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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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Eifersuchtsanfälle erinnern, wenn er und Elisabeth, als sie noch Nachbarn gewesen waren, hin und wieder mal ein freundschaftliches Schwätzchen gehalten hatten. Dabei war niemals auch nur das Geringste zwischen ihnen vorgefallen. Er hatte lediglich ein wenig aus der Ferne für Elisabeth geschwärmt, wie er für alle schönen Frauen schwärmte. Zum Leidwesen Ännchens, die um diese seine Schwäche nur allzu genau wusste. Aber eifersüchtig musste man da wirklich nicht werden. Bei Elisabeth war das Ganze schon anders gelagert: Vor einer Woche etwa hatte auch er sie gesehen, am Rossmarkt nämlich. Sie war ihm beinah in die Arme gelaufen, jedoch ohne ihn wahrgenommen zu haben – zu vertieft war sie in das Gespräch mit ihrem Begleiter gewesen! Der hochgewachsene, nicht mehr ganz taufrische Mann hatte sich doch tatsächlich als Ludwig Haldersleben entpuppt, der Kartenmacher, den er vor gut einem Jahr in der Coffeemühle kennengelernt hatte. Aber er hatte einen ganz anderen Eindruck auf ihn gemacht als damals, viel lebhafter und jünger war er ihm erschienen. Haldersleben hatte im Gehen eine Geschichte zum Besten gegeben und dabei so wild mit den Armen in der Luft herumgefuchtelt, dass die Äpfel aus dem Korb an seinem Arm herausgehüpft und auf die Straße gekollert waren. Elisabeth hatte sich so über ihn und seine Anekdote amüsiert, dass sie den Kopf übermütig nach hinten geworfen hatte und in ein perlendes Lachen ausgebrochen war. Dabei war ihr das bunte Kopftuch von den Haaren gerutscht, die sich in einer blonden Flut über ihre Schultern ergossen hatten. Nicht nur er, Martin Münch, hatte die Szene mit offenem Mund betrachtet. Auch andere Passanten waren stehen geblieben und hatten das vergnügte Paar angestarrt, die meisten von ihnen in einer Mischung aus Neid und Bewunderung. Kein Zweifel, dieser Kartenmacher, obgleich bestimmt fünfzehn, zwanzig Jahre älter als sie, schien eine unglaubliche Faszination auf Elisabeth Hoffmann auszuüben. So strahlend hatte er sie noch nie gesehen. Hoffmann durfte keinesfalls davon erfahren, dass seine Frau … nun ja, zumindest einen glühenden Verehrer hatte. Wenn nicht mehr! Hoffmanns finstere Rache würde nicht nur Elisabeth und Haldersleben treffen, nein, auch der Überbringer dieser Nachricht würde mit Sicherheit seinen Teil an der fürchterlichen Wut des eifersüchtigen Ehemannes abbekommen.
    »Sie hat sich um die Mädchen gekümmert, während die Bergerin auf Reisen war«, erklärte er möglichst unbefangen. »Solange sie noch mit ihr zusammen in Bornheim wohnten, meine ich natürlich. Sie sind ja dann irgendwann zu den Ingens gekommen und …«
    »Die Mädchen sind wieder bei ihrer Stiefmutter«, unterbrach ihn der Bierbrauer ruhig.
    Er hatte einen Schluck von dem Apfelwein genommen, den Martin Münch ungefragt vor ihm und den beiden anderen abgestellt hatte, und schon gleich nach dem ersten Schluck angewidert das Gesicht verzogen und den Becher weit von sich geschoben.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Gottfried Hoffmann mehr erstaunt als erzürnt ob dieser Neuigkeit.
    »Von Philipp Ingen, dem Vormund der Mädchen. Wir kennen uns gut«, erklärte Hildebrand Praetorius. »Frau Berger hat ihn davon überzeugen können, dass die Töchter ihres verstorbenen Mannes bei ihr am besten aufgehoben seien.«
    »Wie hat sie das denn hingekriegt?«
    Martin Münch zuckte nur mit den Schultern.
    »Das weiß der Himmel, wie sie das gemacht hat. Auf jeden Fall bringen sie die Coffeemühle schon seit ein paar Tagen wieder auf Vordermann. Da wird gewienert, geschrubbt und neu gestrichen, was das Zeug hält«, berichtete er.
    »Nun, das wird ihnen nichts nützen …«, sagte Gottfried Hoffmann bedächtig.
    So plötzlich, dass die Anwesenden vor Schreck zusammenzuckten und die Apfelweinbecher scheppernd gegeneinanderschlugen, ließ er seine Faust auf die Tischplatte niederkrachen.
    Jockel Lauer lachte dreckig. Als niemand mitlachte, sah er halb verdutzt, halb beleidigt auf seine Hände mit den abgekauten Fingernägeln.
    Martin Münch spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken rieselte, als Gottfried Hoffmann ihm den Arm um die Schultern legte.
    »Das wird ihnen nichts nützen«, wiederholte er grinsend, »denn wir haben ja dich, Martin.« Er legte eine Pause ein und blickte mit funkelnden Augen in die Runde. »Du bist der Zeuge, Martin. Du wirst in dem Prozess um die Gerechtigkeit gegen die Bergerin aussagen. Und du wirst deine Sache sicher sehr gut machen. Da verlasse ich

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