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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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entscheidende Grund, ihm trotz seiner Strenge den Purpur
     anzutragen. Jedenfalls sahen sich die Soldaten Pannoniens in ihrer Meinung bestätigt, daß ihre Interessen bei Decius gut aufgehoben
     seien. Auf Münzen, die er als Kaiser prägen ließ, erschien die Verkörperung des illyrischen Heeres gewissermaßen als Antriebskraft
     seiner Regierung: GENIVS EXERCitus ILLVRICIANI (Rom. Imp. Coin. IV 3, 122, Nr. 16). Und Decius kam ja auch, nachdem er Philippus
     Arabs besiegt und sich in Rom die Herrschaft gesichert hatte, an die Donau zurück, um den Kampf gegen die Goteninvasion aufzunehmen,
     womit er genau das tat, was die Soldaten wünschten: den Kaiser bei sich zu haben.
    Wo die Auseinandersetzung zwischen Decius und Philippus Arabs stattfand, ist umstritten. Die Mehrzahl der Quellen gibt Verona
     in Oberitalien an. Wahrscheinlich aber ist die nur bei Johannes von Antiochia (Fragm. Hist. Graec. IV 597 f., Nr. 248) sich
     findende Angabe, Philippus sei in Beroea umgekommen, die richtige, wobei die makedonische Stadt dieses Namens gegenüber der
     thrakischen wohl den Vorzug verdient. Philippus Arabs wäre nach dieser |214| Quelle in Perinth/Thracia gewesen, als er von der Usurpation des Decius erfuhr. Vielleicht wollte er seinem Bruder Priscus
     im Orient gegen Iotapianus (oben S. 210f.) zu Hilfe kommen. Philippus der Jüngere (oben S. 206) fand in Rom durch die Prätorianer
     den Tod. Im Herbst 249 war Decius alleiniger Inhaber der Kaisergewalt (Iotapianus wurde von den Soldaten ermordet).

Hatte Philippus Arabs 248 mit der Jahrtausendfeier ganz allgemein die Bedeutung der römischen Tradition ins Bewußtsein gehoben,
     so ging ein Jahr später Decius daran, die
religio
als eigentliche Kraftquelle der Tradition in Erinnerung zu rufen – und für die Gegenwart nutzbar zu machen. Den Göttern, die
     Rom schon so oft beigestanden hätten, sollten die Nöte der Zeit anvertraut und von ihnen Hilfe erbeten werden. Um aber zu
     gewährleisten, daß alle Reichsbewohner das Bittopfer
( supplicatio
) auch vollzögen, ordnete Decius es durch Edikt an (vgl. Euseb. hist. eccl. 6, 41, 1) und befahl seine Überwachung durch „Opferkommissionen“,
     wie sie aus Ägypten bekannt sind: Fast 50 Papyri enthalten Bescheinigungen solcher Kommissionen für Personen, welche der Opferpflicht
     genügt hatten (z. B. Pap. Oxy. XII 190);
libelli
hießen die Dokumente im Lateinischen.
    Decius ging in der Religionspolitik mit demselben Rigorismus zu Werke, den er bei der Disziplinierung der Donautruppen an
     den Tag gelegt hatte. Das heißt: Er übertrug die Maßstäbe der
disciplina militaris
auf die gesamte öffentliche Ordnung
( disciplina publica
), deren wesentlicher Bestandteil die Verehrung der Staatsgötter war. Mit dem Zwang, diesen zu opfern, aber traf er in besonderem
     Maße die Christen, deren Glaube an den einen Gott das verlangte Opfer nicht zuließ. Der Befehl zur sorgfältigen Ausübung der
     Staatsreligion führte also zur Christenverfolgung! Decius dürfte sie einkalkuliert und sich dabei auf die ‘öffentliche Meinung’
     gestützt haben, die seit langem schon den Abfall der Christen vom alten Götterglauben für die Drangsale der Gegenwart verantwortlich
     machte (Tert. ad nat. 1, 9, 3; Orig. comm. ad Matth. 39). Mit dem Gegensatz, in dem die Christen zur Staatsreligion standen,
     verband sich die Konkurrenz, in den die kirchliche Organisation zum Staat als solchem trat. In Rom z. B. bildeten seit neuestem
     je zwei der vierzehn Regionen (oben S. 7) einen kirchlichen Sprengel; es gab ihrer also sieben, die je einem Diakon unterstanden.
     Der Bischof gebot über insgesamt 154 Kleriker (Euseb. hist. eccl. 6, 43, 11). Von daher könnte zutreffen, was von Decius gesagt
     wurde, daß er wohl gelassener die Erhebung eines Gegenkaisers hinnähme als die Einsetzung |215| eines Bischofs von Rom (Cypr. ep. 55, 9). Dementsprechend begann hier die Verfolgung mit dem Martyrium des Bischofs Fabianus
     am 21.   1.   250 (Chron. min. I 75).
    Es ging nun eine Welle des Zwanges durch das ganze Reich. Überall wurden Christen, die das Opfergebot nicht befolgten, eingekerkert
     und mit Strafen verschiedenster Art belegt, um sie zur Abkehr von ihrem Glauben zu bringen. Nicht wenige fanden dabei den
     Tod oder wurden gezielt dem Martertod überantwortet wie der Presbyter Pionius in Smyrna (Martyr. Pionii). Aber die Fälle heroischer
     Todesbereitschaft und standhaften Bekenntnisses zu Christus wurden vielerorts überwuchert von der Zahl

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