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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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wenn ich sozusagen eine erste Anzahlung für eure Stiftung davon leiste. Und nächstes Jahr wird sie persönlich nach Frankfurt kommen, um sich hier alles vor Ort anzuschauen – natürlich mit der Absicht, den hiesigen Bedürftigen zu helfen. Sie hat ein so wohltätiges Herz, die Sultana! Möglicherweise wird auch Seine Majestät selbst die Reise zu uns antreten.«
    Philipp Ingen starrte sie mit offenem Mund an.
    »Dann könnte ich noch versuchen, den Scheich Saleh von Algier für die gute Sache zu gewinnen. Seine Eminenz fühlt sich der Wohlfahrt ebenfalls sehr verbunden. Ich hatte das Glück, ihn auf der Überfahrt von Konstantinopel nach Neapel kennenzulernen. Er ist meines Wissens der bedeutendste … äh …« – Johanna geriet ins Stottern – »…der bedeutendste Reeder im ganzen Mittelmeer«, fing sie sich schnell wieder. »Er unterhält sogar eine eigene Armee. Sein Kompagnon Monsieur de Toulon stammt aus einem vornehmen französischen Adelsgeschlecht. Auch er wird sich beteiligen, da bin ich mir ganz sicher. Er verfügt über beste Verbindungen zum Orden des heiligen Johannes von Jerusalem in Malta, musst du wissen.«
    »Und all diese Exzellenzen würden für unsere Projekte spenden?«
    Johanna nickte.
    »Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Diese Leute haben viel, viel Geld. Aber noch größer sind ihre Herzen. Sie haben Augen und Ohren für das Elend der Welt. Wenn sie helfen können, dann tun sie das sofort.«
    »Das ist ja unglaublich! Wie hast du das denn geschafft, diese ganzen vornehmen Leute kennenzulernen?«
    Johanna lächelte schmallippig. Am liebsten hätte sie ihm an den Kopf geworfen, dass er ihr, einer einfachen Bornheimerin, in seinem verdammten Standesdünkel so etwas wohl nicht zutraue.
    »Ach, weißt du, Philipp, in meinem Beruf kommt man eben viel in der Weltgeschichte herum. Und lernt fast von selbst die interessantesten Leute kennen. Schließlich lieben sie alle Kaffee, ja sind geradezu verrückt nach ihm! Und da ich nun offenbar doch eine gewisse Begabung auf dem Gebiet der Kaffeezubereitung habe, liegt es nahe, dass sie mir mit Respekt begegnen.« Sie senkte bescheiden die Lider. »Ach, übrigens, es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre gar nicht mehr nach Frankfurt zurückgekehrt: Der Conte Andrea Giustinian, der sich nicht nur in meinen Kaffee, sondern auch in meine Person verliebt hat, wollte mich unbedingt heiraten, musst du wissen. Contessa Giovanna Giustinian – klingt doch nicht schlecht, oder? Ich habe aber abgelehnt, er ist schließlich Papist. Das schien mir dann doch nicht schicklich genug für eine Frankfurter Lutheranerin. Aber die Mädchen hätte ich natürlich zu mir geholt – dein Einverständnis vorausgesetzt!« Sie lächelte ihm huldvoll zu. »Etwas Besseres, als Teil des venezianischen Hochadels zu werden, hätte Adams Töchtern wohl kaum passieren können, findest du nicht?«
    Johanna hatte versucht, ihre Stimme möglichst hochmütig klingen zu lassen. Ein Adelstitel war das Einzige, was Philipp Ingen zum Glück noch fehlte. Prompt biss der ehemalige Notar an.
    »Aber, Johanna, das mit der Religionszugehörigkeit muss man doch nicht so eng sehen! In einem solchen Fall hätten bestimmt alle von Rang und Namen darüber hinweggesehen.«
    Und was würdest du dazu sagen, lieber Philipp, wenn ich dir erzählte, dass ich eigentlich einen armen jüdischen Musiker liebe? Und aus dem Grund den Heiratsantrag des ebenso vermögenden wie mächtigen Conte ausgeschlagen habe? Gerade noch rechtzeitig biss sich Johanna auf die Zunge, um diesen verhängnisvollen Satz nicht über ihre Lippen zu lassen. Sie spürte, wie tief unten in ihr der Zorn wieder zu brodeln begann. Sie wusste noch immer nicht, was aus Gabriel geworden war. Ob seine Verletzung geheilt war, ob er vielleicht in einem Kerkerloch schmorte, weil er ihretwegen gegen das Gesetz verstoßen hatte … Sie hatte sich jeden Gedanken an ihn verboten, solange sie ihre Mädchen nicht sicher bei sich hatte. Also würde sie auch jetzt nicht an Gabriel denken, sondern die Komödie, die sie hier gerade begonnen hatte, ganz gelassen weiterspielen.
    »Der Conte ist mir trotz allem weiterhin eng verbunden. Er hat mir sogar angeboten, die Mädchen in die venezianische Gesellschaft einzuführen, wenn sie ein wenig älter sind«, log sie gnadenlos weiter. »Vielleicht würde er dasselbe ja sogar für deine Söhne tun – in gewisser Weise sind sie ja beinah so etwas wie Cousins von Lili und Margarethe, da macht er bestimmt

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