Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.
Vertrag von Verdun 843 an. In der furchtbaren Schlacht bei Fontenoy (bei Auxerre) 841, wo große Teile der fränkischen Eliten ihr Leben verloren, hatte sich die Überlegenheit der beiden jüngeren Brüder Ludwig II. und Karl II. über Kaiser Lothar I. erwiesen. Ihr Bund wurde 842 durch die Straßburger Eide bekräftigt. In der althochdeutschen und altfranzösischen Volkssprache des jeweils anderen Heeres schworen sich die beiden Könige Treue.
Seit 842 schuf eine Kommission, in die jeder der drei Brüder 40 Bevollmächtigte entsandte, die Grundlagen für eine gleichmäßige Reichsteilung. Nach Zustimmung des Adels bestätigten die drei Brüder Lothar I., Ludwig II. und Karl II. den Kompromiss Anfang August 843 in Verdun. Ihr Freundschaftsbund machte, ohne dass sie das ahnten, europäische Geschichte. Die Ordnung von Verdun schuf den Rahmen für die späteren Reichsgrenzen zwischen Westfranken und Ostfranken, zwischen Frankreich und Deutschland. Die Grenzziehung orientierte sich nicht an geographischen, sprachlichen, kirchlichen oder ethnischen Gegebenheiten. Lothar als der Älteste erhielt den ersten Zugriff. Er entschied sich für ein Reich mit Aachen und Rom als Zentren des karolingischen Kaisertums von Friesland über die Westalpen bis nach Italien. Der Teil östlich des Rheins mit Mainz, Worms und Speyer fiel Ludwig II. zu. An Karl II. kam das Land westlich von Schelde, Maas, Saône und Rhône.
Den Zeitgenossen mochte diese Reichsteilung wie ein zufälliges Glied in einer langen Kette erscheinen. Aber der Vertrag von Verdun 843 schuf Dauerhaftigkeiten. Anfangs wollte diekarolingische Brüdergemeinschaft noch die Einheit des Frankenreichs repräsentieren. Mit- und gegeneinander regierten die langlebigen Brüder Ludwig II. und Karl II. über drei Jahrzehnte und festigten ihre neuen Reiche. Nur das Mittelreich Kaiser Lothars I. ging mit der Idee des imperialen Vorrangs langsam unter. 855 wurde es beim Tod des Kaisers unter seine drei Söhne geteilt. Als diese ohne legitime Erben 863, 869 und 875 starben, fielen ihre Reiche 880 an die ostfränkische Karolingerlinie.
Vorher suchte Lothar I. seinen Reichsteil und das unteilbare Kaisertum für seine Söhne Ludwig II., Lothar II. und Karl zu sichern. Während sich der Kaiser auf das Land nördlich der Alpen konzentrierte, überließ er Italien seinem Ältesten, Ludwig II. Dieser zog zu Papst Sergius II. (844–847) nach Rom und schärfte die fränkische Autorität ein. Am 8. Juni 844 wurde Ludwig mit kaiserlichen Ehren von Papst und Klerus auf den Stufen von St. Peter empfangen. Ludwig II. ergriff die rechte Hand des Papstes, und beide zogen in die Kirche ein. Eine Woche später salbte und krönte Sergius Ludwig II. zum König der Langobarden und gürtete ihn mit dem königlichen Schwert. Auf Geheiß des kaiserlichen Vaters salbte und krönte Papst Leo IV. (847–855) dann Ludwig II. zu Ostern 850 im römischen Petersdom zum Mitkaiser. Von 851 an überließ Lothar I. seinem Sohn das Feld südlich der Alpen ganz. Dieser bekräftigte durch seine Ehe mit Angilberga, der Tochter des Grafen von Parma, seine Einwurzelung in Italien.
Lothar I. trat kurz vor seinem Tod am 29. September 855 als Mönch ins Kloster Prüm ein. Von seiner Herrschaft und der seines Sohns Lothar II. blieb der Reichs- und Landschaftsname Lothringen übrig. Anders als unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen beruhte die kaiserliche Würde nicht mehr auf einer hegemonialen Stellung in der lateinischen Christenheit. Der Besitz Italiens öffnete das Tor zur römischen Kaiserkrönung.
4 Der Triumph Italiens
(855–924)
Anfangs bildete das Mitkaisertum Lothars I. noch die einende Klammer für das geteilte Frankenreich. Seit den karolingischen Bruderkämpfen und dem Vertrag von Verdun 843 gingen die Teilreiche ihre eigenen Wege. Nur für kurze Zeit hielten regelmäßige Treffen der königlichen Brüder die Idee einer gemeinsamen Verantwortung noch am Leben. Bei Lothars Tod 855 gab es schon fünf Königreiche: das dreigeteilte Mittelreich des Kaisers, Ostfranken und Westfranken. Mit Italien, dem Drittel eines Drittels des einstigen Großreichs, blieb das Kaisertum verknüpft. Ludwig II. († 875) behauptete es gegen seine Onkel Ludwig II. († 876) und Karl II. († 877). Nur das Glück männlicher Nachkommenschaft machte deren Reiche überlebensfähig. Dagegen fand das dreigeteilte Mittelreich Lothars I. mit der Generation seiner drei Söhne ihr Ende. Um ihr Erbe wie um das Kaisertum entbrannte ein
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