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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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beigelegt hatte, dort Sieg und Leben, wo sein
     Vorbild einen seiner größten Erfolge errungen hatte.
    |217| Die Goten konnten nun die Gefangenen und die unermeßliche Beute über die Donau in ihre Wohnsitze schaffen, denn der als Nachfolger
     des Decius von den Soldaten zum Kaiser erhobene Statthalter Mösiens, Trebonianus Gallus, schloß mit Cniva einen Vertrag, der
     ihm dies ausdrücklich gestattete. Darüber hinaus verpflichtete sich Trebonianus Gallus zur Zahlung von Jahrgeldern, um weitere
     Einfälle der Goten abzuwenden (Zosim. 1, 24, 2). Eben diese Jahrgelder aber führten 253 zu einem neuen Goteneinfall nach Mösien:
     Trebonianus Gallus hatte sich 251 nach Rom begeben. In Mösien setzte er den M. Aemilius Aemilianus als Statthalter ein. Dieser
     geriet mit Cniva wegen der Höhe der Jahrgelder in Konflikt, den der Gotenkönig auf seine Art löste: Er schickte die Goten
     aus, sich zu holen, was ihnen vorenthalten würde. Aemilianus aber konnte sich nicht nur der Gotenscharen erwehren und sie
     über die Donau zurücktreiben, er stieß auch zu den gotischen Wohnsitzen jenseits des Flusses vor und blieb hier erfolgreich.
     Einem solchen Mann, meinten die Soldaten, gebühre das Kaisertum. So bekleideten sie ihn 253 mit dem Purpur (Zosim. 1, 28,
     2).
    Aemilianus mußte, um dem ihm übertragenen Kaisertum Gewicht zu verleihen, gegen Trebonianus Gallus nach Rom marschieren. Anders
     aber als dieser 251 war er gezwungen, große Teile seiner Truppen mit sich zu führen, d. h., sie der Grenzwacht zu entziehen.
     Die Folgen stellten sich direkt ein: Noch 253, spätestens aber im Frühjahr 254, drangen die Goten in Mösien und Thrakien ein,
     sie gelangten sogar bis Makedonien; Thessalonice, von Decius zur Kolonie erhoben, konnte sich zwar gegen sie verteidigen,
     aber der Schrecken saß hier wie auch in Griechenland tief (Zosim. 1, 29, 2   –   3). So ging es nun Jahr für Jahr. Die Balkanländer wurden regelrecht ausgeplündert und entvölkert. Das Leben war hier längst
     zur Qual geworden.
    Im Sommer 253 trafen die von Aemilianus in Gewaltmärschen nach Italien geführten Donautruppen bei Interamna (im südlichen
     Umbrien) mit dem von Trebonianus Gallus aufgebrachten Heer zusammen (Aur. Vict. de Caes. 31, 2). Dabei entschied sich dieses
     für Aemilianus als den tatkräftigeren der beiden Kontrahenten. Trebonianus Gallus und sein Sohn Volusianus wurden ermordet;
     die beiden Heere vereinigten sich. Aemilianus galt nun auch für den Senat als rechtmäßiger Kaiser. Aber seine Tage waren gezählt.
     Kurz nach dem Tode des Trebonianus Gallus wurde der in Rätien kommandierende P. Licinius Valerianus von seinen Truppen zum
     Kaiser ausgerufen. Im Herbst war er in Spoletium (Umbrien) angelangt |218| (Epit. de Caes. 31, 2). Zum Kampf mit Aemilianus kam es nicht, da dieser von seinen eigenen Soldaten getötet wurde – weil
     er sich nicht wie ein Kaiser benehme (Zosim. 1, 29, 1). Drei Monate hatte er als solcher gegolten.

Der neue Kaiser Valerian übernahm ein unseliges Erbe. Die Pest griff im ganzen Reich um sich; 251 war ihr in Rom Hostilianus,
     der zweite Sohn des Decius, erlegen. Die Währung verfiel in erschreckendem Maße; der Antoninianus enthielt nun weniger als
     25% Silber (vgl. oben S. 209). Die Lage an den Grenzen hatte sich dramatisch zugespitzt; die Einnahme und Zerstörung von Antiochia/Syrien
     durch die Perser (253) wirkte wie ein Fanal. Valerian entschloß sich sofort nach seiner Regierungsübernahme in Rom (Herbst
     253), den Ereignissen im Osten den Vorrang zu geben und selbst dort das Kommando zu übernehmen. Seinen ca. 40 Jahre alten
     Sohn Gallienus ließ er zum Augustus erheben und übertrug ihm den Westen des Reiches als Aufgabenbereich.
    Die Situation, mit der sich Valerian bei seiner Ankunft im Osten 254 konfrontiert sah, hatte sich gegenüber der von 244 (oben
     S. 211) auf der ganzen Linie zuungunsten der Römer verändert. Vor allem war Armenien in den Besitz des Sassaniden Schapur,
     d. h. seines Sohnes Hormizd, gelangt (252), wodurch Kappadokien zum persischen Angriffsziel wurde. In Syrien war 253 bei Barbalissus
     am Euphrat ein römisches Heer, angeblich 60   000 Mann stark, vernichtend geschlagen worden (Res gest. divi Sapor. [griech.] Zeile 10   –   11). Antiochia lag, wie schon erwähnt, zerstört da, und viele andere Städte hatte das gleiche Schicksal getroffen. Die Perser
     waren zwar (unter Fortführung einer reichen Beute) abgezogen, aber mit ihrem neuerlichen

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