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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Prätorianerpräfekten
     M. Opellius Macrinus aus Mauretanien das Kaisertum, welches damit erstmals an einen Mann nichtsenatorischen Standes gelangte.
     Um so mehr bemühte sich Macrinus, den Anschluß an |176| Caracalla und Severus herzustellen. Er selbst nahm „Severus“ als Namensbestandteil an, seinem Sohn Diadumenianus ‘verlieh’
     er den Namen Antoninus. Aber gegen die Agitation der Iulia Maesa (s. o.) kam er nicht an. Sie gab ihren Enkel Elagabal (von
     ihrer Tochter Iulia Soaemias) als illegitimen Sohn Caracallas aus und präsentierte ihn den Soldaten der in der Nähe von Emesa
     stationierten
legio III Gallica
als M. Aurelius Antoninus. Große Geldzahlungen taten ein übriges, um die Imperator-Akklamation Elagabals herbeizuführen (6.   5.   218). Macrinus und Diadumenianus wurden als
hostes
getötet.

Nach dem Einzug Elagabals in Rom (gegen Sommerende 219) mußte die Stadt fast drei Jahre lang das merkwürdige Treiben des kaiserlichen
     Jünglings ertragen. Da die ‘Kaisermacherin’ Iulia Maesa sah, daß die Prätorianer davon angewidert wurden (vgl. Hist. Aug.
     Elagab. 10, 1), überredete sie Elagabal dazu, seinen Vetter, den Baal-Priester Alexianus (ihren Enkel), zu adoptieren und
     ihm die Caesar-Stellung zu übertragen. Iulia Maesa versicherte ebenso wie ihre Tochter Iulia Mamaea (die Mutter des Alexianus),
     daß der Caesar in spe ein natürlicher Sohn Caracallas sei (Hero dian . 5, 7, 3). Dementsprechend nannte er sich nun (Juni 221) M. Aurelius Alexander. Die ‘Rettungsaktion’ der Iulia Maesa verlängerte
     den Prinzipat Elagabals und sein Leben nur um etwas mehr als ein halbes Jahr. Dann brach der Haß der Soldaten sich Bahn: Elagabal
     und seine Mutter Iulia Soaemias wurden ermordet (März 222). Der Prinzipat ging an den noch nicht 14jährigen Caesar Alexander
     über, der den Namen „Severus“ in seine Titulatur aufnahm. 13 Jahre blieb er an der Spitze des römischen Staates, zwei davon
     erlebte Iulia Maesa noch. 235 wurde Severus Alexander zusammen mit seiner Mutter Iulia Maemaea bei der Vorbereitung eines
     Germanenkrieges in der Nähe von Mogontiacum/Mainz (beim heutigen Vorort Bretzenheim) von den Soldaten umgebracht, nachdem
     die hier in Ausbildung befindlichen Rekruten aus Pannonien ihren direkten Vorgesetzten, den
praefectus tironibus
Maximinus (Thrax), zum Kaiser erhoben hatten. Nach 42 Jahren war die Herrschaft der severischen Dynastie beendet.
    Septimius Severus hatte in den 18 Jahren seiner Regierung das Kaisertum machtvoll repräsentiert. Seine Nachfolger waren dazu
     aus eigener Kraft nicht fähig. Aber ihnen standen in den ‘severi schen ’ Frauen Sachwalterinnen des Kaisertums zur Seite, die dessen Nimbus zu erhalten bestrebt waren. Ihre Reihe wurde eröffnet
     von Iulia Domna, die als
mater castrorum et senatus et patriae
den Prinzipat |177| ihres Sohnes Caracalla gewissermaßen überhöhte. Iulia Maesa lieh ihrem Enkel Elagabal ihre
auctoritas
: Sie begleitete ihn ins Prätorianerlager oder in den Senat, um ihn mit der Würde zu umgeben, die er selbst nicht besaß (Hist.
     Aug. Elagab. 12, 3). Von Iulia Mamaea schließlich konnte gesagt werden, sie habe 222 für ihren Sohn Severus Alexander die
     Regierung übernommen und gut geführt (Zonar. 12, 15). Die dominierende Rolle der syrischen Augustae kaschierte also die Regierungsschwächen
     der jugendlichen Kaiser Elagabal und Severus Alexander und bewahrte dadurch das Kaisertum als solches vor Schaden. Dieses
     konnte die ihm innewohnende Dynamik weiter entfalten und seine monarchische Struktur verstärken.

Die bedeutendste Veränderung erfuhr die Stellung des Kaisers im Verhältnis zu den Gesetzen. Ganz offen wurde nun (vgl. oben
     S. 122f.) als Rechtssatz vertreten, der Kaiser sei von den Gesetzen befreit
( princeps legibus solutus
), auch wenn er sich bemühe, in Übereinstimmung mit ihnen zu leben (Inst. 2, 17, 8; Cass. Dio 53, 18, 1). Dem kaiserlichen
     ‘Absolutismus’ war damit endgültig Bahn gebrochen. Nicht mehr an den Gesetzen, sondern an seinen Handlungen wurde der Kaiser
     gemessen, d. h. an sich selbst. Die Erhöhung der Person des Kaisers machte sich auch im Verhalten des Senats bemerkbar, nämlich
     in den Akklamationen (litaneiarti gen Zurufen), die sich ihrem Inhalt nach verdichteten und ihrem Umfang nach ausdehnten. Manche besaßen geradezu transzendentalen
     Charakter, z. B. der Wunsch, Caracalla möge ein Prinzipat von 100 Jahren beschieden sein (Cass. Dio 79, 8, 3). In diese Entwicklung
    

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