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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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keinen Unterschied.«
    »Das wäre natürlich eine feine Sache«, geriet der Treuhänder ins Träumen. »Wir könnten sie gemeinsam hinschicken …«
    Plötzlich sah er sie misstrauisch an.
    »Du nimmst mich doch nicht auf die Schippe, Johanna?«
    »Natürlich nicht, wo denkst du hin?«
    Johanna schüttelte empört den Kopf. Sie hatte zwar noch keine Ahnung, was sie tun würde, wenn die angekündigten Spendengelder ausblieben, aber dann wären die Mädchen längst wieder bei ihr. Und Zehra würde sie schon nicht im Stich lassen, sie würde ihrem Bruder auf jeden Fall Geld entlocken, um Johanna einen Gefallen zu tun. Und wie der Conte sich verhalten würde, spielte ohnehin keine Rolle, da sie ihn nie mehr wiedersehen wollte.
    »Um welche Summen handelt es sich denn?«
    »Ich denke, die erste Anzahlung könnte zwanzigtausend Akçe betragen. Das sind die osmanischen Silbermünzen. Das entspricht in etwa …«
    Johanna stockte. Sie hatte nicht die leiseste Idee, wie sich die osmanische Währung in Frankfurter Gulden umrechnen ließ.
    »Ich würde Ihrer Hoheit doch dann sicher auch einmal vorgestellt werden, oder?«, fragte Philipp Ingen eifrig.
    »Das ließe sich bestimmt einrichten. Voraussetzung für ihr Kommen ist natürlich, dass ich meine Gerechtigkeit zurückerhalte. Das steht ja auch noch aus.«
    »Was war denn das überhaupt für eine sonderbare Geschichte? Man hat mir so allerhand erzählt über die Schließung der Coffeemühle …«
    Er schüttelte den Kopf, sodass die Wurstrolle unter seinen Ohren auf und ab hüpfte.
    »Du weißt ja, dass Gottfried Hoffmann sich seit Adams Tod eine Intrige nach der anderen gegen mich ausgedacht hat. Er hat es geschafft, dass mir die Gerechtigkeit entzogen wurde. Die vom Mainzer Kaffeehaus , die vom Breitingschen und vom Schällerschen haben sich natürlich ins Fäustchen gelacht, sind sie doch nun seit über einem Jahr die Einzigen, die in Frankfurt offiziell Kaffee ausschenken dürfen. Was nicht heißt, dass die anderen es nicht heimlich auch täten – Krethi und Plethi brauen sich ja heutzutage ihr Kaffeesüppchen zusammen! Und die Stadt drückt natürlich ein Auge zu: Wo man geht und steht, wird Kaffee ausgeschenkt, alles illegal! Denn erlaubt ist es nur uns vieren – die wir ja auch kräftig dafür zahlen müssen. Erschwerend hinzu kommen die anderen Wirte, die uns Cafétiers sowieso feindlich gegenüberstehen und uns am liebsten aufgeben sähen. Die haben sich alle ein Loch in den Bauch gefreut, als ich mein Geschäft schließen musste. Dabei entbehren die Anschuldigungen gegen mich jeglicher Grundlage, wie du dir vorstellen kannst.«
    »Genau das hat Trudi auch immer gesagt. ›Niemals würde Johanna gegen das Gesetz verstoßen!‹, hat sie gesagt. Wenn wir dir also irgendwie helfen können, Johanna …«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und trommelte leicht mit einer Stange Siegellack auf seinem linken Handgelenk herum. Sein Mund hatte sich zu einem schmalen Strich verzogen.
    »Dein Angebot weiß ich sehr zu schätzen, Philipp!«
    Johanna setzte eine gerührte Miene auf und blickte ihm tief in die Augen.
    Unten auf der Zeil hörte man eine Kutsche vorfahren.
    »Das wird Trudi sein!«
    Philipp Ingen erhob sich. Er wirkte erleichtert, dass ihr Gespräch nun zum Abschluss kam.
    So schnell sie es in ihren hochhackigen Sonntagsschuhen vermochte, stürzte Johanna zum Fenster. Tatsächlich half der livrierte Diener gerade Lili aus der Kutsche. Was war sie groß geworden! Sie war kaum wiederzuerkennen.
    Johanna drehte ungeduldig am Fensterknauf. Endlich ließ sich der Rahmen öffnen.
    »Lili, Margarethe!«, rief sie laut auf die Zeil hinaus.
    Sie lehnte mit dem ganzen Oberkörper aus dem Fenster und winkte wild mit beiden Armen.
    »Mutter!«, kreischte Lili, als sie Johanna erblickte.
    Ohne auf die vorbeiratternden Kutschen zu achten, rannte sie, so schnell sie konnte, ins Haus hinein.
    Dann sah Johanna Margarethe, die in der Uniform eines Kindermädchens steckte und einem kleinen Jungen aus der Kutsche half.
    Philipp Ingen war neben sie getreten. Ergriffen sah er auf die Szene unten auf der Straße herab.
    »Ja, die beiden haben sich hier wirklich nützlich gemacht. Insbesondere Margarethe! Die Jungs sind ganz vernarrt in sie. Trudi ist ja viel unterwegs, da haben deine Mädchen immer auf die Kinder aufgepasst.« Er zögerte einen winzigen Augenblick. »Weil die beiden so fleißig waren, würde ich dir auch nur einen Teil der Kosten für ihren Unterhalt in Rechnung

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