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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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die Rückgabe der römischen Kriegsgefangenen 500   000 Aurei zahlen (unten S. 211) – neue schwere Schläge gegen die römische Währung nach der Solderhöhung von 235 (oben S. 206)!

Das finanzielle Desaster der Lösegeldzahlung an die Perser brachte Philippus Arabs sozusagen auf die schiefe Bahn der Fiskalpolitik.
     Diese aber führte zu Unzufriedenheit und Aufstand, wie besonders die Ereignisse im Osten (Syrien/Kappadokien) zeigten, die
     248 in der Usurpation des Iotapianus kulminierten: Die Erhebung eines Gegenkaisers war die Antwort der Bevölkerung auf die
     drastischen Tributforderungen und rigorosen Eintreibungsmethoden im Namen des rechtmäßigen Kaisers. Auch in Ägypten wurde
     eine neue Steuerpraxis eingeführt (Pap. Oxy. XIV 1662 [246]) und überhaupt die Ausbeutung des Landes auf vielfache Art forciert.
     Aus Phrygien (Provinz Asia) schließlich konnte man den Aufschrei von Bauern einer kaiserlichen Domäne in Aragua (bei Appia)
     vernehmen, daß sie sozusagen von allen Seiten bedrängt würden, von Offizieren, Soldaten, städtischen Honoratioren und kaiserlichen
     Bediensteten, die ihnen ihr Hab und Gut wegnähmen (Corp. Inscr. Lat. III 14191). Die
coloni
setzten ihre Hoffnung auf den Kaiser (Philippus Arabs), ihren Herrn. Aber war der wirklich willens und in der Lage, Abhilfe
     zu schaffen?
    Von den militärischen Unternehmungen des Jahrzehnts zwischen 238 und 248 wurde der Perserfeldzug Gordians (243   /   4) durch den Fall Hatras ausgelöst. Der Sassanide Ardaschir hatte die strategisch so wichtige Stadt (oben S. 201) 240 erobert.
     Vorher schon (238) waren Carrhae und Nisibis in seine Hände gefallen. 241 folgte Schapur seinem Vater im Königtum nach und
     setzte auch dessen Offensive in Mesopotamien fort. Dabei gingen sogar die Legionslager Singara und Rhesaena (oben S. 199)
     verloren. 242 erfolgte die römische Kriegserklärung durch Öffnung des Janus-Bogens (Oros. 7, 19, 4); 243 begannen von Antiochia
     aus die Operationen, welche die Rückgewinnung der verlorenen Städte und Gebiete zum Ziel hatten. Bei Rhesaena kam es zu einer
     großen Schlacht, in der die Römer siegten (Amm. Marc. 23, 5, 7); die Perser mußten ihre Eroberungen preisgeben. Der römische
     Erfolg ging auf das Konto des Timesitheus (oben S. 209). Es war daher ein schwerer Verlust, daß dieser Mann, der für die
expeditio
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orientalis
(Année épigr. 1910, 36) überhaupt verantwortlich war, jetzt erkrankte und starb.

Gordian wollte den Feldzug wie geplant zu Ende führen und rückte mit dem Heer am Euphrat entlang gegen Ctesiphon vor. Auf
     der letzten Strecke des Marsches (da, wo sich der Euphrat dem Tigris nähert) stellten sich die Perser 244 zur Schlacht und
     siegten über die Römer; Gordian wurde verwundet und starb auf dem Rückzug (Zonar. 12, 17). Als Kampfplatz gab Schapur in seinem
     inschriftlich bei Persepolis verewigten Tatenbericht Misiche an; der Ort wurde nach ihm, „dem Siegreichen“, umbenannt: Peroz-Schapur/Pirisabora,
     heute al Anbar, 40 km westlich von Bagdad/Irak. Philippus Arabs, der vom Heer als Nachfolger Gordians zum Kaiser erhoben wurde,
     schloß mit Schapur Frieden, der den Römern die (rückeroberten) Provinzen Osrhoene und Mesopotamia beließ, sie aber zur Zahlung
     eines sehr hohen Lösegeldes für die Rückgabe der Kriegsgefangenen (oben S. 210) verpflichtete (Res gest. divi Sapor. [griech.]
     Zeile 8   –   10).
    Der von Philippus Arabs hergestellte Zustand im Osten wurde von der römischen Münzpropaganda als Grundlegung des Verhältnisses
     zu den Sassaniden ausgegeben: PAX FVNDATA CVM PERSIS (Rom. Imp. Coin. IV 3, 76, Nr. 69). Philippus Arabs war sich nichtsdestoweniger
     bewußt, daß der Osten weiterhin besondere Wachsamkeit und großes Engagement erfordere, um einer erneuten Bedrohung, die bei
     dem expansiven Charakter des Sassanidenreiches jederzeit eintreten konnte, gewachsen zu sein. Er schuf deshalb ein Generalkommando
     für die Ostprovinzen und übertrug es seinem Bruder C. Iulius Priscus, der den Titel „Rector Orientis“ erhielt (Corp. Inscr.
     Lat. III 14149). Dessen hartes Regiment führte allerdings zusammen mit den schon erwähnten verstärkten Steuerforderungen zum
     entgegengesetzten Ergebnis: Der Osten separierte sich 248 unter einem eigenen Kaiser (Iotapianus), so daß er alles andere
     als ein Bollwerk gegen die Perser war.
    Der Einrichtung des Generalkommandos im Osten stellte Philippus Arabs ein ähnlich großräumiges Gebilde an der Donau zur

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