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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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derjenigen, die sich
     dem Befehl des Decius beugten, sei es, daß sie in aller Form opferten
( sacrificati
) oder, ohne zu opfern, sich einen
libellus
verschafften, der ihnen bescheinigte, das Opfer vollzogen zu haben
( libella tici
). Andere wieder ergriffen die Flucht, um sich den Anfechtungen zu entziehen oder um größeres Unheil zu verhüten. Den letzteren
     Weg ging Cyprian, der Bischof von Karthago, der seine Gemeinde aus dem Untergrund weiter betreute.
    Die ‘weltweit’ durchgeführte Aktion der Bittopfer ging im Laufe des Jahres 250 zu Ende. Damit ebbte auch die Christenverfolgung,
     die siebte von Nero an gerechnet (Oros. 7, 21, 2), ab. Decius konnte für sich in Anspruch nehmen, fast die gesamte Reichsbevölkerung
     zur Ehre der Götter an die Opferaltäre gebracht zu haben. Zugleich durfte er überzeugt sein, daß die Christen von der allgemeinen
     Verfolgung schwer getroffen worden waren. Voll Stolz gab er eine Münzserie in Auftrag, von deren Stücken die Bilder seiner
     konsekrierten Vorgänger sozusagen wohlgefällig auf das Werk ihres Nachfahren herabblickten (Rom. Imp. Coin. IV 3, 130   –   132, Nr. 77   –   98).
    War der Appell an die religiösen Pflichten der Reichsbevölkerung aber wirklich ein Erfolg? Stiftete er nicht mehr Unfrieden
     als daß er die Loyalität steigerte? Wer die allgemeine Lage im Römischen Reich sorgfältig beobachtete, mußte mit Cyprian konstatieren,
     daß die schon vor Decius erkennbaren Niedergangssymptome sich unter ihm und nach ihm, d. h. in den Jahren 251 bis 253, in
     einer Weise verstärkten und mehrten, daß bei einem Christen der Gedanke an das nahende Weltende aufkommen konnte, zumal nun
     auch die Kirche über die Behandlung der unter Decius Abgefallenen
( lapsi
) in eine Zerreißprobe geriet. Cyprian sah sich nach seiner Rückkehr auf den Bischofsstuhl von Karthago (251) veranlaßt, dem
     letzteren Problem eine eigene Schrift zu widmen: ›De lapsis‹. Auch |216| über die nun um sich greifende Pest mit ihren verheerenden Folgen äußerte er sich in Buchform: ›De mortalitate‹. Seine Ansichten
     über die ‘Reichskrise’ faßte er in dem Traktat ›Ad Demetrianum‹ zusammen. Dabei betonte er das Zusammenspiel von äußerer Bedrohung
     und innerer Zersetzung (Verödung des Landes, Mangel an Arbeitskräften, Ansteigen der Preise, Übergriffe von Mächtigen). Der
     Negativeffekt des decianischen Zwangsopfers war für ihn mit Händen greifbar.

Während der von Decius entfachte religiöse Sturm seinen Weg durch das Reich nahm, wurden Dakien und Niedermösien von einem
     aus dem Barbarenland heranziehenden Unwetter heimgesucht: Die Karpen überfielen Dakien, die Goten überschwemmten Niedermösien.
     Decius erschien im Sommer 250 an der unteren Donau. Bei der Stadt Nicopolis ad Istrum/Moesia inferior gelang ihm ein Sieg
     über den Gotenkönig Cniva. Aber eine andere Gotenschar war schon bis Philippopolis/Thracia gelangt, wohin nun auch Cniva zog,
     gefolgt von Decius. Jenseits des Balkans kam es bei Beroea erneut zum Kampf, in dem die Römer schwerste Verluste erlitten.
     Sie mußten sich nach Norden (zur Donau) zurückziehen. Die Goten aber eroberten Philippopolis und brachten in Thrakien eine
     ungeheure Beute zusammen (Jord. Get. 18, 101   –   103). Niemand hinderte sie daran. Die Not der Bevölkerung in Mösien und Thrakien spiegelt sich in den zahlreichen der Erde
     anvertrauten Münzschätzen, die erst in der Neuzeit in Bulgarien geborgen wurden.
    Decius blieb als einzige Möglichkeit, den Goten erfolgreich zu begegnen, die Überwachung der Donau im Bereich der mutmaßlichen
     Rückzugsstraßen aus Thrakien. Die Goten ließen lange auf sich warten, so daß Decius sein geschlagenes Heer reorganisieren
     konnte. Zum Glück war es den römischen Truppen in Dakien gelungen, die Karpen zu vertreiben; in Apulum wurde Decius daraufhin
     als
restitutor Daciarum
gepriesen (Corp. Inscr. Lat. III 1176). Im Sommer trafen die Goten beutebeladen in der Dobrudscha ein. Decius griff sie bei
     Abrittus/Razgrad (Bulgarien) an, wurde aber von Cniva in ein Sumpfgelände gelockt, das die Römer ins Verhängnis zog. Decius
     und sein Sohn Herennius, der kurz zuvor die Augustuswürde erhalten hatte, fielen. Die Ironie des Schicksals wollte es, daß
     der Schlachtort, von da an Ara Decii genannt (Jord. Get. 18, 103), nicht weit von Tropaeum Traiani (oben S. 150) entfernt
     war. So verlor Decius, der sich bei seiner Kaiserhebung den Namen „Traianus“

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