Die Kaffeemeisterin
das ist doch mal eine gute Idee!«, sagte sie freundlich. »Wir werden diesem Mann das Handwerk legen. Wir beide, Sie und ich, und Elisabeth. Und wer sagt denn, dass wir nicht noch andere Verbündete finden? Gottfried hat ja jede Menge Feinde!«
Martin Münch nickte eifrig. Er wirkte unendlich erleichtert, dass sie ihm verziehen hatte. Aus den Augenwinkeln sah Johanna, dass auch Ännchen bis über beide Ohren strahlte und Elisabeths Hände gedrückt hielt.
»Es ist an der Zeit, Sachsenhausen von diesem Ungeheuer zu befreien«, verkündete Johanna feierlich. »Und von seinem Spießgesellen Jockel Lauer. Und von dem Bären und den Hunden. Lassen Sie uns einen guten Kaffee darauf trinken!«
Sie konnte nur hoffen, dass Martin Münch ihr Vertrauen von nun an verdiente.
31. KAPITEL
D ie Hundstage waren in diesem Jahr besonders unerträglich. Johanna hatte die Versammlung eigens auf ihr Belvederchen verlegt, in der Hoffnung, dass wenigstens dort ein kühles Lüftchen wehte. Die kleine Terrasse war auf dem flachen Dach eines Anbaus errichtet, der zwischen der Coffeemühle und dem benachbarten Roten Kalb lag. Und dann hatte das Belvederchen auch den Vorteil, dass sie das Elend unten in der Gaststube nicht länger mit ansehen musste, die immer noch menschenleer war. Sie hatte überlegt, ob sie ein Fest geben sollte, um stärker auf sich aufmerksam zu machen, etwas Offizielles, war dann aber davor zurückgeschreckt, weil sie befürchtete, bei ihren Gästen unliebsame Erinnerungen an die Prügelei zu wecken. »Wann machen Sie endlich Ihren Damensalon wieder auf?«, hatte die Bendersgattin gefragt. Aber auch dazu konnte sie sich nicht durchringen.
Zum Glück warf das Dachgeschoss des Nachbarhauses ordentlich Schatten auf das Belvederchen. Die Erdbeerbowle, die es zur Feier des Tages geben sollte, hatte sie in dem kühlen Treppenturm abgestellt. Wie friedlich die Welt von hier aus gesehen doch war!, dachte sie und ließ zufrieden ihre Blicke über die engen Straßenschluchten unter ihr schweifen, als sie plötzlich ein Keuchen in ihrem Rücken hörte.
»Puh!«, stöhnte Philipp Ingen, der die vier unebenen Stufen vom Treppenturm auf das Belvederchen hinunterschlich und sich mit einem Plumps auf die schattige Holzbank neben dem Schornstein fallen ließ. »Ich habe die Kinder mitgebracht, sie spielen unten im Hof. Sie haben sich doch so gut mit deinen verstanden! Unser neues Mädchen ist wirklich furchtbar! Also, falls Margarethe mal nicht weiß, wo sie hin soll: Bei uns hat sie immer einen Platz!«
»Margarethe wird einmal die Coffeemühle übernehmen«, erwiderte Johanna ein wenig spitz.
»Hier war ich noch nie. Ich wusste gar nicht, dass du hier oben ein solches Paradies hast!«, wechselte der Wohltäter rasch das Thema und blickte sich beifällig um.
Johanna ärgerte sich, dass ihre Pflanzen alle so vertrocknet waren. Wie gerne hätte sie vor Philipp Ingen ein wenig angegeben. Der Dachgarten entsprach allerdings noch nicht wirklich ihren Vorstellungen. Von ihrem Vorbild, dem Paradiesgärtlein des Bella Napoli , war sie mit ihrem Belvederchen noch weit entfernt. Was vor allem an den fehlenden Felsbrocken und Zitrusbäumen lag, wie sie vermutete. Zehras Kaffeepflanzen, von denen sie sich ein gewisses exotisches Flair erhofft hatte, waren, nachdem sie sie unmittelbar nach ihrer Ankunft in große Kübel umgetopft und nach draußen in die Sonne gestellt hatte, enttäuschend rasch eingegangen. Schon nach ein paar Tagen waren bei dem einen Bäumchen bereits sämtliche Blätter abgefallen. »Wahrscheinlich lag’s am Heimweh«, hatte Elisabeth vermutet, die ein seltsam freundschaftliches Verhältnis zu Pflanzen und Tieren hegte und von beiden auch tatsächlich mehr verstand als Johanna.
Sie rückte den großen Sonnenschirm zurecht, damit auch die Stühle, die nicht genau an der Mauer standen, im Schatten lagen. Die Hängematte aus einer von Zehras Truhen – sowieso der allerbeste Platz – hatte sie zwischen zwei Balken befestigt. Dort könnte sich auch noch jemand niederlassen. Dann holte sie den großen Steintopf mit der Erdbeerbowle aus dem Treppenhaus und löffelte Philipp etwas davon in ein Glas, das sie zuvor noch mit ihrer Schürze nachpoliert hatte.
Das Gepolter auf der Treppe kündigte weitere Gäste an. Martin Münch und Justus von Zimmer standen schnaufend und mit hochroten Gesichtern auf dem Treppenabsatz.
Als sie die Herren einander vorgestellt hatte, starrte der Neffe des Schultheißen lange auf Philipp
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