Bierbrauer Hildebrand Praetori us, der anscheinend eine Vorliebe dafür entwickelt hatte, sich in der Gosse herumzutreiben. Natürlich hatte er, Sperrstunde hin oder her, den Holzladen wieder aufgestoßen, die Eingangstür weit aufgerissen und munter-fröhlich »Guten Abend, die Herrschaften! Darf’s noch ein Schoppen für den Heimweg sein?« gerufen. Er hatte zwar keine richtige Angst verspürt, aber war trotzdem froh um die Eisenstange in seiner Hand gewesen. Bei seinem Nachbarn konnte man nie wissen, vor allem nicht um diese nachtschlafende Zeit, wenn er wahrscheinlich längst wieder sturzbetrunken war. Doch Gottfried Hoffmann hatte ihm fast freundlich zugenickt und sich geradewegs an ihm vorbei in den Schankraum gedrängt. Der Bierbrauer hatte höflich seinen Hut gezogen und war Hoffmann an einen der Tische gefolgt. Nur Jockel Lauer hatte sein dümmliches Dauergrinsen aufgesetzt gehabt und ihn keines Blickes gewürdigt, während er hinter seinen beiden Kumpanen hergestolpert war.
    »Prozess? Was soll das heißen? Doch wohl nicht, dass das Verfahren jetzt schon stattfindet?«, herrschte Gottfried Hoffmann den Bierbrauer an. Seine Miene hatte sich verdüstert, als witterte er Unheil. »Man hat uns doch zugesagt, dass man sie hinhalten würde!«
    »Das überrascht mich allerdings auch«, erwiderte Hildebrand Praetorius langsam.
    »Und was ist mit Elisabeth?«, knurrte Gottfried Hoffmann. »Wohnt sie immer noch in Bornheim? Und was soll dieser seltsame Aufzug bedeuten, von dem ihr erzählt?«
    Seine Schultern waren nach vorne gezogen, die Knie leicht eingeknickt. Er sah aus wie ein Kämpfer, der seinem Gegner gleich an die Gurgel springen würde.
    »Also, was ist mit Elisabeth?«, blaffte er noch einmal. »Nun red schon, Münch!«
    Täuschte er sich, oder hatte so etwas wie Verzweiflung in Gottfried Hoffmanns Stimme gelegen?, überlegte Martin Münch. War der alte Haudegen vielleicht doch zu Gefühlen fähig und trauerte bloß seiner Frau hinterher? Am Ende ging es ihm gar nicht darum, ihm oder der Bergerin oder sonst wem zu schaden, sondern er wollte vielleicht nur sein eigenes kleines Glück gewahrt haben. Aber wenn er sich da mal keine falschen Hoffnungen machte …
    »Nach allem, was ich gehört habe, geht es ihr recht gut«, erwiderte er zögernd. »Auf jeden Fall wohnt sie wohl inzwischen bei Johanna Berger im Haus.«
    Er wusste, dass er jetzt nichts Falsches sagen durfte. Ging es Elisabeth Hoffmann nämlich zu gut, würde diese Nachricht die Wut ihres Mannes sicherlich nur wieder anstacheln. Er konnte sich noch lebhaft an dessen

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