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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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wurde das Kaisertum angetragen. In Rom reagierte
     man mit Absetzung aller Legaten der britannischen Legionen und deren Ersetzung durch Offiziere aus dem Ritterstand. Das wieder
     führte zu neuer Wut der Soldaten, die sich gegen den für die Maßnahme verantwortlichen Prätorianerpräfekten P. Tigidius Perennis
     richtete. Eine Abordnung von 1500 Soldaten machte sich auf den Weg nach Rom und war anscheinend tatsächlich 185 am Sturz und
     Tod des Perennis beteiligt (Cass. Dio 73, 9, 1   –   4). Nach Britannien wurde P. Helvidius Pertinax (der spätere Kaiser) als Statthalter geschickt. Aber auch er konnte die Unruhe
     unter den Soldaten nicht beseitigen (Hist. Aug. Pert. 3, 5   –   6).
    Unruhe gab es wenig später auch im germanisch-gallischen Raum. Sie ging von Deserteuren aus, die sich unter der Führung eines
     gewissen Maternus zusammengerottet hatten. Es rächte sich jetzt, daß bei den Rekrutierungen für die Markomannenkriege wenig
     wählerisch verfahren worden war (vgl. Hist. Aug. Marc. Aur. 21, 7). Offenbar gelangten damals Elemente ins Heer, die sich
     ihrer Disziplinierung widersetzten und in der Desertion das dazu passende Mittel sahen. Die von Maternus entfachte Bewegung
     nahm durch Strafgefangene, Sklaven und Unzufriedene jeder Art einen Umfang an, der den Frieden ernsthaft bedrohte. Dörfer
     wurden geplündert und Städte gebrandschatzt (Herodian. 1, 10, 1   –   2). Die von Commodus befohlenen Gegenmaßnahmen führten zu einem
bellum desertorum
(Hist. Aug. Comm. 1, 6, 2), in dessen Verlauf sich die in Argentorate/Straßburg stationierte
legio VIII Augusta
auszeichnete, die von den Aufständischen belagert worden war (Corp. Inscr. Lat. XI 6053). Anscheinend bildete die Germania
     superior das Zentrum des Aufstands. Einen Anhaltspunkt für seine Beendigung |171| liefert die Wachstafel von Rottweil (Arae Flaviae) mit dem Datum des 12. August 186 (Année épigr. 1959, 141).
    Gemessen an der Ausdehnung des Römischen Reiches waren Zahl und Ausmaß der Kriege, die unter der Alleinherrschaft des Commodus
     geführt werden mußten, verschwindend gering. Aufs Ganze gesehen hatte das Ende des Krieges an der Donau im Jahre 180 einen
     Friedenszustand etabliert, welcher dem Prinzipat des Commodus das Gepräge gab. Je länger er aber anhielt, desto mehr betrachtete
     ihn der Kaiser als sein ureigenstes Werk, was schließlich dazu führte, daß Commodus sich als Hercules fühlte, welcher der
     Welt den Frieden gebracht habe und als solcher unbesiegt sei. In einem Brief an den Senat aus seinem letzten Lebensjahr (192)
     bezeichnete er sich dementsprechend ganz offiziell als
Pacator orbis, Invictus, Hercules Romanus
(Cass. Dio 73, 15, 5).
    Sozusagen das profane Gegenstück zum
Hercules Romanus
bildete der Gladiator Commodus, der immer häufiger als solcher auftrat und so sehr das Gefühl für die Unschicklichkeit seines
     Gebarens verlor, daß er vorhatte, sein Konsulat am 1. Januar 193 von der Gladiatorenkaserne aus als
secutor
anzutreten (Cass. Dio 73, 22, 2). Dem kam allerdings die Verschwörung seines Kämmerers Eclectus, seiner Konkubine Marcia und
     des Prätorianerpräfekten Q. Aemilius Laetus zuvor. Sie ließen Commodus am 31.   12.   192 durch einen Athleten im Bad erdrosseln (Cass. Dio 73, 22, 4   –   5). Der Senat erklärte ihn zum
hostis
und verhängte die
damnatio memoriae
über ihn. Der Haß der Senatoren auf Commodus artikulierte sich in Akklamationen (Hist. Aug. Comm. 18, 3   –   19, 9), die zumeist dem Gladiator galten – dem unwürdigen letzten Sproß der Antoninen.

|172| 6. DIE ERRICHTUNG DER MILITÄRMONARCHIE DURCH DIE SEVERER
    (193   –   235 n. Chr.)
    Rom erlebte 193 innerhalb von drei Monaten (Januar–März) zwei Kaisererhebungen. Zwei weitere fanden im April in Pannonien
     bzw. Syrien statt. Commodus’ Ermordung führte also ein neues Vierkaiserjahr herauf, das ähnliche Turbulenzen brachte wie Neros
     Tod sie für das Jahr 69 zur Folge gehabt hatte.
    Drei Monate waren dem unmittelbaren Nachfolger des Commodus, P. Helvius Pertinax, beschieden, zwei dem an seine Stelle getretenen
     M. Didius Iulianus. Beide wurden ermordet. Von den Prätendenten der Legionen gelang es L. Septimius Severus, durch den Marsch
     von Carnuntum/Pannonia superior nach Rom die Anerkennung des Senats für die am 9. April 193 erfolgte Imperator-Akklamation
     durch die Soldaten der
legio XIV Gemina
zu erreichen (1. Juni 193). Gegen seinen Rivalen C. Pescennius Niger, der in Antiochia/Syria

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