Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
Vom Netzwerk:
haben uns ausgesprochen und beschlossen, diesem Ungeheuer ein für alle Male das Handwerk zu legen. Sachsenhausen, ja ganz Frankfurt wird ein besserer Ort sein, wenn Gottfried Hoffmann unschädlich gemacht worden ist. Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir eure Hilfe. Denn auf die Polizei können wir leider nicht zählen – wie wir gesehen haben.«
    »Scheint mir keine große Sache zu sein«, tönte Justus von Zimmer und richtete sich in der schaukelnden Hängematte auf. »Wir vergiften als Erstes seine Viecher, und dann hauen wir bei ihm alles kurz und klein, so wie er es hier bei Ihnen gemacht hat. Das ist ruckzuck erledigt.«
    »O nein, die armen Tiere!«, rief Elisabeth aus. »Ich habe zwar auch immer Angst vor ihnen gehabt, aber sie können doch nichts dafür, dass sie so sind, wie sie sind! Abgesehen davon, dass Gottfried ihnen nie genug zu fressen gibt, um sie extra scharf zu machen.«
    Sie hatte ihr Nähkörbchen mitgebracht und machte sich daran, eine Spitzenborte an eine neue Leinenhaube für Johanna zu nähen.
    Martin Münch nickte grimmig und fasste sich an seinen herab baumelnden Ärmel.
    Der Neffe des Schultheißen sah Elisabeth an, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf.
    »Gottfried ist ja von Hause aus kein schlechter Mensch«, ergänzte diese ungerührt. »Nur der Alkohol macht ihn schlecht. Wenn er nicht trinkt, kann er so ein Schatz sein! Er war nicht immer so, wie er jetzt ist – das dürft ihr nicht von ihm denken!«
    Ludwig Haldersleben wechselte einen Blick mit Johanna, die resigniert die Schultern hob, und versenkte sich in die Beobachtung eines auf dem Rücken liegenden Maikäfers.
    Elisabeth fädelte einen etwas zu lang abgeschnittenen Faden in ein Nadelöhr.
    »Langes Fädchen, faules Mädchen!«, kicherte sie.
    »Ich stimme Elisabeth in der Hinsicht zu, dass wir schon etwas raffinierter vorgehen müssen, als der Kollege von Zimmer vorgeschlagen hat«, setzte Johanna wieder an.
    Sie fühlte sich wie eine römische Kriegsherrin, die ihre Generäle um sich versammelt hatte.
    »Wir müssen etwas tun, was Gottfried langfristig aus dem Verkehr zieht. Etwas, wovon er sich nicht mehr erholt«, sagte sie ruhig. »Lasst mich euch deshalb erzählen, wie man so eine Sache im Harem des osmanischen Herrschers zu lösen pflegt. Meiner Meinung nach ist das die beste Schule der Welt, wenn man lernen will, auf möglichst raffinierte Weise seine Feinde auszuschalten. Die Geschichte, die ich euch berichten werde, hat sich tatsächlich ereignet – und zwar zwischen der Mutter meiner Gönnerin Zehra, einer vornehmen alten Dame aus Venedig, und ihrem Feind, dem Großwesir.«
    »Das ist ja wie bei Scheherazade!«, seufzte der Kartenmacher entzückt.
    Johanna hatte sich eine komplett erfundene Anekdote zurechtgelegt, die aus der intriganten Emine Hanim ein ohnmächtiges Weib machte, das vom Hass des mächtigen Wesirs verfolgt wurde und erst lernen musste, sich zu wehren. Sie schmückte ihre Erzählung mit vielen türkischen und italienischen Ausrufen aus und fügte nach jedem zweiten Satz ein »Alhamdullilah« oder »Inschallah« ein, um ihren Zuhörern das Gefühl zu vermitteln, sie hörten eine wahre Geschichte, die sich genau so zugetragen hatte.
    »Zu ihrem großen Erstaunen stellte die schöne Emine Hanim eines Tages fest, dass nicht nur sie unter dem tyrannischen Wesir litt, sondern auch viele andere Menschen. Doch erst als es ihr gelungen war, den Obereunuchen und mit seiner Hilfe schließlich auch den Kadi auf ihre Seite zu ziehen, wuchs ihr Einfluss beim alten Sultan so, dass er den intriganten Wesir entmachtete«, schloss sie ihre Erzählung.
    Sie blickte prüfend auf die gebannt an ihren Lippen hängenden Zuhörer.
    »Nun fragt ihr euch wahrscheinlich, was wir daraus lernen und wie wir diese Geschichte auf Gottfried Hoffmann übertragen können …« Sie legte sich den Zeigefinger auf den Mund, als Elisabeth etwas sagen wollte. »Nun, wir lernen daraus, dass wir gemeinsam und schlagkräftig vorgehen müssen, liebe Freunde! Ich schlage Folgendes vor: Du, Philipp, wirst dich mit diesem Bierbrauer unterhalten, von dem Martin erzählt hat. Er ist Gottfrieds wichtigster Verbündeter. Wir müssen ihn auf unsere Seite ziehen!«
    »Praetorius …«, nickte Philipp bedächtig. »Aber das wird nicht einfach werden, Johanna. Hildebrand Praetorius hasst Kaffee. Der macht das nicht, weil er mit jemandem ein Hühnchen zu rupfen hat wie Gottfried oder aus Lust am Krawall wie Jockel Lauer. Bei ihm ist es eine

Weitere Kostenlose Bücher