Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
zum Imperator akklamiert worden
war und den Orient sowie Ägypten unter seine Kontrolle gebracht hatte, zog Septimius Severus zu Felde – in den Bürgerkrieg,
der nach Schlachten bei Cyzicus/Asia, Nicaea/Bithynia und Issus/Cilicia mit dem Tode Nigers im April 194 endete. Aber die
endgültige Sicherung der Herrschaft des Septimius Severus war dies noch nicht; dazu bedurfte es eines weiteren Bürgerkriegs.
Dieser begann im Dezember 195 mit der Hostiserklärung gegen D. Clodius Albinus, den Statthalter Britanniens. Septimius Severus
hatte Albinus 193 zum Caesar ernannt, um ihn von einer Usurpation abzuhalten. Nach Beseitigung der Gefahr aus dem Osten wandte
Severus sich nun gegen den Rivalen im Westen, der sich daraufhin tatsächlich zum Imperator ausrufen ließ. Der Entscheidungskampf
fand in Gallien statt, wohin Albinus 196 übergesetzt war. In der Schlacht von Lugdunum/Lyon (19. 2. 197) siegte Severus und war damit – nach vier Jahren – unangefochtener Herr des Imperium Romanum.
Septimius Severus hatte 193 seinen Marsch nach Rom als Rächer des Pertinax angetreten. Der von den Prätorianern ermordete
Kaiser stand bei den Soldaten an der Donau aus seiner Tätigkeit als |173| Legionskommandeur und Statthalter (Mösien, Dakien) in guter Erinnerung. Sie legten daher Septimius Severus den Namen „Per tinax “ bei und gaben ihm damit eine Möglichkeit an die Hand, seine Usurpation zu legitimieren. Severus hat diese Möglichkeit genutzt
und vom Senat zusammen mit seiner Anerkennung als Kaiser die Divinisierung des Pertinax verlangt, als dessen Nachfolger er
gelten wollte (Cass. Dio 74, 17, 4). Didius Iulianus verfiel der
damnatio memoriae
(wie später Pescennius Niger und Clodius Albinus). Nach dem Einzug des Severus in Rom (9. Juni 193) wurde das Leichenbegängnis
für Pertinax nachgeholt und die Konsekration vollzogen (Cass. Dio 75, 4, 2 – 5, 5).
Die eigentliche Rache für Pertinax fiel schlimmer als erwartet aus. Severus bestrafte nicht nur die wirklichen Mörder, sondern
vielmehr die Gesamtheit der Prätorianer. 10 Kohorten zu 500 Mann, also insgesamt 5000 Mann, wurden entlassen und aus Rom verbannt;
sie durften sich auf 100 Meilen (150 km) der Stadt nicht nähern. Severus schuf eine völlig neue Gardetruppe und gab ihr die
doppelte Stärke der früheren (10 Kohorten zu 1000 Mann). In sie stellte er die Soldaten der Legionen ein, mit denen er von
der Donau an den Tiber gekommen war. Er nahm die Gelegenheit wahr, auch die Sollstärke der 4
cohortes urbanae
zu erhöhen; statt 500 zählte die Kohorte nun 1500 Mann. Im Falle der Stadtkohorten blieb es bei der Rekrutierung aus Italien.
Schließlich verdoppelte Severus die Zahl der
vigiles
von 3500 auf 7000 (in 7
cohortes
) und die der
equites singulares Augusti
von 1000 auf 2000. Insgesamt bestand jetzt die Garnison der Stadt Rom aus 25 000 Mann. Dazu kam noch (vgl. unten S. 199) die Stationierung einer Legion am Albaner See (30 km südöstl. von Rom). Der neue
Prinzipat zeigte unverhohlen seinen militärischen Charakter! Selbst die Münzprägung verlieh dem Ausdruck: 193 / 4 erschien eine ganze Münzserie zu Ehren der 15 Legionen, welche die Prinzipatsübernahme des Severus unterstützt hatten (Rom.
Imp. Coin. IV 1, 92 / 3, Nr. 2 – 17). Nach Beendigung des Krieges gegen Clodius Albinus (197) setzte Septimius Severus ein neues, deutliches Zeichen: Er erhöhte
allgemein den Sold der Soldaten um wahrscheinlich 50%. Der Legionär erhielt jetzt jährlich 450 Denare (statt 300). Eine solche
Solderhöhung hatte in der Tat noch kein Kaiser vorgenommen (Hist. Aug. Sept. Sev. 12, 2). Die Belastung für die Staatsfinanzen
war groß und verstärkte sich noch (wie hier vorgreifend gesagt werden muß), als 15 Jahre später (212) Caracalla, der Sohn
und Nachfolger des Severus, eine weitere Erhöhung des Soldatensoldes um 50% vornahm. |174| 70 Millionen Denare verschlang sie jährlich (Cass. Dio. 79, 36, 3). Der Sold des Legionärs stieg auf 675 Denare!
Hatte Septimius Severus als
ultor Pertinacis
(Hist. Aug. Sev. 5, 2) seinen Prinzipat erlangt, so suchte er ihn nach dem Sieg über Pescennius Niger durch Anknüpfung an
Marcus Aurelius mit größerem Glanz zu versehen. Auf Münzen des Jahres 195 ließ er sich selbst als DIVI Marci Pii Filius bezeichnen
(Rom. Imp. Coin. IV 1, 1 185 Nr. 686), und seinem Sohn Caracalla legte er anläßlich der im gleichen Jahr erfolgten Caesar-Ernennung
den
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