Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
Christen sich bekennenden Senatoren und
Ritter. Ihnen wurden Standesverlust, Vermögenseinzug und Tod vor Augen gestellt. Christinnen vornehmen Standes sollte Verbannung,
christlichen Hofbediensteten Zwangsarbeit auferlegt werden; Vermögenseinzug war auch bei diesen zwei Personengruppen die Begleitstrafe
(Cypr. ep. 80).
Wieder wie unter Decius (oben S. 215) setzte sich das Räderwerk des Staates gegen die christliche Kirche in Bewegung. Schon
am 30. August 257 wurde Cyprian in Karthago vom Prokonsul Aspasius Paternus in die Verbannung geschickt; dessen Nachfolger
Galerius Maximus ordnete am 14. September 258 die Hinrichtung des Bischofs an. Die ›Acta proconsularia S. Cypriani‹ haben
die für die valerianische Christenverfolgung typischen Vorgänge protokollarisch festgehalten. Sie stellten zugleich der ebenso
typischen, im Glauben an den einen Gott verwurzelten Furchtlosigkeit und Selbstsicherheit des Bischofs von Karthago ein glänzendes
Zeugnis aus. In Rom wurde am 6. August 258 der Bischof Sixtus II. zusammen mit vier Diakonen hingerichtet. Sein Grabepigramm
(in der Katakombe des Callistus an der Via Appia) berichtete, daß er bei einer Predigt von Soldaten überrascht und auf der
Stelle enthauptet wurde (A. Ferrua, Epigrammata Damasiana [1942], Nr. 17). Von vielen namenlosen Opfern der Verfolgung in
Ägypten sprach Bischof Dionysius von Alexandria, der selbst verbannt wurde, in einem seiner Briefe (Euseb. hist. eccl. 7,
11, 20).
Der Angriff Valerians fügte der christlichen Kirche durch die Dezimierung des Klerus und die Lähmung des Gemeindelebens |221| natürlich großen Schaden zu, doch wurde dieser wenigstens zum Teil wettgemacht durch die Treue der Gläubigen und das Aufkommen
neuer Formen der Frömmigkeit. So fanden anscheinend die Gebeine der Apostel Petrus und Paulus zeitweilig eine gemeinsame Ruhestätte
auf einem
in Catacumbas
genannten Grundstück an der Via Appia (später: Katakombe des hl. Sebastian), wo dann, beginnend mit dem 29. Juni 258 (Martyrologium
Hieronymianum), Gedächtnisfeiern begangen wurden. Die Stätte wuchs in den nächsten Jahrzehnten zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort
heran, wie die zahlreichen Graffiti mit Gebetsanrufungen an den Wänden des betreffenden Raumes beweisen. Besondere Verehrung
unter den Märtyrern der valerianischen Verfolgung wurde in Rom dem Diakon Laurentius zuteil, über dessen Grab an der Via Tiburtina
sich später die Basilica S. Lorenzo fuori le mura erhob. In Karthago hielten gleich drei Basiliken die Erinnerung an den Märtyrertod
des Bischofs Cyprian wach.
Die Christenverfolgung Valerians, die achte nach späterer Zählung (Oros. 7, 22, 3), endete mit dem Verschwinden des Kaisers
aus dem Gesichtskreis der Römer 260; sein Sohn Gallienus verfügte sofort nach der Gefangennahme Valerians durch die Perser
(s. u.) nicht nur die Einstellung der staatlichen Maßnahmen gegen die Christen, er gab diesen auch zurück, was ihnen genommen
worden war: Versammlungsstätten, Friedhöfe und sonstiges Vermögen. Die Christen im Römischen Reich sahen darin ein Zeichen,
daß die Verfemung, der sie als Religionsgemeinschaft unterlagen, aufgehoben sei und daß sie ihren Glauben offen praktizieren
könnten. Die Wahl eines neuen Bischofs in Rom am 22. Juli 260 nach zweijähriger Sedisvakanz war für sie ein hoffnungsvolles
Ereignis. Gallienus aber mag vor allem an die Wiederherstellung des inneren Friedens gedacht haben, als er mit der Religionspolitik
seines Vaters brach.
Valerian war im Frühjahr 260 von einem Angriff der Perser auf Mesopotamien benachrichtigt worden. Mit einem großen Heer (angeblich
70 000 Mann) zog er aus, um die belagerten Städte Carrhae und Edessa zu befreien. In einer Schlacht nahe diesen Städten wurde
er von Schapur besiegt und mit seinem ganzen Stab gefangengenommen (Res gest. divi Sapor. [griech.] Zeile 23 – 25). Ein römischer Kaiser in Feindeshand! Das hatte es noch nicht gegeben, und auch nicht das, was folgte: Syrien, Kilikien
und Kappadokien wurden von Plünderungszügen der Perser heimgesucht; viele Städte fielen der Zerstörungswut der Feinde zum
Opfer, zahlreiche Menschen ereilte das Schicksal der Gefangenschaft. In Syrien war |222| Antiochia, in Kilikien Tarsus, in Kappadokien Caesarea unter den zerstörten Städten. Massen von Gefangenen wurden im Innern
Persiens auf den Königsgütern angesiedelt (Res gest. divi Sapor. [griech.] Zeile 34 – 36).
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