Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
den Marsch nach Osten warteten auf seinen Befehl zum Aufbruch. Bevor dieser jedoch erteilt wurde,
kam die Nachricht vom Tod des Cassius. Marcus Aurelius blieb trotzdem bei seinem Entschluß, die Lage im Osten persönlich in
Augenschein zu nehmen. |167| Gattin und Sohn nahm er mit auf die Reise, die durch Kleinasien nach Syrien, Palästina und Ägypten führte. Auf der Rückreise
(176) starb Faustina in Halala/Kappadokien (ihr zu Ehren in Faustinopolis umbenannt). Ausgiebig verweilte Marcus Aurelius
in Athen (vgl. oben S. 138). Dann kehrte er im November 176 über Brundisium nach Rom zurück, 8 Jahre nachdem er in den Krieg
gezogen war, wie das Volk ihm wegen des fälligen Geldgeschenks vorrechnete (Cass. Dio 72, 32, 1).
Marcus Aurelius stellte sich dem Volk von Rom nach so langer Abwesenheit mit einer großen Rede vor, in der er von seinen Erfolgen
gegen Germanen und Sarmaten berichtete. Der Senat verdichtete den Tatenbericht des Kaisers in der Inschrift, die der für ihn
beschlossene Triumphbogen tragen sollte. In ihr hieß es, Marcus Aurelius habe den Ruhm aller großen Feldherren vor ihm übertroffen,
weil er die kriegerischsten Völker vernichtet oder unterworfen habe (Corp. Inscr. Lat. VI 1014). Am 23. Dezember 176 feierte
Marcus Aurelius seinen Triumph
de Germanis et de Sarmatis
zusammen mit seinem Sohn Commodus, dem dafür das
imperium
verliehen worden war (27. 11). Eine Reliefplatte vom Triumphbogen (s. o.) im Treppenaufgang des Konservatorenpalastes in Rom
zeigt den Kaiser im Triumphwagen stehend mit der Siegesgöttin. Die Plebs erhielt ein
congiarium
von 8 aurei (s. o.) = 200 denarii pro Person. Auch die im Jahre 178 vorgenommene Befreiung der Staatsschuldner von rückständigen
Zahlungen (mit Verbrennung der Dokumente auf dem Forum: Cass. Dio 72, 32, 2) gehörte noch in das Konzept der siegreich überwundenen
Gefährdung des Reiches.
Am 3. August 178 begab sich Marcus Aurelius erneut an die Donaufront
( expeditio Germanica II
). Commodus, der als 15jähriger (!) das Konsulat bekleidet und den Augustusnamen (mit der
tribunicia potestas
) erhalten hatte (177), begleitete ihn. Es war zu Kampfhandlungen gekommen, welche Marcus Aurelius veranlaßten, die offizielle
Form der Kriegserklärung (Lanzenwurf vom Tempel der Bellona) vorzunehmen. 179 kam es zu einer größeren Schlacht, die der Prätorianerpräfekt
Taruttienus Paternus zugunsten der Römer entschied (Cass. Dio 72, 33, 3 f.). Gegen wen bzw. wo sie stattfand, ist nicht überliefert,
aber sie scheint eine pazifizierende Wirkung ausgeübt zu haben. Denn nun setzte eine rege Verhandlungstätigkeit ein, welche
die von Rom errungene Vorherrschaft in den Gebieten nördlich der Donau klar erkennen ließ. Letztere basierte natürlich auf
der militärischen Präsenz: Je 20 000 römische Soldaten waren im Lande der Markomannen und Quaden |168| stationiert (Cass. Dio 72, 20, 1). Eines der Lager der Besatzungstruppen befand sich, wie eine Inschrift noch heute verkündet,
in Leugaricio/Trencin (Slowakei), gut 120 km von der Donau entfernt (Corp. Inscr. Lat. III 13 329). Kommandeur der hier 179 / 180 überwinternden
vexillatio
war der schon mehrmals erwähnte M. Valerius Maximianus (oben S. 165 f.), der inzwischen den Aufstieg zum Legionslegaten geschafft
hatte (Année épigr. 1956, 124).
Markomannen und Quaden litten schwer unter der römischen Besatzung, so schwer, daß die Quaden den Entschluß faßten, nach Norden
ins Gebiet der stammverwandten Semnonen auszuwandern. Sie wurden aber von Marcus Aurelius daran gehindert. Betrachtete er
sie (und die Markomannen) als Unterworfene, deren Provinzialisierung bevorstand? Immerhin ist ja in der Überlieferung von
dem Plan einer Provinz Marcomannia die Rede (Hist. Aug. Marc. Aur. 24, 5). Auch die Vereinbarungen mit anderen germanischen
Stämmen über zeitweilige oder dauernde Befreiung vom Tribut (Cass. Dio 72, 19, 1) deuten in diese Richtung. Auf jeden Fall
wiesen die Ergebnisse der von Marcus Aurelius geführten Verhandlungen eine große Bandbreite auf, wie vor allem die Tatsache
zeigt, daß 3000 Naristen die Genehmigung zur Ansiedlung in Pannonien erhielten (Cass. Dio 72, 21; Corp. Inscr. Lat. III 4500).
Die Jazygen erreichten von Marcus Aurelius gewisse Erleichterungen der ihnen 175 auferlegten Bedingungen, doch blieben die
Beschränkungen in bezug auf Versammlungen und Märkte bestehen. Als bemerkenswertes Privileg wurde den Jazygen die
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