Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
vollen Namen Marcus Aurelius Antoninus bei (Hist. Aug. Sept. Sev. 10, 3). Der fiktive Übertritt des Severus in das Haus
der Antoninen verlangte indes die Aufhebung der
damnatio memoriae
des Commodus, denn Severus war nun sein Bruder. Mehr noch: Commodus mußte zum Divus erklärt werden, weil Severus möglichst
viele Divi in seiner Ahnenreihe aufführen wollte. So verkündete denn Severus in einer Heeresversammlung (195) sein Konsekrationsbegehren
in bezug auf Commodus und sandte es an den Senat (Hist. Aug. Sept. Sev. 11, 4). Der eigentliche Konsekrationsakt fand erst
197 statt, aber schon seit 195 erschien Severus auf Inschriften (z. B. Corp. Inscr. Lat. VIII 9317) im Kreise seiner fünf
göttlichen Ahnen (von Marcus Aurelius bis zurück auf Nerva) und seines nun ebenfalls göttlichen Bruders (Commodus).
Mit der Caesar-Erhebung seines Sohnes Caracalla im Jahre 195 – zeremoniell vollzogen an dessen 8. Geburtstag (4. 4. 196) – gab Septimius Severus zu erkennen, daß er gewillt war, eine Dynastie zu etablieren. Noch deutlicher wurde diese Absicht,
als er 198 Caracalla die kaiserlichen Gewalten
( imperium proconsulare, tribunicia potestas
) mitsamt dem Augustus-Titel verleihen ließ und dessen ein Jahr jüngeren Bruder Geta mit der Caesar-Würde auszeichnete. Seine
Nachfolgepläne waren damit klar zum Ausdruck gebracht. Septimius Severus vollendete im Jahre 198 sein 53. Lebensjahr. Seine
Gemahlin, Iulia Domna, war ca. 25 Jahre jünger. Schon seit 193 Augusta, hatte sie sich durch Begleitung ihres Gatten auf den
Kriegszügen der Jahre 193 – 195 den Ehrennamen
mater castrorum
erworben. Jetzt, nach dem Avancement ihrer Söhne, nannte sie sich offiziell
mater Augusti et Caesaris
. Eine 198 in Umlauf gebrachte Münzemission zeigte ihr Porträt auf der Vorderseite und die Büsten ihrer Söhne mit der vielsagenden
Legende AETERNITas IMPERI auf der Rückseite (Rom. Imp. Coin. IV 1, 166, Nr. 540).
Septimius Severus stammte aus der Africa Proconsularis (Leptis Magna, in der
regio Tripolitana
zwischen den Syrten). Seiner Nationalität |175| und Sprache nach war er Punier. Griechisch und Latein hatte ihm seine Erziehung vermittelt; ein „afrikanischer“ Akzent blieb
seinem Latein aber immer eigen (Epit. de Caes. 20, 8; Hist. Aug. Sept. Sev. 19, 9). Das römische Bürgerrecht besaß die Familie
schon, bevor Leptis Magna von Trajan zur Kolonie erhoben wurde. Ein Besitztum in Etrurien stellte die Verbindung nach Rom
her, wo Septimius Severus zu Beginn der Regierung des Marcus Aurelius seine Karriere im Staatsdienst begann. Iulia Domna,
seine Frau, war Syrerin. Ihre Familie besaß das Priestertum am berühmten Baal-Tempel in Emesa (am Orontes) und hatte das römische
Bürgerrecht. Iulia Domna war eine ungemein schöne und hochgebildete Frau. Dreisprachig wie Septimius Severus (allerdings Aramäisch
statt Punisch) und mit einem starken Selbstbewußtsein ausgestattet, verfügte sie für die Stellung als Augusta über eine reiche
Mitgift. Andererseits erwies sie sich – durch ihre Schwester Iulia Maesa – für das römische Kaisertum als Risiko. Denn Iulia
Maesa riß nach dem Ende der Familie des Septimius Severus (217) die Initiative an sich und verschaffte 218 ihrem 14jährigen
Enkel, Priester des Baal von Emesa, die Kaiserstellung, die damit sozusagen einem Kind zuteil wurde.
Die Nachfolgefrage hatte Septimius Severus, wie erwähnt, schon früh zu regeln versucht. Hier ist noch nachzutragen, daß er
dem Caesar-Titel Getas durch Hinzufügung des Epithetons
nobilissimus
besonderen Glanz verlieh. In ihm sollte der ‘antoninische’ Adel durchschimmern und das Anrecht des Trägers auf den Prinzipat
manifest machen. Dem Kunstgriff war Dauer beschieden: Es gab künftig nur noch
nobilissimi Caesares
! 209 ging Septimius Severus in bezug auf seine Nachfolge noch einen Schritt weiter: Er stellte Geta als Augustus dessen Bruder
Caracalla gleich, d. h., er ebnete die Bahn für eine gemeinsame Herrschaft der beiden Augusti nach seinem Tode, der 211 eintrat.
Der Schwachpunkt in dieser Rechnung war der zwischen den Brüdern schwelende Streit. Trotz der beschwörenden letzten Worte
des Severus („Seid einig …“, Cass. Dio 77, 15, 2) und der Bemühungen Iulia Domnas um Eintracht kam es noch 211 zur Katastrophe:
Caracalla ließ seinen Bruder Geta ermorden.
Caracallas Alleinherrschaft währte sechs Jahre. Seine Ermordung auf dem Partherfeldzug im Jahre 217 verschaffte dem
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