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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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     Nachdem 238 die in Niedermösien eingedrungenen Karpen und Goten (oben S. 208) von dem neu ernannten Statthalter Tullius Menophilus
     aus der Provinz vertrieben worden waren, verlagerten die Karpen – die Goten erhielten Jahrgelder für ihr Wohlverhalten – den
     Druck auf die Grenzen Dakiens. Philippus Arabs kämpfte 246   /   7 gegen sie und erwarb sich den Siegerbeinamen Carpicus maximus. Auch Germanen waren seine Gegner, wahrscheinlich die |212| Quaden, so daß der Titel Germanicus maximus neben jenen trat und der Triumph 247 beiden Siegen galt. Es war die Erfahrung,
     daß die Donaugrenze an vielen Stellen gefährdet sei, welche Philippus Arabs dazu bewog, die gesamten Donautruppen einem Oberbefehlshaber
     mit Hauptquartier in Sirmium zu unterstellen, der bei akuter Gefahr die nötigen Maßnahmen ergreifen sollte. Vor seiner Rückkehr
     nach Rom 247 ernannte er den Ti. Claudius Marinus Pacatianus zum ersten Kommandeur dieser zentralen Schaltstelle. Aber schon
     ein Jahr später wurde Pacatianus von den Truppen in Pannonien und Mösien zum Kaiser erhoben, wodurch an der Donau eine ähnliche
     Lage eintrat wie am Euphrat: ein Großraum des Reiches unter einem eigenen Kaiser. Und auch hier wirkte sich die Usurpation
     negativ auf die Verteidigungsbereitschaft aus. Diese aber war jetzt um so wichtiger, als Philippus Arabs die Zahlung der Jahrgelder
     an die Goten eingestellt (Jord. Get. 16, 89), diesen also einen Grund zu neuen Angriffen gegeben hatte; sie setzten noch 248
     ein.

Bemerkenswerterweise gab es sowohl im Befehlsreich des Priscus als auch in dem des Pacatianus eine Münzstätte, die Reichsmünzen
     prägte. Die in Antiochia/Syria Coele hatte vielleicht schon zur Zeit des Perserfeldzugs Gordians ihre Tätigkeit aufgenommen,
     die in Viminacium/Moesia superior wurde von Philippus Arabs 246   /   7 geschaffen. Zweck der Münzstätten war es, die beiden Großräume, in erster Linie natürlich die dort stationierten Soldaten,
     mit Geld zu versorgen. Ihre Einrichtung wies aber auch darauf hin, daß Zentrifugalkräfte am Werk waren, durch die elementare
     Bestandteile des Staatsapparates an die Peripherie des Reiches gelangten. Kein Wunder, daß ein in Viminacium geprägter Antoninian
     des Pacatianus die römische Säkularpropaganda fortführte: ROMAE AETERnae ANno MILLesimo ET PRIMO (Rom. Imp. Coin. IV 3, 105,
     Nr. 6)!
    Zur Abrundung des Bildes der militärischen Lage unter Gordian III. und Philippus Arabs muß noch ein Blick auf die Zustände
     am afrikanischen Limes geworfen werden. Im Zuge der Ereignisse des Jahres 238 war es zur Auflösung des Lagers der
legio III Augusta
in Lambaesis gekommen. Die Legion hatte die Erhebung der beiden Gordiane niedergeworfen (oben S. 204) und sich dadurch in
     den Augen der ‘Senatskaiser’ und ihres Nachfolgers, des dritten Gordian, kompromittiert. Die Maßnahme führte zu einer Änderung
     der Limes-Verteidigung: Nicht mehr sollten vom Zentrum Lambaesis aus Detachements an die bedrohten Stellen geworfen werden
     müssen, |213| sondern die einzelnen Limes-Abschnitte so mit Truppen verstärkt werden, daß sie unter einem
praepositus limitis
aus dem Ritterstand sich prinzipiell selbst verteidigen könnten (Inscr. Rom. Trip. 880). Ein neues Modell der Verteidigungsstrategie
     brach sich hier Bahn.
    Das Jahr 249 brachte Entwicklungen in Gang, die Rom nach dem Höhenflug der Jahrtausendfeier auf einen Tiefpunkt seiner Ge
     schichte hinabführten. Selbst die Natur schien den Ruin des Reiches herbeiführen zu wollen: Die Pest wütete fast 20 Jahre
     lang (von 251 bis 270 [Zosim. 1, 26, 2 + 1, 46, 2]) in allen Teilen des Reiches und raffte mehr Menschen dahin als je zuvor.
     Ausgelöst wurde die Ereigniskette, von der im folgenden zu berichten ist, durch die Entsendung des Konsulars C. Messius Quintus
     Decius zu den von Philippus Arabs abgefallenen Donautruppen (249). Diese hatten sich zwar ‘ihres’ Kaisers Pacatianus inzwischen
     wieder entledigt, aber ihre Disziplin war so heruntergekommen, daß angesichts der ständigen Goteneinfälle Gefahr im Verzug
     war. Decius griff energisch durch und nahm auch in Kauf, daß daraufhin viele Soldaten zu den Goten desertierten (Jord. Get.
     16, 90). Er galt seitdem als
reparator disciplinae militaris
(Corp. Inscr. Lat. III 12351). Aber dabei blieb es nicht. Decius wurde von den Truppen in Pannonien zum Kaiser ausgerufen
     (Juni/Juli 249).
    Decius stammte aus der Nähe von Sirmium. Wahrscheinlich war dies der

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