Die Kaffeemeisterin
Augenblick verdüsterten zwei Schatten die offen stehende Eingangstür. Zögernd traten sie ein: Ännchen Münch, herausgeputzt wie eine Bäuerin beim Kirchgang, und ihr Mann Martin, der sich mit der rechten Hand schwer auf ihre Schulter stützte. Sein linker Ärmel baumelte leer an seinem Wams herab, und sein Gesicht war übersät von schorfigen Kratzspuren.
Niemand sagte einen Ton.
Schließlich sprang Elisabeth auf und lief auf die beiden zu. Der Besenstiel, gegen den sie im Aufspringen gestoßen war, fiel mit lautem Klackern zu Boden.
»Wie froh bin ich, dich so wohlbehalten zu sehen, Ännchen!«
»Und ich dich, Elisabeth!«
Die beiden ehemaligen Nachbarinnen umarmten sich fest. Dann drehte sich Elisabeth zu Martin Münch um.
»Um Himmels willen, Martin, was ist denn mit deinem Arm passiert?«
Sowohl Ännchen als auch Martin Münch sahen sie nur stumm an.
Elisabeth wurde blass.
»Mein Gott, Gottfried war das?«, schrie sie auf. Als die Münchs schweigend nickten, sank sie schluchzend zurück in Ännchens Arme. »Ach, wie leid mir das tut! Wie furchtbar, wie unendlich furchtbar!«
Martin Münch räusperte sich. Mit wackligen Beinen trat er auf die kleine Gruppe zu, die in der Mitte der großen Bank saß. Die noch immer feindseligen Blicke ließen ihn innehalten.
»Ich muss mit Ihnen reden, Frau Johanna«, brachte er schließlich mit schwacher Stimme hervor.
»Nun, Justus, dann lass uns eine Partie Schach spielen! Johanna hat ein neues Brett angeschafft. Das weihen wir ein.«
Ludwig Haldersleben erhob sich von der Bank, um Platz für den Verletzten zu machen.
Obwohl Johanna sich nicht dagegen wehren konnte, Mitleid mit Martin Münch zu verspüren, bot sie ihm nichts zu trinken an. Der Mann hatte gemeinsame Sache mit Gottfried Hoffmann gemacht und sie ausspioniert, da konnte er nicht erwarten, dass sie ihn mit offenen Armen empfing.
»Ich bin heute zum ersten Mal vom Krankenbett aufgestanden«, flüsterte der Sachsenhäuser mit matter Stimme. »Ich fühle mich noch nicht so gut und kann nur schwer laufen. Aber Ännchen meinte, wir sollten gleich vorbeikommen.«
Johanna nickte reserviert. Nein, sie würde kein Mitleid mit ihm haben!
»Gottfried hat seinen Bären auf mich gehetzt.«
Johanna nickte kühl.
»Weil ich nicht als Zeuge gegen Sie aufgetreten bin.«
»Aha.«
Seine Stimme klang nun verzweifelt.
»Wir haben nicht aufgemacht, als die Piketts bei uns angeklopft haben, um mich abzuholen. Sie haben unser Haus regelrecht belagert. Wir haben so getan, als wäre niemand da. Gottfried ist ausgerastet, als er mitbekommen hat, dass ich nicht zum Römer gegangen bin. Er und Jockel Lauer haben mir am nächsten Tag aufgelauert und mich in den Bärenkäfig gesperrt. Ich hatte Glück, dass das Tier gerade gefressen hatte. So habe ich nur den Unterarm verloren.«
Er blickte zu seiner Frau hinüber, die neben Elisabeth am Herd stand und ihr schwatzend dabei zusah, wie sie in einem großen Topf rührte.
»Ännchen hat von der ganzen Sache nichts gewusst«, fuhr er fort. »Gottfried hat gedroht, meiner Familie etwas anzutun, wenn ich nicht mitmache. Ich dachte, es geht irgendwann vorbei. Aber es ist immer schlimmer geworden. Ich habe das nicht gewollt. Von Anfang an nicht. Ich wollte weder Ihnen noch sonst jemandem schaden. Das müssen Sie mir glauben!«
Sein Blick hatte etwas Flehendes. Johanna war die Erste, die die Augen senkte.
»Aber dann hat Ännchen gedroht, mich zu verlassen. Sie konnte nicht fassen, was ich getan hatte. Das kann ich selbst kaum. Sie hat mir vorgeworfen, ein Feigling zu sein. Und natürlich hat sie sich um Elisabeth große Sorgen gemacht, nach der Sache mit der Truhe. Hätte ich doch nur von Anfang an etwas gegen Gottfried unternommen!« Er blickte zu Boden und presste die Lippen zusammen. »Aber damit ist nun ein für alle Male Schluss!«
»Nun, da bin ich froh.«
Johannas Stimme klang noch immer reserviert. Wenn Martin Münch dachte, dass sie ihm seine Feigheit so einfach verzeihen könnte, dann hatte er sich aber vertan.
»Wenn Sie wollen, sage ich gegen Gottfried aus.«
Johanna blickte ihn an. Ob er ernst meinte, was er da sagte? Forschend musterte sie das eingefallene Gesicht mit den gerade erst verheilten Wunden. Was musste er für Qualen ausgestanden haben! Eingesperrt in einem Bärenkäfig! Und trotzdem wollte er seinem Widersacher die Stirn bieten. Ja, er schien wirklich entschlossen, den Spieß umzudrehen und gegen Gottfried Hoffmann anzugehen.
»Ja, Herr Münch,
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